Investing.com - Gewinnmitnahmen, höhere Renditen sowie ein stärkerer US-Dollar haben den Goldpreis in den vergangenen Tagen nach unten geschickt. Falls die Federal Reserve auf der Sitzung nächsten Mittwoch kein dovishes Signal aussendet, sei eine Beschleunigung der Abwärtsdynamik nicht ausgeschlossen, prophezeit die kanadische Investmentbank TD Securities. Dies sei aber nicht der Beginn eines neuen Abwärtstrends, sondern bietet eine Kaufgelegenheit.
Der Gold-Future zur Lieferung im Dezember wurde zuletzt mit einem Minus von 0,19 Prozent oder 2,95 Dollar auf 1.496 Dollar je Feinunze gehandelt. Gestern markierte er mit 1.492 Dollar je Feinunze den tiefsten Stand seit 4 Wochen.
Der Kassakurs für Gold stieg dagegen um 0,21 Prozent oder 3,19 Dollar auf 1.489 Dollar je Feinunze.
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Höhere Anleiherenditen sorgten dafür, dass Gold-Händler ihre Longpositionen abbauten. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen schnellte mit -0,54 Prozent auf den höchsten Stand seit einem Monat, während die Zehnjahresrendite aus den USA mit 1,75 Prozent so hoch rentierte wie zuletzt vor 4 Wochen. Die steigenden Renditen halfen auch dem US-Dollar-Index auf die Sprünge, der 0,38 Prozent zulegte. Da Gold in Dollar gehandelt wird, macht ein Preisanstieg bei der Reservewährung das gelbe Metall in Ländern außerhalb der USA teurer.
Zugleich gab es Entspannungssignale im Handelskonflikt mit den USA. So feuerte US-Präsident Donald Trump gestern seinen Sicherheitsberater John Bolton, der als China-Hardliner gilt. Umgekehrt hat China heute Morgen eine Liste veröffentlicht, die einige Produkte von den Zöllen in Höhe von 25 Prozent, die im letzten Jahr erhoben wurden, ausnimmt. Dies gelte als „Geste des guten Willens“, so die Global Times. Wichtige Agrarprodukte wie ber Sojabohnen, Schweinefleisch oder Mais gehören aber nicht dazu. Als Reaktion auf den Schritt aus Peking mussten sichere Anlagehäfen wie Gold, Yen, Schweizer Franken und Anleihen Federn lassen. Der chinesische Yuan wiederum, der als Proxy für den Handelskrieg gilt, legte leicht zu. Der Goldpreis in Yuan verlor 0,55 Prozent auf 10.595,22 CNY. So günstig war das gelbe Metall in China zuletzt Mitte August.
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Bart Melek, Leiter der Rohstoffabteilung bei TD Securities glaubt, dass der Goldpreis sich weiter in Richtung 1.480 bis 1.450 Dollar fallen bewegen könnte, "falls die Federal Reserve auf der Sitzung am 18. September kein dovishes Signal aussendet."
"Zum jetzigen Zeitpunkt geht der Goldmarkt davon aus, dass die US-Notenbank zwar die Zinsen senken wird, aber sich nicht zu aggressiven Zinssenkungen verpflichten wird. Unserer Meinung nach wird das Weltwirtschaftswachstum unabhängig davon, was die Zentralbanken in den nächsten Monaten tun niedriger ausfallen", erklärte Melek. Grund dafür sei die schwächere Handelsaktivität, die us dem US-amerikanischen und chinesischen Handelskrieg resultiert.
Da weder Deutschland noch China Zeichen einer Stabilisierung zeigen, und sich auch die USA verlangsamen, bleibt Melek zuversichtlich was den Goldpreis angeht. "Die Zentralbanken müssten die Geldpolitik extrem lockern um die Weltwirtschaft auf den Wachstumspfad zurück zu bringen, daher sehe ich Rückgänge bei Gold als Kaufgelegenheit an."
Im Fokus steht nun die EZB, die morgen über ihre Geldpolitik entscheiden wird. Die Erwartung an ein großes Lockerungspaket der Europäischen Zentralbank sowie der Berg an Anleihen mit Negativrendite hatten den Goldpreis in Euro zuletzt auf ein neues Rekordhoch getrieben.
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von Robert Zach