Die US-Notenbank Federal Reserve hat am Mittwoch eine frühere Zinserhöhung in Aussicht gestellt, was den US-Dollar am Mittwoch kräftig in die Höhe getrieben hat. Dreizehn von 18 Notenbankern sehen nun bis zu zwei Zinserhöhungen bis Ende 2023. Im März hatten nur sieben Mitglieder einen Zinsschritt im Jahr 2023 gesehen, die Mehrheit ging sogar davon aus, dass die Zinsen bis 2024 unverändert bleiben würden. Diese dramatische Umkehr der Erwartungen wurde mit dem unerwartet starken Wachstum und der hohen Inflation begründet. Die Verbesserungen in der US-Wirtschaft haben die geldpolitischen Vertreter offensichtlich davon überzeugt, dass "die Inflation höher ist und länger anhält, als wir erwarten", so der Chef der Federal Reserve Jerome Powell. Die Wachstums- und Inflationsprognosen wurden für die Jahre 2021 und 2023 angehoben. Besonders dramatisch war die Anhebung der Schätzungen für die Kerninflationsrate, die für 2021 um einen vollen Prozentpunkt auf 3,4% heraufgesetzt wurde.
Powells Grundhaltung auf der Pressekonferenz war ausgesprochen optimistisch. Er sagte, dass sich die Aktivitäts- und Beschäftigungsindikatoren weiter verbessern und dass die Faktoren, die das Beschäftigungswachstum belasten, in den kommenden Monaten abnehmen werden. Er nutzte außerdem die Gelegenheit, um die schleppenden Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt herunterzuspielen. Es sei klar, dass man in ein bis zwei Jahren einen sehr gesunden Arbeitsmarkt vorfinden werde. Daher "fühlen sich viele Teilnehmer sicherer" in ihrer Annahme, dass die "wirtschaftlichen Rahmenbedingungen" in ihrer "Forward Guidance etwas früher erfüllt werden als bisher angenommen."
Powell äußerte sich sogar zum Tapering. Der Fed-Chef räumte ein, dass die Notenbanker inzwischen "über eine Verlangsamung der Anleihekäufe sprechen". Allerdings werde das Tapering erst dann erfolgen, wenn man das Gefühl habe, "dass die Wirtschaft substanzielle Fortschritte erzielt hat." Über das Timing werde man mehr sagen können, sobald man die hereinkommenden Daten sehe. Die zehnjährigen Treasury-Renditen schossen während der Powell-Pressekonferenz um mehr als 5% gen Norden und befeuerten damit die Rallye des US-Dollars.
Jetzt stellt sich freilich die Frage, ob die Gewinne des US-Dollars nachhaltig sind. Gemessen daran, wie lange die Investoren darauf gewartet haben, dass die Zentralbank die Tapering-Debatte beginnt und wie unsicher es war, ob es gestern passieren würde, rechnen wir fest mit weiteren Kursgewinnen beim US-Dollar. Der Optimismus der Fed spiegelt ihre Überzeugung wider, dass sich die Konjunkturdaten in den kommenden Monaten weiter aufhellen werden. Der Schweizer Franken geriet im Zuge der Dollar-Rallye am stärksten unter die Räder, gefolgt vom Euro. Die Europäische Zentralbank vermied auf ihrer letzten Sitzung das Gerede über ein Tapering, und diese Entscheidung belastete den EUR/USD am Mittwoch schwer
Neben dem Japanischen Yen war das Pfund Sterling die Währung, die dem Anstieg des US-Dollars am besten trotzte. Die Inflation in Großbritannien stieg im Mai stärker als erwartet an, der Verbraucherpreisindex lag im Jahresvergleich bei 2,1%.