Der weit besser als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktbericht sorgte am Freitagnachmittag für gute Laune an den Aktienmärkten. Nicht nur wurde die Prognosen um 100T Stellen überboten, auch der Juli und August wurden um insgesamt 75T deutlich nach oben revidiert. Der kräftige Zuwachs an neuen Jobs nährte die Hoffnung, dass den USA die weiche Landung der Konjunktur gelingt. Freilich zogen die Renditen am Anleihemarkt deutlich an, zehnjährige Laufzeiten schossen um 11 Basispunkte nach oben auf 3,97%. Die ohnehin geringe Wahrscheinlichkeit, dass die Fed im November einen großen 0,5%-Zinsschritt geht, wurden weitgehend ausgepreist. Im Gegenzug zeigte sich der US-Dollar fester. Insbesondere gegen den Yen, was wiederum den japanischen Börsen heute früh Zusatzschub verleiht. Freilich ist dies eher ein Nahholeffekt – die Kurse dort sprangen schon im Freitagshandel „offshore“ kräftig an, im Xetrahandel heute früh notieren die ETFs auf Nikkei und Topix unverändert. Die US-Futures notieren aktuell etwas schwächer, jedoch 0,5% höher als am Freitag zum Handelsschluss in Europa. Chinas Festlandbörsen sind noch bis morgen geschlossen, jedoch ist der Aufwärtssog „offshore“ unverändert stark. Das deutet auf einen extrem starken Handelstag morgen in China hin. Offenbar liegen teilweise erhebliche Schieflagen vor, es gibt wohl inzwischen sogenannte „Margin Calls“ für Geldmanager, die auf fallende chinesische Aktien positioniert waren. Diese müssen deshalb entweder diese Leerverkäufe eindecken – also die entsprechenden Aktien kaufen – oder frisches Geld nachschießen. Das kann erfolgen, indem z.B. bestehende Long-Positionen aus den Portfolios veräußert werden. Auffallend ist, dass nun die großen Investmentbanken wie Goldman Sachs (NYSE:GS), HSBC (LON:HSBA) und Black Rock Chinas Aktien zum Kauf empfehlen und unter Bewertungsaspekten trotz der 27% Rallye noch erhebliches Aufwärtspotenzial sehen. Freilich könnte das neue Kursziel von Goldman Sachs, das 15-20% über dem Schlusskurs vor Beginn der „Golden Week“ liegt, bereits morgen erreicht werden,.
An den US-Börsen (ETR:SXR4) legten am Freitag die meisten Branchen und sowohl Large als auch Small Caps zu. Gefragt waren u.a. insbesondere auch Finanzwerte. Immobilienaktien gehörten wegen des jüngsten Anstiegs bei den Bauzinsen ebenso wie die defensiven Sektoren zu den wenigen Verlierern. Aktuell touchieren die viel beachteten 10y-US Treasuries die psychologisch wichtige Marke von 4%. Mitte September war ein Tief von 3,62% erreicht worden. Das ist noch nicht Besorgnis erregend, sollte aber beachtet werden.
Europas Börsen zeigen sich weiterhin auf Indexebene uninspiriert. Mit Mühe und Not verteidigt der STXE 600 NR den dritten Tag in Folge seinen 20 Tage-Durchschnitt. Banken und Luxusgüterhersteller sind heute früh gefragt. Versorger (NYSE:XLU), Automobilhersteller und Technologieunternehmen stehen auf der Verliererseite. Erneut kommen aus Deutschland schwache Konjunkturdaten. Die Auftragseingänge für Industrieunternehmen sind im August im Vergleich zum Juli um 8,5% gesunken. Freilich liegt dies auch an einem Sondereffekt, im Juli gab es umfangreiche Inlands-Großaufträge.
Es ist wieder soweit: die neue Berichtssaison beginnt diese Woche. Am Dienstag startet u.a. Pepsico (NASDAQ:PEP), am Freitag stehen dann die wichtigen Q3-Reports der ersten US-Großbanken an.
Der APX bewertet eine starke Rallye bei Risk off-Anlagen rein systematisch als negativ. Deshalb sieht er die Umkehr des deutlichen Kursanstiegs der Staatsanleihen positiv, was mittlerweile Pluspunkte bringt. So geschehen am Freitag via US-Treasuries, heute via Dt. Staatsanleihen. In der Interpretation beurteilen wir dies differenzierter. Der Auslöser - neue Konjunkturhoffnungen aus den USA – ist zwar klar positiv, aber der kräftige Wiederanstieg der Renditen könnte die Lockerungsbemühungen der Notenbanken untergraben und das Sentiment am Aktienmarkt belasten. Die auffallend dynamische weiter steigende US-Vola kostet einen Punkt.