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US-Anleger haben an der Hausse der vergangenen Jahre gut verdient – und sind weiterhin ausgesprochen optimistisch für den Aktienmarkt. Dies belegen Sentimentindikatoren ebenso wie Mittelzuflüsse in Fonds und der Aktienanteil in den Portfolios.
Der S&P 500 hat seit Jahresbeginn um rund 18 % zugelegt. Davon profitieren in den USA viele Anleger über ihre Altersvorsorgedepots (umgangssprachlich 401k genannt). Die Hausse der vergangenen Jahre hat vielen US-Privatinvestoren einen erheblichen Vermögenszuwachs beschert.
Fast eine halbe Million 401(k)-Millionäre
Konkrete Zahlen belegen den aktuellen Stellenwert des Aktienmarktes bei Privatanlegern auf der anderen Seite des Atlantiks. Im zweiten Quartal lag die Zahl der 401(k)-Rentenkonten bei Fidelity Investments im Wert von mindestens einer Million Dollar bei rund 497.000. Das entspricht 31 % mehr als im Vorjahr und einem Rekordhoch.
Die Aktienanteile der US-Haushalte sind in diesem Jahr nach Schätzungen von JPMorgan (NYSE:JPM) stetig gestiegen und machten zuletzt rund 42 Prozent ihrer gesamten Finanzanlagen aus. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Datenerhebung 1952. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2022 lag der Anteil bei gut 37 %.
Und auch im Hinblick auf die künftige Performance des Aktienmarktes herrscht Zuversicht. EPFR-Daten zufolge verzeichneten US-Aktienfonds bis Ende August acht Wochen in Folge Zuflüsse. Die Zuflüsse setzten sich damit auch fort, als es Anfang August zu einem deutlichen Kursrücksetzer kam. Die Verluste gingen auf Sorgen um die US-Konjunktur und Yen-Spekulationen zurück. Doch die Stimmung besserte sich rasch: Die US-Konjunktur läuft noch immer robust. Außerdem stehen nun Zinssenkungen an.
Zinssenkung: Schub für Small- und MidCaps?
Eine Zinssenkung im September wäre die erste seit Beginn des aggressiven Zinserhöhungszyklus der Zentralbank vor mehr als zwei Jahren und könnte den Märkten weiteren Schub verleihen.
US-Anleger versprechen sich geldpolitischen Schub insbesondere für Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe. Small-Cap-Fonds verzeichneten im Juli Zuflüsse in Höhe von 12,7 Milliarden Dollar. Dies übertrag den bisherigen Monatsrekord aus dem November 2020, als sich die US-Wirtschaft in der frühen Phase ihrer Erholung vom Covid-19-Crash befand.
Die American Association of Individual Investors befragt Anleger seit 1987 nach ihrer Meinung zur Marktentwicklung in den nächsten sechs Monaten. Der Anteil der Bullen lag Ende August bei 51,2 % und damit nahe dem 52-Wochen-Hoch. Lediglich 27 % der Anleger waren bearish – Ende Oktober 2023 hatte dieser Wert mit 50 % das Jahreshoch markiert.
Risiko eines Rückschlags bleibt
Auch institutionelle Anleger sind optimistisch. Daten der Commodity Futures Trading Commission zufolge stiegen die Netto-Wetten der Vermögensverwalter auf S&P-500-Futures im Juli auf den höchsten Stand seit 2020. Thorne Perkin, Präsident des Multi Family Offices Papamarkou Wellner Perkin und damit nah dran an vermögenden Privatkunden, sieht weiteres Aufwärtspotenzial: „Wir sind optimistisch und sagen unseren Kunden, dass jetzt ein günstiger Zeitpunkt zum Investieren ist“.
Dabei werden immer wieder Zweifel an der Nachhaltigkeit der Rallye laut. Pessimisten etwa sehen den KI und Tech Boom deutlich zu weit gelaufen und warnen vor erheblichem Rückschlagspotenzial. Für eine solche Einschätzung spricht etwa, dass der Aktienkurs von NVIDIA (NASDAQ:NVDA) kürzlich sank, nachdem Zahlen berichtet worden waren – obwohl diese die Erwartungen übertroffen hatten. Dies ist ein Zeichen dafür, wie hoch die Messlatte für den Chiphersteller liegt.
Auch Warnungen vor Saisonalitäten sind derzeit häufig zu hören. Der September ist für die Märkte oft einer der volatilsten Monate – und im Angesicht einer zugleich wegweisenden und offenen Präsidentschaftswahl im November ergeben sich erhebliche Unwägbarkeiten.