Wir betrachten derzeit die Rendite der 10y US-Staatsanleihen als wichtigsten Einzelindikator, denn mit sportlichen 4,18% notiert sie nur knapp unter dem Zyklushoch von Herbst 2022. Freilich gab es in den letzten 24 Stunden dort kaum Bewegung, weshalb die Börsen aktuell etwas aufatmen. Um 14:30h steht jedoch mit dem US-Arbeitsmarktbericht (Nonfarm Payroll Juli) eine Konjunkturzahl mit hohem Einflusspotenzial auf die Zinsentwicklung an. Bei einer nennenswerten Abweichung vom Konsens (200t neue Stellen) dürfte daher der Nachmittag für die Kurse von USD, Anleihen und Aktien hektisch werden. Wie erwartet lieferte Amazon (NASDAQ:AMZN) ein hervorragendes Ergebnis ab und das von Apple (NASDAQ:AAPL) überzeugte weniger. Dennoch waren auch Apples Zahlen immerhin so gut - der Gewinn hat die moderaten Erwartungen übertroffen - dass die Aktie vorbörslich nur leicht nachgibt.
Heute früh überraschte der starke Auftragseingang von +7% für die deutsche Industrie. Unter Herausrechnung der Komponente Großaufträge für die Luft- und Raumfahrt ergab sich jedoch ein Minus von 2,6 Prozent zum Vormonat. Positiv war die Entwicklung bei den Investitionsgütern, für die KFZ-Industrie indes gingen die Bestellungen um 7,3% zurück. Europas Börsen präsentieren sich aktuell unter Führung der Finanz- und Energiewerte (NYSE:XLE) gut behauptet. UBS (SIX:UBSG) und Bank of America (NYSE:BAC) warnen, dass der europäische Aktienmarkt in einen Abwärtssog geraten könnte und weisen diesbezüglich auf die sich immer weiter verschlechternden ökonomischen Daten hin. Sie glauben deshalb nicht, dass der derzeitige Rückgang der Indizes nur eine kleine Delle sei.
In Fernost konnte sich Japan von seinem Kurseinbruch der letzten Tage leicht erholen, angeführt von den Finanzwerten, die von dem für japanische Verhältnisse aktuell exorbitant hohen Zehnjahreszins von 0,64% profitieren. Australiens Notenbank hat seine Wachstumsprognose von 1,25 auf 1,0% gekappt, äußert sich aber zuversichtlich zur Entwicklung der Inflation. Zudem hebt China morgen den Strafzoll für australische Gersteimporte auf. Damit entspannt sich die diplomatische Lage zwischen den beiden Staaten. In Hongkong zogen zunächst Aktien von Immobiliengesellschaften wie Longfor (HK:0960) und County Garden deutlich an, gaben die Zugewinne im Handelsverlauf aber zum größten Teil wieder ab. Die chinesische Notenbank will Hilfestellung bei den Haftungskosten der Banken gewährleisten und ihre geldpolitische Unterstützung verstärken. Auf kommunaler Ebene gibt es u.a. Bestrebungen, den Weiterverkauf von Immobilien zu erleichtern. Insgesamt wurden diese Vorschläge als mager bewertet, deshalb verpuffte die anfängliche Begeisterung über die neuen Stimuli schnell wieder.
Das Transportunternehmen Maersk (CSE:MAERSKa), das ca. ein Sechstel des globalen Containerverkehrs abwickelt, gilt mit seinen Aussagen als wichtiger Indikator für den Zustand der Weltwirtschaft. Der Konzern hat laut Bloomberg heute früh seine Erwartungen für den globalen Containerhandel in 2023 auf -4% im Vergleich zum Vorjahr nach zuvor -2,5% reduziert. Das Unternehmen erwartet keine Rezession, aber eine schleppende Wirtschaftsentwicklung für den Rest des Jahres.
Im APX kostet der steile Renditeanstieg der dt. und US-Staatsanleihen jeweils 2 Punkte, EM-Anleihen verlieren einen Punkt. Die Beruhigung bei den Volatilitäten auf VIX und VDAX bringen +2. Der aktuelle einstellige Punktestand empfiehlt uns eine Risikoreduktion. Da wir diese jedoch bereits in den letzten Tagen vorgenommen haben, entsteht aus dieser rein systematischen Betrachtung kein neuer Handlungsbedarf.