Der weitere Anstieg der Renditen belastete die US-Börsen (ETR:SXR4) auch gestern wieder. Da heute früh dieser Trend erneut leicht aufwärts gerichtet ist – aktuell werfen US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit 4,258% ab (Tageshoch war bislang 4,274%) – zeigen sich die Futures schwächer, was wiederum den europäischen Handelsstart belastet. In der Eurozone drückten gleich zur Eröffnung zudem deutsche Konjunkturzahlen auf die Stimmung: der Auftragseingang für die Industrie ist im Juli um 11,7 Prozent ggü. Juni eingebrochen (erwartet war lediglich -5%) und lag damit um 10,5% unter dem Vorjahreswert. In zweiter Lesung muss aber fairerweise gesagt werden: der Vormonat war durch einen verbuchten Großauftrag von Airbus (EPA:AIR) kräftig verzerrt. Der geglättete 3-Monatsvergleich zeigt laut Reuters, dass die Aufträge von Mai-Juli um 3,4% ggü. Jan-Apr zugelegt haben.
Aus Fernost/Pazifik kommen recht gute Nachrichten: das australische Q2-BIP wurde deutlich hochrevidiert: von 1,7 auf 2,1% ggü. Q2 2022. In China sprangen die Aktien von Evergrande (HK:3333) um 80% und die von Country Garden (HK:2007) um 22% - Auslöser war das gestern hier angesprochene Thema: die gerade noch rechtzeitige Bezahlung der Zinsen auf die ausstehenden USD-Bonds. Sowohl Shanghai Composite Index als auch Hang Seng Index legten zu, abgebremst jedoch durch Kursverluste bei Industrie- und Technologiewerten. Auch Japans Börsen stiegen erneut.
Bereits gestern früh hat der STXE 600 unsere erste Stopp Loss Linie wieder unterschritten, weshalb wir mit vorsichtigem Positionsabbau begonnen haben. Nach einer leichten intraday-Erholung liegt er heute erneut darunter, weshalb wir vorhin einen zweiten Teilverkauf in Europa vorgenommen haben. Im Falle ausbleibender Erholung werden wir im weiteren Verlauf des Tages noch eine dritte Tranche veräußern. Der Automobilsektor zeigt sich heute früh in Europa als einzige der relevanten Branchen positiv – was wegen derer hohen Gewichtung wiederum den DAX relativ stabil hält. Auslöser hierfür könnte sein, dass die deutschen Autohersteller im Juli 2,7% mehr Aufträge erhielten als im Juni. Ansonsten performt der Sektor Telefongesellschaften stabil – dieser profitiert unter Führung von Telefonica (ETR:O2Dn) davon, dass Saudi Telecom einen 9,9%-Anteil an der spanischen Gesellschaft erworben hat.
Belastend für die Weltbörsen (ETR:SPPW) ist die Verlängerung der freiwilligen weiteren Drosselung der globalen Erdölversorgung durch Saudi-Arabien und Russland. Das verteuert nicht nur die Energiekosten, sondern nährt auch neue Inflationsbefürchtungen. Die Gewinner dieses Szenarios sind Energieaktien (NYSE:XLE), die gestern deutlich zulegten und sich auch heute früh stabil zeigen. Saudi Arabien will seine tägliche Produktion bis zum Jahresende um 1 Mio Barrel kürzen und Russland seine Exporte um 300T Barrel pro Tag. Der anhaltende Ölpreisanstieg schlägt sich mittlerweile in den Kursen der Flug- und Kreuzfahrtgesellschaften nieder. So verloren gestern z.B. Carnival (LON:CCL) und Delta Airlines (NYSE:DAL) jeweils über 2% an Wert.
Heute wichtig wird der ISM-Index für den US-Dienstleistungssektor. Es wird spannend, ob sich die zuletzt erkennbare Stabilisierung der US-Wirtschaft und damit weitere Abkopplung von der schwachen Tendenz in der Eurozone fortsetzt. Was gut klingt, kann jedoch die Furcht vor einer weiter straffenden FED bestärken. Deshalb wird auch das Beige Book der US-Notenbank, welches heute Abend veröffentlicht wird, stark beachtet werden. Dieser Report ist eine Zusammenfassung der FED-Regionalbanken über den aktuellen Zustand der Konjunktur.
Im APX verlieren EM-Aktien einen Punkt.