FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Krieg in Israel beeinflusst auch den ETF-Markt hierzulande. Von Panikverkäufen ist im Handel allerdings nichts zu spüren. Dafür steigt die Nachfrage nach Rohstoff-Trackern.
17. Oktober 2023. Die zunehmenden Sorgen vor einer Eskalation der kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten zeigen sich vor allem bei den Rohstoffen. Leo Puschmann, der ETFs für Lang & Schwarz handelt, berichtet von einem regen Handel mit Öl-Produkten. Im Fokus der Anleger*innen stehen dabei aktuell vor allem gehebelte ETCs , die zumeist für eher kurzfristige Spekulationen eingesetzt werden.
Gehandelt wird sowohl die Long- als auch die Short-Seite. Als Beispiele nennt der Händler den Brent Crude Oil 3x Daily Short (6:3BRS) sowie den WTI Crude Oil 3x Daily Leveraged (3:3OIL) von WisdomTree.
Gold und Goldminen-Aktien werden gekauft
Auch Jan Duisberg registriert bei der Kundschaft momentan ein erhöhtes Interesse am Rohstoff-Segment. Bei der ICF Bank dreht es sich dabei meist um Gold. Die Akteure setzen hier mit Hilfe des WisdomTree Physical Swiss Gold (3:SGBS) auf steigende Preise des Edelmetall. Die Feinunze hatte zuletzt innerhalb weniger Tage mehr als sieben Prozent zulegen können, nachdem zuvor eine wichtige charttechnische Unterstützung bei gut 1.800 US-Dollar erfolgreich getestet worden war.
Ebenfalls "ein bisschen mehr Umsatz" sieht der Händler bei dem VanEck Gold Miners (3:GDX), der den NYSE Arca Gold Bugs Index widerspiegelt. Dieser Index beinhaltet die weltweit bedeutendsten Produzenten von Gold- und Silberminen wie zum Beispiel Newmont Mining oder Barrick Gold (NYSE:GOLD). Die Titel hatten in den vergangenen Monaten deutlich stärker verloren als der Goldpreis, konnten sich in den letzten Tage aber auch überdurchschnittlich stark erholen. Eine ganz typische Entwicklung, weshalb Anleger*innen Goldminenaktien häufig als gehebelte Wette auf Veränderungen des Edelmetallpreises nutzen.
Kurzfristige Allokationen und ETF-Sparpläne
Was die Aktien-ETFs angeht, berichtet Duisberg vor dem Hintergrund der starken Kursausschläge von einem "überraschend ruhigen und insgesamt ausgeglichenen Handel" mit den ETFs. Vereinzelt haben die Akteure auf dem reduzierten Kursniveau allerdings Handlungsbedarf, sei es, um Verluste zu begrenzen oder neue Käufe durchzuführen.
"Schöne Umsätze" sieht der Händler zum Beispiel bei dem Deka Euro Stoxx 50 ETF (4:ETFSTOXX50E) und dem unverändert nachgefragten L&G Gerd Kommer Multifactor Equity (4:GERD). Hier versucht der als "ETF-Papst" bekannte Finanzexperte Gerd Kommer durch eine modifizierte Zusammensetzung des Welt-Index eine Outperformance zu erreichen.
Frank Mohr von der Société Générale (EPA:SOGN) berichtet zum Wochenstart von einem regelmäßig vorkommenden Sondereffekt. "Zur Monatsmitte kam es dank zahlreicher ETF-Sparpläne wieder zu extrem starken Aktivitäten von Retail-Kunden", sagt der Händler. Betroffen seien davon primär die großen Index-ETFs. Beispielhaft zu nennen seien hier der MSCI World-ETFs von iShares (3:IWDA), der S&P 500-Tracker von Vanguard (3:VUSA) oder auch der iShares Core DAX ETF (4:GDAXIEX).
Aber auch schon vorher hatte Mohr etwas höhere Umsätze registrieren können. "Bei einer steigenden Volatilität kommt immer ein bisschen mehr Aktivität rein". Dabei handelt es sich seiner Ansicht nach aber vor allem um kurzfristige Allokationen, weil die Marktakteure bei fallenden Notierungen entweder Risiken abbauen oder kurzfristige Chancen nutzen. Von Panikverkäufen sei in den vergangenen Tagen erneut nichts zu spüren gewesen.
Normales Geschäft mit Krypto-Assets
Vergleichsweise stabil haben sich zuletzt die Krypto-Assets präsentiert. Bei der ICF Bank gibt es sowohl Käufe als auch Verkäufe vom rege gehandelten VanEck Ethereum ETN (4:VETHG). Relativ viel los ist auch im Handel mit dem 21Shares Cardano ETP (5:AADA), den vor allem risikofreudige Anleger*innen laut Händlern gerne nutzen, um auf Kursschwankungen in diesem Segment zu spekulieren.
Die Kundschaft von Lang & Schwarz hat den 21Shares Bitcoin ETP (5:ABTC) in den Fokus genommen. Auch hier berichten die Händler von einem "normalen Geschäft" mit einem weitestgehend ausgeglichenen Verhältnis zwischen Käufen und Verkäufen. Anhaltende Käufe gibt es hingegen vom gerne als Tagesgeld-Ersatz erworbenen EUR Overnight Rate ETF (4:XEON) von Xtrackers.
von Thomas Koch, 17. Oktober 2023 © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
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