- Platin ist das einzige Edelmetall, das gegenüber dem Jahresende 2019 billiger ist
- Platin hinkt dem Rest des Sektors seit Jahren hinterher
- Platin - In vielen Bereichen der Industrie von großer Bedeutung
- Platin ist auch ein Investmentmetall
Es war einmal, da wurde Platin als das „Gold des reichen Mannes” angesehen. Tatsächlich wurde Platin bis 2014 meistens zu einem höheren Preis als Gold gehandelt.
Der höchste Abschlag für Platin gegenüber Gold vor 2011 betrug etwas mehr als 120 USD pro Unze. Es ist ein Edelmetall, das seltener als Gold ist.
Während Gold in vielen Ländern abgebaut wird, stammt die überwiegende Mehrheit des Platins aus Südafrika und Russland. Der größte Teil der südafrikanischen Produktion kommt aus der Primärproduktion, während russisches Platin meist ein Nebenprodukt von Nickel aus der sibirischen Region Norilsk ist.
Sowohl Gold als auch Platin sind traditionell als hartes Anlagegut eng mit den Finanzmärkten verflochten; die hohe Hitzebeständigkeit und Dichte von Platin ermöglichen viele industrielle Anwendungen. Außerdem sind sowohl Gold als auch Platin Metalle, die von der Schmuckindustrie genutzt werden.
Edelmetalle befinden sich derzeit in einem Bullenmarkt. Gold erreichte im August ein Allzeithoch von über 2.000 USD. Der Wert von Silber hat sich seit dem Tief vom März 2000 mehr als verdoppelt. Palladium und Rhodium, zwei “Metalle der Platingruppe”, oder PGMs, haben Preisexplosionen erlebt.
Unterdessen bleibt Platin weiterhin das Schlusslicht im Edelmetallsektor. Der Preis des seltenen Metalls lag Ende letzter Woche unter dem Niveau von 900 USD pro Unze.
Platin ist das einzige Edelmetall, das gegenüber dem Jahresende 2019 billiger ist
Zum Ende des dritten Quartals 2020 hatten Gold, Silber und Palladium seit Ende 2019 jeweils über 22% zugelegt. Palladium stieg um 22,06%, während Gold um 23,92% zulegte. Das volatile Silber war mit einem Anstieg von 31,10% gegenüber dem Vorjahr führend unter den Metallen, die an den Börsen COMEX und NYMEX der Chicago Mercantile Exchange (CME) gehandelt werden.
Die beeindruckendsten Zuwächse waren jedoch auf dem Rhodiummarkt zu verzeichnen. Das Metall der Platingruppe, das nur auf dem physischen Markt gehandelt wird, bewegte sich von rund 5.850 USD Ende 2019 auf durchschnittliche 12.100 USD pro Unze am 30. September, was einem Gewinn von über 100% entspricht.
Rhodium ist ein Nebenprodukt der Platinproduktion, aber das namensgebende Metall der PGMs hat sich nicht so gut geschlagen wie die anderen Edelmetalle. Zum 30. September lagen die an der NYMEX gehandelten Platin-Futures seit dem letzten Handelstag im Jahr 2019 um 7,25% im Minus.
Platin hinkt dem Rest des Sektors seit Jahren hinterher
Platin hinkt dem Edelmetallsektor seit Jahren hinterher. Das Metall, das man gegenüber Gold mit einem Aufpreis gehandelt hatte, ist jetzt weniger als der Preisunterschied zwischen den beiden Metallen wert. Die Oktober-Platin-Futures an der NYMEX notierten am 30. September bei 901 USD.
Quelle, aller Charts: CQG
Der Quartalschart zeigt, dass Platin seit 2014 günstiger ist als Gold und weiter fällt. Ende des dritten Quartals 2020 wurde eine Unze Platin mit 1017,80 USD unter dem Preis einer Unze Gold gehandelt. Zum 4. August belief sich der Abschlag auf ein Rekordhoch von 1076,80 USD.
Platin kostete in 2008 noch über 1.600 USD pro Unze mehr als Palladium. In den nächsten zwölf Jahren schwang das Pendel in die andere Richtung.
Der Chart zeigt, dass Platin 2017 unter Palladium gefallen ist und am 2. Oktober 1.429,20 USD weniger als sein Schwestermetall kostete.
Ein Industriemetall mit vielen Anwendungen
Platin hat eine Geschichte als finanzieller Vermögenswert, aber seine Preisentwicklung zeigt, dass es im Vergleich zu Gold und Silber seinen Glanz verloren zu haben scheint. Wenn es um die Rolle von Platin als Industriemetall geht, ist sein Preisverhalten ein Rätsel, sofern man seine Eigenschaften genauer untersucht.
Palladium hat eine Dichte von 12,023 g/cm³ und einen Schmelzpunkt von 2.830,82 Grad Fahrenheit. Rhodiums Dichte beträgt 12,41 g/cm³ und es hat einen Schmelzpunkt von 3.567 Grad Fahrenheit. Platin ist ein dichteres Metall mit 21,45 g/cm³. Der Schmelzpunkt von 3.214,90 Grad Fahrenheit liegt zwischen Palladium und Rhodium. Die Nachfrage nach Palladium in Autokatalysatoren boomt, aber der Preisunterschied zwischen Platin und Palladium hat keine wesentliche Nachfrage nach Ersatz geschaffen.
Unterdessen hat die Preisschwäche von Platin in den letzten Jahren zu einem Rückgang der Produktion geführt, was zu einer Knappheit auf dem illiquiden Rhodiummarkt geführt hat. Rhodium wird zu über 12.000 USD pro Unze auf einem Allzeithoch gehandelt. Und die Preisprobleme von Platin haben ein bullisches Monster auf dem Palladiummarkt geschaffen.
Platin hat keine spekulativen Käufer mit finanziellen Motiven angelockt, obwohl Gold ein Rekordhoch von über 2.000 USD erreicht hat. Spektakuläre Bullenmärkte in Palladium und Rhodium haben die Substitution durch industrielle Nutzer nicht gefördert. Zu den PGM-Anwendern zählen die Bereiche Automobilbau, Schmuck, Elektronik, Öl und petrochemische Raffination, Elektronik und Medizin.
Platin ist auch ein Investmentmetall
Die jüngsten negativen Entwicklungen für Platin sind geradezu ironisch. Platin ist härter und haltbarer als Gold. Es ist auch eines der dichtesten Elemente, sechsmal dichter als ein Diamant.
Platin ist ein Investment- und Industriemetall zugleich, aber seine Preisentwicklung war im Vergleich zu den anderen Edelmetallen geradezu erschreckend. Es ist nicht mehr das "Gold des reichen Mannes", und es läuft nun Gefahr, seinen "Edelmetall-Status" zu verlieren. Während seine Pendants seit den Corona-Tiefs kräftig zugelegt haben, hat Platin seinen Anlegern im Jahr 2020 bisher nichts als einen Verlust eingebracht.
In den 1600er Jahren schrieb William Shakespeare: "Die Katze wird miauen und der Hund wird seinen Tag haben". Im Akt 5, Szene 1 von Hamlet sprach der Prinz von Dänemark den berühmten Satz.
Das Wertversprechen von Platin ist zwar überzeugend, aber die Performance ist bisher ziemlich enttäuschend. Für Anleger und Händler, die darauf setzten, dass das Industrie- und Edelmetall seinen Pendants aus dem Edelmetallsektor folgt, war es ein frustrierendes Jahr.
Zu beobachten, wie Gold, Silber, Palladium und Rhodium neue Hochs erreichen, während Platin unter 900 USD pro Unze rumdümpelt, war eine Tragödie. Für diejenigen, die Platin weiterhin halten, denken Sie an Hamlet - auch dieser Hund wird irgendwann mal seine Tage haben.