Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen steht wieder oberhalb der 4%-Marke. Das ist per se eine gesunde Entwicklung, weil damit die übertriebene und deshalb ungesunde Euphorie bezüglich der Zinssenkungserwartungen abgebaut wird. Wahrscheinlich wird spätestens bei 4,25% wieder ein guter Zeitpunkt sein, um dort weiter zuzukaufen. Aber der recht dynamische Zinsanstieg - das am 27.12. erreichte bisherige Zyklustief lag bei 3,78% - ist eine gewaltige Spaßbremse an den globalen Aktienmärkten und setzt insbesondere den hoch verschuldeten u/o hoch bewerteten Wachstumswerten zu. So auch heute früh wieder in Fernost, wo zudem neue Spannungen zwischen Nord- und Südkorea auf dem Kospi lasten. Der Hang Seng Tech Index nähert sich mit -1,75% wieder seinem Zyklustief vom Dezember. Gegen den Trend notiert Japan erneut stabil. Das kürzliche Erdbeben spricht gegen baldige Zinserhöhungen, was zudem den Yen schwächt und deshalb die Exportwerte beflügelt.
Im gestrigen Handelsverlauf gerieten in NY die Energiewerte (NYSE:XLE) nach starker Eröffnung unter Druck. Hintergrund: nachdem sich der IS zu dem Anschlag im Iran bekannt hatte, sanken die Ölpreise wieder. Denn zunächst hatten Spekulationen die Runde gemacht, Israel oder die USA wären dafür verantwortlich gewesen, was die geopolitischen Spannungen weiter erhöht hätte. Ein zweiter Grund war der Anstieg der Öllagerbestände in Cushing/Oklahoma. Heute früh stand die Branche deshalb auch in Europa zunächst am hinteren Ende, mittlerweile ist sie jedoch wieder im oberen Mittelfeld. Dank ihrer moderaten Bewertung hat sie einen defensiven Charakter – etwas, was derzeit gesucht ist. So haben sich die drei Branchen Telefongesellschaften, Versorger (NYSE:XLU) und Gesundheit zusammen mit dem niedrig bewerteten Banktiteln bereits wieder an die Spitze des STXE 600 gesetzt und verlieren aktuell „nur“ ca. 0,4%. Zykliker (NYSE:XLY) (Einzelhandel, Automobile, Industrie) stehen hingegen am hinteren Ende mit ca. -1%. Nicht gefragt sind heute aber auch die Spirituosenhersteller, was den „eigentlich“ defensiven Sektor Nahrung & Getränke belastet. Auf Indexebene klammert sich der STXE 600 NR mit aktuell -0,85% weiter an seinen 20-Tage Durchschnitt. Wichtig wird um 11:00h der Eurozone-Index der Entwicklung der Verbraucherpreise im Dezember. Es wird wegen Basiseffekten (insbesondere aus Deutschland) ein Anstieg auf 3% erwartet, in der Kernrate ein Rückgang von 3,6 auf 3,5%, jeweils im Vergleich zum Dez 2022. Nach der gestrigen Aufwärtsrevision der Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone erwarten Händler nun „nur“ noch eine Zinsreduktion der EZB um 150 Basispunkte in 2024. Der Optimismus war am 27.12. am ausgeprägtesten: da hatte der Markt -175 BPS eingepreist.
Der S&P 500 hat gestern im Späthandel zunehmende Schwäche quer über fast alle Branchen entwickelt. Der ADP-Arbeitsmarktbericht zu den Stellen im Privatsektor war besser als prognostiziert ausgefallen. Die Gehälter stiegen im Dezember auf Jahressicht im Schnitt um 5,4%, was eine leichte Entspannung darstellte. Trotzdem ist nach Veröffentlichung dieser Werte die Wahrscheinlichkeit, dass die FED bereits im März eine erste Zinsreduktion vornimmt, auf 65% gesunken. Zum Jahresende war dies laut Swaphändlern zu fast 100% eingepreist gewesen. Um 14:30h MEZ steht der große Dezember US-Arbeitsmarktbericht (Nonfarm Payrolls – erwartet +175T / Arbeitslosenquote – erwartet 3,8% / Stundenlöhne – erwartet +0,3%) an, dem große Beachtung geschenkt wird. Um 16:00h gibt der ISM-Index für das nicht verarbeitende Gewerbe Aufschluss über die Stimmung der Einkaufsmanager im Dezember.
Der APX bewertet die Beruhigung am US-Rentenmarkt positiv („weniger Rezessionsängste im Markt“), was +8 Punkte bringt. Das exakt gegenteilige Signal sendet Kupfer: -4. S&P 500 und STXE 600 stehen unter dem 20-Tage Durchschnitt: -5 Punkte. Der Shanghai Composite hat nun alle für uns relevanten Marken unterschritten: -2.