- Handelsängste eskalieren und setzen die wichtigsten US-Indizes unter Druck
- In den USA gelistete Werte aus China angeschlagen
- Saudisches Öl könnte unter erneute Attacken kommen
Wir gehen davon aus, dass Risikowerte und -indizes, wie S&P 500, Dow, NASDAQ und Russell 2000, in der kommenden Woche erheblichem Druck ausgesetzt sein werden, wobei die Märkte wahrscheinlich auf unerwartete Meldungen von einer Eskalation mit starken Ausschlägen reagieren werden. Das Einzige, was diese Befürchtungen ersticken könnte: Eine eindeutige Erklärung des Weißen Hauses, aus der hervorgeht, dass es im Vorfeld der geplanten Gespräche im Laufe dieses Monats Bewegung in die richtige Richtung auf eine Beendigung des Handelskriegs zwischen den USA und China gegeben hat.
Am Freitag ging die Abwärtsbewegung an den US-Aktienmärkten auf ein Dreiwochentief weiter, nachdem in den Medien Berichte erschienen waren, dass die Trump-Administration überlegt, US-Investitionen in China vollständig zu blockieren, einschließlich der an US-Börsen notierten chinesischen Aktien. Die amerikanischen Märkte stehen ohnehin schon aufgrund innenpolitischer Instabilität unter Druck, nachdem das demokratisch geführte Repräsentantenhaus eine Untersuchung für ein Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump eingeleitet hatte.
Im Hinblick auf die Wirtschaft waren die Nachrichten ebenfalls nicht gut. Die amerikanische Konjunktur verlangsamte sich im August, da die Konsumausgaben enttäuschten und die Unternehmen die Bestellungen für Investitionsgüter reduzierten, was die Konjunkturabkühlung weiter verschärft. Die gute Seite an einem solchen Szenario ist allerdings, dass die Fed möglicherweise zu einer früheren Tendenz zu Zinssenkungen zurückkehrt, die sich in der Vergangenheit für die Kurse als stimulierender als tatsächliches Wirtschaftswachstum erwiesen haben.
S&P 500 fällt wegen möglicher Störungen in der Wirtschaft
Der S&P 500 fiel um 0,5%, nachdem die Nachrichten von einer möglichen Blockade chinesischer Finanzwerte hereinkamen. Das ist keine Überraschung. Wenn chinesische Aktien, die an US-Börsen gehandelt werden, dekotiert werden müssten, besteht die Möglichkeit katastrophaler Störungen der Wirtschaft. "Es wäre ein absolutes Desaster", sagte Stephen Roach, Senior Fellow an der Yale University und ehemaliger Vorsitzender von Morgan Stanley (NYSE:MS) Asia.
In der Tat würde der Schaden auch weit über die Hunderte von Milliarden Dollar an Handelszöllen hinausgehen, die die USA und China bereits gegeneinander erhoben haben. Und trotzdem, nur einen Tag nachdem die USA angekündigt hatten, dass sie beim Handel mit China „kooperativ sein“ werden, nur um dann in Erwägung zu ziehen, sie mit stringenten Investitionsbeschränkungen zu belegen, hätte eine stärkere Reaktion der Anleger hervorrufen müssen, die notorisch für ihre Abneigung gegen Unsicherheiten sind.
Der S&P 500 gab um 0,53% nach und beendete die Woche um 1,01% tiefer, was seinen Monatsgewinn auf 1,21% stutzte und der Anstieg des dritten Quartals auf nur 0,68% begrenzte. Am Montag, dem letzten Handelstag des dritten Quartals, könnten diese Zuwächse zum Ende des Septembers noch weiter zusammenschmelzen.
Die Meldungen ließen die Kurse von in den USA gelisteten Aktien chinesischer Unternehmen einbrechen. Den Internetriesen Alibaba Group Holdings Ltd (NYSE:BABA) traf es am härtesten und die Aktie stürzte um 5,15% ab.
Aktien von Technologieunternehmen (-1,34%) und Kommunikationsdienstleistern (-1,06%) erlitten am Freitag die stärksten Verluste. Finanzwerte (+0,39%) waren als einziger Sektor im Plus, da sie unmittelbar von einer Repatriierung US-amerikanischer Investitionen in China profitieren würden.
Die Sektoren Gesundheitswesen (-2,9%), Kommunikationsdienste (-2,8%) und Energie (-2,69%) entwickelten sich im Berichtszeitraum unterdurchschnittlich. Die defensiven Sektoren Basiskonsumgüter (+ 1,33%), Versorger (+ 1,3%) und Immobilien (+ 0,43%) lagen hingegen im grünen Bereich.
Über den Monat gesehen lagen alle Sektoren mit einem Plus von mindestens 1% im grünen Bereich, mit Ausnahme des Gesundheitswesens (+ 0,19%). Finanzwerte entwickelten sich überdurchschnittlich (+ 7,18%) und profitierten von einer weniger taubenhaften Fed. Energie (+ 6,77%) legte eine Rallye hin, als die Schäden durch Angriffe auf Ölanlagen in Saudi-Arabien schneller als erwartet repariert werden konnten.
Und zu guter Letzt, im am Montag zu Ende gehenden Quartal legte der S&P 500 um lediglich 1,26% zu. Vielleicht noch wichtiger ist jedoch welche Sektoren im Berichtszeitraum die Gewinnerliste anführten: defensive Aktien - Versorger (+ 8,29%), Immobilien (+ 7,2%) und Basiskonsumgüter (+ 5,18%). Energie (-5,32%) lag bei den Verlustbringern an der Spitze, gefolgt vom Gesundheitssektor (-3,25%) und Grundstoffen (-0,52%).
Aus technischer Sicht zeigte der SPX Widerstand, nachdem er unter die Aufwärtstrendlinie gefallen war, die seit dem Tiefpunkt im Dezember besteht, was das zweite Mal seit dem August-Cluster ist und damit anhaltende Schwäche demonstriert. Sowohl der MACD als auch der RSI gaben Verkaufssignale.
Seit Januar 2018 haben wir wiederholt das Verbreiterungsmuster und seine Tendenz diskutiert, an den Marktspitzen aufzutreten. Der RSI entwickelt seit 2015 ein H&S-Muster. Als Momentumsindikator gibt er möglicherweise ein Frühsignal für eine langfristige Spitze.
Die Rendite der 10-Jahresanleihe der USA fiel den zweiten Tag und in der zweiten Woche in Folge, womit die Hälfte ihres Anstiegs in diesem Monat dahin ist, als sowohl der monatliche RSI als auch der MACD unter die mehrjährigen Aufwärtstrendlinien fielen.
Der Dollar stieg in der zweiten Woche und im dritten Monat in Folge und schloss nur um 0,02% unter seinem höchsten Niveau seit Mai 2017.
Der Dollar kletterte sogar gegen den Yen, was angesichts der risikofeindlichen Stimmung möglicherweise auf eine höhere Auslandsnachfrage nach US-Staatsanleihen hindeuten könnte. Technisch gesehen beendete der Dollar-Yen-Kurs den Handel oberhalb einer seit April laufenden Abwärtstrendlinie, wobei der MACD und der RSI auf einen weiteren Anstieg in Aussicht stellen, während der Shooting Star der letzten Woche Widerstand leistete.
Gold fiel am Freitag, schloss aber deutlich über seinen Tiefstständen, nachdem er seit dem 12. August Unterstützung auf dem Niveau von 1.487 USD gefunden hat. Sollte diese Marke fallen, würde dies zur Schulterlinie eines H&S-Tops werden. Sowohl der RSI als auch der MACD sind bärisch.
Bitcoin rutschte ab, nachdem es sich zunächst auf Erreichen des Bodens der 200-Tagelinie erholt hatte und stärkte damit die Belege für eine Plateaubildung.
Öl fiel am vierten Tag, als Saudi-Arabien wenig Zeit brauchte, um die Ölanlagen des Königreichs wieder in Betrieb zunehmen, inmitten der Befürchtungen vor erneute Angriffen.
Technisch gesehen ist der WTI-Preis drei Tage lang von seinem Tief weggesprungen, über dem Boden eines seit Juli bestehenden Aufwärtskanals. Die Preise schwankten zwischen der 200-Tagelinie und 50-Tagelinie, nachdem sich die beiden während der Entstehung des Musters mehrfach überkreuzt hatten, was das Potenzial für einen explosiven Preisausschlag verdeutlicht.
Die kommende Woche
Alle Zeitangaben sind US-Ostküstenzeit.
Sonntag
21:00: China – Einkaufsmanagerindex vom verarbeitenden Gewerbe: soll unverändert auf 49,5 bleiben.
21:45: China – Caixin-Einkaufsmanagerindex vom verarbeitenden Gewerbe: sinkt wahrscheinlich von 50,4 auf 50,2.
Montag
3:55: Deutschland – Änderung der Arbeitslosenzahlen: Anstieg von 4 Tsd. auf 5 Tsd. erwartet.
4:30: Großbritannien – BIP-Veränderung: soll im Quartalsvergleich unverändert auf -0,2% und im Jahresvergleich 1,2% liegen.
19:50: Japan – Tankan Index der Großunternehmen außerhalb des verarbeitenden Gewerbes: wird im dritten Quartal auf 20 gesehen, nach zuvor 23.
Dienstag
00:30: Australien – RBA-Zinsentscheidung: Senkung von 1,00% auf 0,75% erwartet, dem folgt ein RBA-Zinsstatement.
3:55: Deutschland– Einkaufsmanagerindex vom verarbeitenden Gewerbe: unveränderter Wert von 41,4 erwartet.
4:30: Großbritannien – Einkaufsmanagerindex vom verarbeitenden Gewerbe: soll von 47,4 auf 47,0 fallen.
5:00: Eurozone – Inflation der Verbraucherpreise: soll im Jahresvergleich unverändert auf 1,00% hereinkommen.
8:30: Kanada – BIP-Veränderung: soll auf 0,1% von zuvor 0,2% im Monatsvergleich sinken.
10:00: USA – ISM-Einkaufsmanagerindex vomm produzierenden Gewerbe: soll von 49,1 auf 50,1 steigen.
Mittwoch
4:30: Großbritannien – Einkaufsmanagerindex zum Baugewerbe: soll tiefer in die Kontraktion auf 44,9 fallen, von zuvor 45,0.
8:15: USA – ADP-Beschäftigungsveränderung außerhalb der Landwirtschaft: soll von 195 Tsd auf 140 Tsd einbrechen.
10:30: USA – Rohölvorräte: letzter Wert war 2,412 Mio Fass.
Freitag
8:30: USA – Amtlicher Report zur US-Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft: September-Wert soll auf 145 Tsd von 130 Tsd im August gestiegen sein.