- Der SPDR S&P Retail ETF hat in diesem Jahr fast 35 % an Wert verloren
- Die makroökonomischen Bedingungen signalisieren, dass es noch eine Weile dauern könnte, bis sich der Sektor vollständig erholt
- Dennoch werden die Herausforderungen die soliden langfristigen Pläne von Target nicht beeinträchtigen
Die unerwartete Verschiebung der Kaufgewohnheiten nach dem pandemiebedingten Kaufrausch hat im amerikanischen Einzelhandel mehrere Warnsignale aktiviert, wie z.B. engere Gewinnspannen, steigende Lagerbestände und niedrigere Umsatzprognosen.
Nicht überraschend hat der SPDR S&P Retail ETF (NYSE:XRT) in diesem Jahr fast 35 % seines Wertes eingebüßt, mehr als der 24 %ige Rückgang des Referenzindexes S&P 500. Angesichts des Zinszyklus der US-Notenbank, der hartnäckig hohen Inflation und der zunehmenden Rezessionsrisiken könnte es sogar erheblich länger dauern, bis sich der Einzelhandel von diesem Einbruch erholt.
Jeff Gennette, der CEO von Macy's (NYSE:M), sagte im August, dass Kunden aller Einkommensschichten ihre Käufe einschränken. Kurz darauf berichteten Führungskräfte von Dollar General (NYSE:DG), dass die Menschen auf preiswertere Versionen von Produkten des täglichen Lebens wie Waschmittel in Pulverform umsteigen und mehr Einkäufe mit Kreditkarte tätigen.
Aber es gibt in diesem angeschlagenen Sektor auch Ausnahmen. Und unter diesen Ausnahmen empfehle ich den Kauf von Target-Aktien (NYSE:TGT), die in diesem Jahr etwa ein Drittel ihres Wertes verloren haben. Die Aktien der in Minnesota ansässigen Discount-Kaufhauskette wurden am Mittwoch bei 155,74 USD gehandelt
Target hat stärker zu kämpfen als seine Konkurrenzunternehmen, weil das Unternehmen stärker von Verbrauchsgütern wie Kleidung, Einrichtungsgegenständen und Elektronik abhängig ist, die bei den Kunden nach der Pandemie weniger gefragt sind.
Das Unternehmen hat sich jedoch mit Produkten aus diesen Kategorien eingedeckt, weil es davon ausging, dass die Kunden auch nach der Pandemie noch Geld für diese Artikel ausgeben würden. Das ist aber nicht der Fall. Deshalb schiebt die Kette Überbestände vor sich her, die sie mit hohen Rabatten abbaut, um Platz zu schaffen.
Das war die richtige Strategie, die sich aber sehr negativ auf die Erträge auswirkte. Während die Umsätze auf vergleichbarer Basis in den drei Monaten zum 30. Juli um 2,6 % stiegen, sank der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 90 %. Die operative Marge sank von 9,8 % auf 1,2 %.
Aber wird Target noch lange in dieser Situation verharren?
Das glaube ich nicht. Es gibt bereits Anzeichen dafür, dass das Unternehmen diese kurzfristigen Herausforderungen erfolgreich meistert und das Schlimmste hinter sich hat. Aus diesem Grund prognostizieren mehrere Bewertungsmodelle von InvestingPro ein großes Ertragspotenzial für die TGT-Aktie.
Quelle: InvestingPro
Der physische Raum, den die Lagerbestände in den Distributionszentren einnehmen, ist seit Juni um 20 % gesunken, und der Kostendruck hat sich durch den jüngsten Rückgang der Ölpreise abgeschwächt. Darüber hinaus hat sich der Produktmix im Lagerbestand in Richtung essenzieller Güter verschoben, bei denen das Risiko von Preisabschlägen gering ist. Der CEO Brian Cornell kommentiert die Lage des Unternehmens so:
"Der größte Teil der finanziellen Auswirkungen dieser Maßnahmen zu Lagerbeständen liegt nun hinter uns. Wir sind gut aufgestellt, unsere Rentabilität in diesem Herbst deutlich zu verbessern."
Zweifelsohne operiert Target jetzt in einem ganz anderen Betriebsumfeld als während der Pandemie. Diese kurzfristigen Probleme bedeuten jedoch nicht, dass die Einzelhandelskette ihre Attraktivität für langfristige Investoren verloren hat. Nach einem Kursrückgang von mehr als 30 % erscheint der Kurs von Target mit dem 12-fachen des voraussichtlichen Gewinns und einer Dividendenrendite von rund 3 % jetzt günstig.
Bei der Auswahl von langfristig gewinnbringenden Anlagen kommt es vor allem darauf an, ob ein Unternehmen in guten und auch in schlechten Zeiten starke Cashflows erwirtschaften kann. Target kann in dieser Hinsicht eine ausgezeichnete Erfolgsbilanz vorweisen.
Das Unternehmen hat seine Dividende in den letzten 50 Jahren kontinuierlich erhöht und dabei Krisen wie den Dot-Com-Zusammenbruch Anfang der 2000er Jahre, den Finanzcrash von 2008-2009 und die COVID-19-Pandemie gut überstanden.
Fazit
Meiner Meinung nach bleibt Target aufgrund des soliden Ertragspotenzials und der Fähigkeit, sich schnell wieder zu erholen, eine der besten Einzelhandelsaktien, die man besitzen kann. Nach einem schwierigen Jahr 2022, in dem das Unternehmen mit Problemen in der Lieferkette, höherer Inflation und dem pandemiebedingten Nachfrageschub zu kämpfen hatte, ist Target gut aufgestellt, verlorenen Boden zurückzugewinnen, was diesen Titel zu einer sicheren Wette in diesem Bärenmarkt macht.
Offenlegung: Haris Anwar besitzt keine der in diesem Artikel genannten Anlager. Die in diesem Artikel dargelegten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wider und sind nicht als Anlageberatung zu verstehen.