Offenbar sind die Investoren in abwartender Haltung vor den heutigen US-Wahlen. Es ist nicht nur sehr schwierig, den Ausgang zu erahnen, sondern auch die kurz- und mittelfristigen Auswirkungen auf die globalen Börsen. Denn es hängt auch sehr viel davon ab, welche Partei im Senat und welche im Repräsentantenhaus dominieren wird. Tendenziell lässt sich vermuten, dass eine republikanische Welle für die US-Aktienmärkte positiv wäre, eine Dominanz der Demokraten hingegen eher für Europas Börsen. Das gilt, falls der zukünftige Bewohner des Weißen Hauses auch die entsprechende Parteifarbe hat. Bei einem gemischten Kongress hingegen wird es wohl weniger spektakuläre Auswirkungen geben, unabhängig davon, ob Harris oder Trump gewinnt. Denn dann werden wie bisher keine drastischen Veränderungen verabschiedet werden. Denn Artikel 1, Absatz 1 der US-Verfassung besagt, dass der Kongress das zentrale Verfassungsorgan bei der Gesetzgebung ist. Freilich besteht die Möglichkeit einer sogenannten Executive Order oder aber des Presidential Memorandum, die es dem Präsidenten erlaubt, in Ausnahmefällen den Kongress zu umgehen. An den US-Börsen (ETR:SXR4) überwogen gestern eindeutig die Abgaben quer über alle Sektoren. Die Futures zeigen sich zur Stunde nahezu unverändert.
In Japan legten Nikkei und Topix nach dem gestrigen Feiertag zu und holten damit die Erholung der Weltaktien vom Freitag nach. Freundlich zeigten sich Chinas Festlandbörsen, insbesondere der breite CSI 500 präsentierte sich sehr stark. Gleiches galt für den Hang Seng Tech Index. Dass sich der Caixin-Einkaufsmanagerindex für den Servicesektor deutlich aufhellte, kam bei den Anlegern gut an. Der Wert sprang von 50,3 im September auf 52,0. Das wird so interpretiert, dass die bislang getroffenen geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen zur Wirtschaftsbelebung bereits anfangen zu wirken. Bezogen auf das global wichtige Währungspaar USD/Yen kann sich Bloomberg vorstellen, dass ein Sieg von Kamala Harris bedeutet, dass die USA keine besonders expansive Ausgabenpolitik betreibt. Das wiederum könne die Fed ermuntern, die Zinsen rasch weiter abzusenken (was also auch einen freundlichen US-Anleihemarkt bedeutet), was wiederum die Differenz zu den japanischen Zinssätzen verringern würde. Daraus ließe sich die Erwartung eines festeren Yen ableiten. Sollte Donald Trump gewinnen, wäre der gegenteilige Effekt – damit also ein schwächerer Yen – zu erwarten. Gepaart mit seinen Plänen einer niedrigen Besteuerung und einer Lockerung der Regulatorien könne dies Japans Exporteure beflügeln und damit insbesondere den Nikkei befeuern. Bremsend hingegen würden Zollängste wirken – deshalb sei es hierbei besonders wichtig, wie sich der künftige Kongress zusammensetzen würde. Es ist auch zu beachten, dass evtl. US-Sonderzölle auf China Japans Wirtschaft ebenfalls belasten würde. Denn China ist weiterhin Japans größter Exportmarkt.
Erneut wenig verändert präsentiert sich Europas STXE 600 NR. Vermutlich wird sich diese Starre aber auflösen, wenn bekannt wird, wer die US-Wahl gewonnen hat. In erster Reaktion wird wohl – unabhängig vom Kongress – nur darauf geschaut werden, wer das Land die nächsten Jahre anführen wird. Bei einem Sieg von Donald Trump dürften Europas Börsen morgen früh in erster Reaktion also wohl nachgeben (Zollängste), gewinnt Kamals Harris, dürften die Kurse zunächst zulegen (Erleichterung wegen Status Quo). Auf Sektorenebene legen Basic Resources heute stärker zu, hier dürften die Nachrichten aus China stimulieren. Ansonsten zeigen sich Versorger (NYSE:XLU) freundlich, die beiden Schwergewichte National Grid (LON:NG) und Iberdrola (BME:IBE) stehen bei STXE 50 bzw. ESX 50 weit oben. Nicht gefragt heute früh sind hingegen Energieaktien (NYSE:XLE) und die Healthcare-Branche.
APX: Kupfer +4, Nikkei +6.