In den letzten Wochen haben wir uns mit unterschiedlichen Datenpunkten befasst und die Wahl analysiert, um den möglichen Sieger zu ermitteln. Ich riskiere wieder einmal Kopf und Kragen und behauptete, Donald Trump wird nicht nur die Wahl gewinnen, sondern er wird mit größerem Vorsprung als 2016 gewinnen. In meinem Szenario gewinnt Trump das Wahlkollegium mit 315 Wahlmännern und -frauen gegenüber 222 für Biden. Den so genannten Popular Vote dürfte Trump dagegen verlieren, und zwar deutlicher als beim letzten Mal.
Anfang der Woche erläuterte ich in einem Video, was dies alles für den Aktienmarkt bedeuten könnte.
Spender-Daten
Als erstes habe ich mich darauf konzentriert, wie viele Amerikaner jedem Kandidaten eine Spende zukommen ließen. Basierend auf aktuellen Spenderdaten wird Trump wahrscheinlich die gleichen Swing States gewinnen, wie im Jahr 2016.
Umfragen
Als nächstes habe ich mich durch viele der Umfragen in den Swing-States gelesen und festgestellt, dass viele den gleichen Fehler wie 2016 machen. Noch wichtiger ist, dass viele Umfragen eine Differenz zeigen, bei der Biden Trump besiegt, aber das Ergebnis noch innerhalb der Fehlertoleranz liegt. Zum Beispiel zeigen mehrere Umfragen in Florida, dass Biden gewinnt, wie zum Beispiel die NBC/Marist-Umfrage. Die NBC-Umfrage weist jedoch eine Fehlergrenze von 4,4 % auf, so dass die Differenz zwischen den beiden Kandidaten innerhalb dieser Schwankungsbreite liegt, was im Grunde einem statistischen Gleichstand entspricht.
Umfragen in Georgia zeigen ebenfalls, dass alle Umfrageergebnisse innerhalb der Fehlertoleranz liegen. In North Carolina liegen 10 von 11 Umfragen innerhalb der Fehlergrenze. In Texas gibt es 6 Umfragen, wobei 3 innerhalb der Schwankungsbreite liegen und Trump in den anderen drei Umfragen außerhalb der Fehlertoleranz mit 4 oder mehr Punkten Vorsprung gewinnt.
Soziale Erwünschtheit (Social-desirability bias)
Interessanter finde ich die in einigen Umfragen gestellten Fragen und das Verständnis des Social Desirability Bias. Wenn der Umfrageteilnehmer dem Meinungsforscher seine Antwort mitteilt, geht er davon aus, dass der Meinungsforscher seine tatsächliche Meinung hören will oder sie ihm nicht mitteilen will.
Zum Beispiel zeigt eine Umfrage aus Michigan, dass Biden am 25. Oktober 10 Punkte Vorsprung hatte. Doch am 18. Oktober ergab die Stichprobe, dass 39% der Teilnehmer Demokraten, 39% Republikaner und 18% unabhängige Wähler waren. Dabei wurden die Teilnehmer gefragt, für wen ihre Nachbarn ihrer Meinung nach stimmen würden. Die Ergebnisse zeigten, dass 39% glaubten, ihre Nachbarn würden für Trump stimmen, 36% für Biden und 25% waren sich nicht sicher. Am 25. Oktober wurde dann eine weitere Umfrage durchgeführt, bei der 43% der Teilnehmer Demokraten, 39% Republikaner und 13% unabhängige Wähler waren. Aber dieses Mal, als sie gefragt wurden, wie ihre Nachbarn abstimmen würden, sagten 43%, sie würden für Biden stimmen, 41% für Trump und 16% waren sich nicht sicher. Damit will ich sagen, dass ich bezweifle, dass Biden in Michigan mit 10 Punkten gewinnt.
In einer Umfrage in Wisconsin hatte Biden unter den registrierten Wählern einen Vorsprung von 4 Punkten auf Trump (47-43). Interessanterweise waren 47% der Befragten der Meinung, dass Trump einen guten Job macht, nach 44% im August. Die Frage lautet daher, warum jemand Trump aus dem Amt wählen würde, wenn er der Meinung ist, dass er gute Arbeit leistet. Auch hier gibt es einen guten Grund, misstrauisch zu sein.
Demographische Veränderungen
Im Jahr 2016 gewann Trump Pennsylvania mit rund 68.000 Stimmen. Interessanter ist jedoch, dass es 2016 in Pennsylvania 4.217.456 registrierte Demokraten, 3.301.182 Republikaner und 1.204.339 Unabhängige gab. Im Jahr 2020 hat sich diese Zahl auf 4.229.158 Demokraten, 3.542.265 Republikaner und 1.318.575 Unabhängige verlagert. Die Republikaner gewannen 241.083 Wähler hinzu, während die Unabhängigen 183.145 und die Demokraten nur auf einen Zuwachs von 11.702 Wähler kamen.
Selbst wenn alle der neuen unabhängigen Wähler in das Biden-Lager wechseln würden, kämen die Republikaner immer noch auf einen Nettozuwachs von etwa 115.000 Neuwählern. Hinzu käme, dass Trump den Vorsprung von 68.000 Stimmen aus dem Jahr 2016 komplett einbüßen müsste. Somit müsste Biden etwa 121.945 Stimmen gewinnen, oder Trump müsste sie abgeben. Außerdem braucht Biden wahrscheinlich rund 3 Millionen Stimmen, um Trump zu schlagen; Obama hatte 2012 2,9 Millionen Stimmen. Das ist nicht so einfach.
In Florida sieht es nicht viel anders aus: Die Zahl der republikanischen Wähler stieg seit 2017 um 475.000, während die Demokraten einen Zuwachs von 395.000 verzeichneten. Damit haben die Republikaner einen Nettovorteil von 80.000 Wählern gegenüber den Demokraten. Trump gewann Florida 2016 mit 119.770 Stimmen.
North Carolina ist mit 2.736.124 Demokraten im Jahr 2016 und 2.099.551 Republikanern gleich geblieben. Im Jahr 2020 zählt man 2.607.337 Demokraten und 2.208.384 Republikaner, was bedeutet, dass die Republikaner netto 237.000 Wähler hinzugewonnen haben. Trump gewann 2016 North Carolina mit einem Vorsprung von 177.000 Stimmen.
Andere untergeordnete Faktoren
In Iowa belegte Biden in den Vorwahlen den vierten Platz hinter Pete Buttigieg, Bernie Sander und Elizabeth Warren.
In Arizona zeichnet sich ein enges Rennen ab; zu diesem Zeitpunkt gibt es nur eine Umfrage, die außerhalb der Fehlertoleranz liegt, und in dieser liegt Trump um 4 Punkte vorn.
Alles in allem dürfte es ein sehr enges Rennen werden, und wir dürfen nicht vergessen, dass die nationalen Wahlen und der Popular Vote keine Rolle spielen. Entscheidend ist nur die bundesstaatliche Wahl, und auch wenn so viele Amerikaner wie noch nie an dieser Wahl teilnehmen werden, hilft das Biden nicht weiter. Schließlich verfahren die meisten Bundesstaaten nach dem Prinzip winner takes all. Das System wurde speziell entwickelt, um zu verhindern, dass ein Staat oder ein Teil der Bevölkerung den Sieger bestimmt.
Die gute Nachricht ist, dass die Amerikaner in diesem Jahr wählen gehen, und ich bin ziemlich zuversichtlich, dass das großartigste Land der Welt, egal wer gewinnt, auch danach weiter Bestand hat und sich so weiterentwickeln wird, wie es in den letzten 235 Jahren der Fall war.
-Mike
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