Der Devisenhandel war am Mittwoch genauso chaotisch wie die erste US-Präsidentschaftsdebatte. Der Euro, der sich in Asien gegenüber dem US-Dollar erholte, geriet in Europa unter Verkaufsdruck, stieg kurz nach der Börseneröffnung in New York, bevor er seine Gewinne am Ende des Tages wieder abgab. Ähnliche Kursbewegungen waren beim USD/JPY zu beobachten, der in den frühen Morgenstunden zulegte, aber nach der New Yorker Eröffnung stark nachgab. Es ist nicht ungewöhnlich, zu dieser Jahreszeit wilde Kursausschläge zu beobachten, da die Bewegungen am Monats- und Quartalsende eine große Rolle bei der Volatilität an den Devisenmärkten spielen. Für den Dollar ging es überwiegend nach unten und das, obwohl wir robuste Daten aus den USA gesehen haben.
Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft steht am Freitag auf der Agenda, und laut ADP haben US-Unternehmen im September 749.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Das BIP für das zweite Quartal wurde leicht nach oben revidiert, und die noch nicht abgeschlossenen Hausverkäufe stiegen um 8,8% - mehr als doppelt so stark wie erwartet. Die positive Überraschung bei den ADP-Daten ist zwar ermutigend, aber angesichts der jüngsten Entwicklungen - Disney (NYSE:DIS), Shell (DE:RDSa), Dow, Continental (DE:CONG) und Marathon Petroleum wollen Tausende von Stellen streichen - fällt es einem schwer, diesem Bericht zu trauen. Nichtsdestotrotz trieben besser als erwartete US-Daten und positive Meldungen über das Konjunkturpaket die Aktien- und Treasury-Renditen deutlich nach oben. Der Dow Jones stieg um 2% oder mehr als 500 Punkte, bevor er sich dann wieder etwas abschwächte. Normalerweise bewegt sich der Dollar im Gleichschritt mit den Treasury-Renditen, aber wir sahen keine Anzeichen für eine breit angelegte Risiko-Rallye.
Die erste US-Präsidentschaftsdebatte hatte kaum nachhaltige Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Beide Kandidaten sprachen mehr über einander und verbrachten die meiste Zeit mit persönlichen Beleidigungen, was die Amerikaner eher frustrierte als erfreute. Es war ein so katastrophaler Misserfolg, dass die Kommission für Präsidentschaftsdebatten erklärte, sie werde das Format künftiger Debatten ändern. Sie nannte keine Einzelheiten, aber es wurde gefordert, dem Moderator zu erlauben, die Rednermikrofone abzuschalten. Einer der Hauptgründe dafür, dass sich Aktien und Währungen heute erholt haben, ist, dass die meisten Amerikaner am Ende des Tages bereits entschieden haben, für wen sie im November stimmen werden. Die Zahl der unentschlossenen Wähler ist auf einem Rekordtief, und in vielerlei Hinsicht kann man argumentieren, dass - je nachdem, wen sie unterstützen - die Performance von Trump und Biden am Dienstagabend ihre Meinung gefestigt haben dürfte. Die Kursentwicklung an den Märkten zeigt uns, dass das Einzige, was für die Anleger wirklich zählt, ein weiteres COVID-Entlastungsgesetz und die US-Daten sind. Aktien und Risikowährungen könnten ihre Gewinne ausweiten, wenn der morgige ISM-Bericht für das verarbeitende Gewerbe und die NFP-Zahlen am Freitag positiv überraschen. Der Markt glaubt, dass ein Deal nahe ist, aber laut McConnell liegen Republikaner und Demokraten noch immer sehr, sehr weit auseinander.
Der australische und der neuseeländische Dollar gehören nach wie vor zu den stärksten Währungen, wenngleich der kanadische Dollar ihnen am Mittwoch die Show stahl. Unterstützt durch die leicht erhöhte Risikobereitschaft, der Rallye an den Aktienmärkten, einem Anstieg der Ölpreise um 2% und besser als erwarteten BIP-Daten, rutschte der USD/CAD unter seine viertägige Range. Das Pfund Sterling baute seine Gewinne den fünften Tag in Folge aus, während der Euro hinterherhinkte. Die Stärke des Pfund Sterling überrascht uns immer wieder, weil die Brexit-Gespräche zwischen der EU und Großbritannien bisher noch zu nichts geführt haben. Die Zahl der COVID-19-Infektionen in Großbritannien bleibt den zweiten Tag in Folge in der Nähe der Rekordhochs. Positiv für das Pfund war jedoch, dass sich die Vertreter der Bank of England wohl doch nicht so sehr mit Minuszinsen beschäftigen, wie manch einer glaubt.