Investing.com – Der Bitcoin konnte in den vergangenen 24 Stunden um mehr als 5,5 Prozent an Wert zulegen, während der BTC bei 57.688 Dollar gehandelt wurde. Das vorläufige Hoch konnte in der letzten Nacht bei 58.805 Dollar gebildet werden, wodurch es der bekanntesten Kryptowährung der Welt gelang, zum ersten Mal seit April über der Marke von 58.000 Dollar zu notieren.
Die spannende Frage bleibt nun, ob als nächstes die psychologische Marke von 60.000 Dollar einem Test unterzogen werden kann, bevor die SEC am Montag erneut über die Zulassung eines Bitcoin-ETF entscheidet.
SEC-Entscheidung über BTC-ETFs rückt näher
In den vergangenen Wochen und Monaten haben verschiedenste Firmen bei der US-Börsenaufsicht (SEC) beantragt, einen ETF ins Leben rufen zu dürfen, mit dem ein Investment in den Bitcoin möglich wird.
In der Vergangenheit wurden bereits mehrfach beantragte ETFs abgelehnt, die zu direkten Investitionen in den Bitcoin geführt hätten. Aus Sicht der Regulierungsbehörde würde das jedoch die Systemrisiken verstärken, die vom wachsenden Kryptomarkt ohnehin zunehmend ausgehen.
Der SEC-Vorsitzende Gensler machte jedoch einen Gegenvorschlag, indem er sagte, dass er sich ETFs vorstellen kann, die in den an der Chicago Mercantile Exchange (CME) gelisteten Bitcoin-Futures investieren.
Seit diesem Tag gingen von Unternehmen wie ProShares und Valkyrie einige neue ETF-Anträge ein, die genau diesen Ansatz verfolgen. Die Bitcoin-Community ist hellauf begeistert und erwartet, dass der BTC neue Allzeithochs erreicht, sobald die SEC einem der eingereichten ETFs eine Genehmigung erteilt.
Das in solch einen ETF dreistellige Millionen Dollar Beträge fließen werden, ist unbestritten. Scheinbar ist aber nur den wenigsten bewusst, dass mit den aufgebrachten hohen Summen nicht ein einziger Bitcoin gekauft wird. Anders ist die Hysterie rund um die Einführung eines Bitcoin-ETF auf den Bitcoin-Futures nicht zu erklären.
Wissenswertes über die US-Bitcoin-ETFs
Der Bitcoin-Futures selbst investiert keinen einzigen Dollar in den Bitcoin, der auf eine Anzahl von 21 Millionen Stück begrenzt ist. Angesichts dessen würden selbst Milliarden und Billionen von Dollar, die über ETFs in den Bitcoin-Future fließen, nur begrenzten Einfluss auf den BTC-Kurs haben.
Das liegt schlichtweg in der Natur von Futures. Diese sind lediglich Derivate auf ein Handelsinstrument.
Hinzu kommt, dass sich der Futures nicht auf den aktuellen Kurs des Basiswertes bezieht, sondern auf den künftigen Wert (Backwardation/Contango). Ursprünglich stammt diese Herangehensweise aus der Landwirtschaft, als Bauern dazu übergingen, ihre erwartete Ernte im Voraus zu verkaufen.
Es kann also der Fall eintreten, dass, wenn der Bitcoin eine 50 Prozent Rallye in einer Woche absolviert, der Future und der darauf basierende ETF, diese Rallye in der Kürze der Zeit nicht abbilden werden.
Ein verständliches Beispiel dafür, dass Preisschwankungen von einem Futures nicht 1:1 nachgebildet werden und man von diesen somit auch nicht profitiert, ist der United States Natural Gas Fund (NYSE:UNG) (UNG). Dieser Future auf Erdgas lag zwischenzeitlich über 150 Prozent hinter dem eigentlichen Erdgas-Preis.
Ein ähnliches Schicksal könnte auch dem noch jungen Bitcoin-Futures und zwangsläufig den darauf basierenden ETFs drohen.
Bitcoin-ETF und die Zwangsdiversifizierung
Es gibt im Zusammenhang mit den Bitcoin-ETFs aber auch noch andere Stolpersteine, welche die Initiatoren lösen müssen. Der SEC-Vorsitzende Gensler wies explizit darauf hin, dass die BTC-ETFs dem Gesetz für Investmentgesellschaften von 1940 unterworfen sein müssen. Dieses wurde vom Kongress verabschiedet, um den Schutz von Privatanlegern zu erhöhen.
Das Gesetz regelt unter anderem, dass ein Fonds nicht nur in ein einzelnes Instrument investieren darf, sondern diversifiziert sein muss. Nach dieser Regelung ist es für ProShares & Co also unmöglich, das gesamte Kapital direkt in einen der Futures zu investieren. Man müsste zwangsweise 75 Prozent Cash halten.
Ein Problem, für das es nur eine wirkliche Lösung gibt. Die verbleibenden 25 Prozent werden an eine ausländische Tochtergesellschaft transferiert, wo man es mit der Regulierung der Finanzmärkte nicht ganz so genau nimmt. Diese investiert anschließend gehebelt in den Bitcoin-Futures, woraus sich im Idealfall ein nahezu 100 Prozent Engagement ergibt.
Dass diese Taschenspielertricks mit weiteren Kosten verbunden sind, die die Gebühren des ETFs in die Höhe treiben und die Renditen schmälern, dürfte klar sein. Vorausgesetzt natürlich, dass die SEC einem solchen Manöver überhaupt zustimmt.
Ist der Purpose Bitcoin ETF die Lösung?
Eine weitere, zusätzliche Möglichkeit, um der Diversifizierung gerecht zu werden, ist der kanadische Purpose Bitcoin ETF (TSX:BTCCu). Es wäre theoretisch möglich sich hier einzukaufen.
Aber die Mittel, die in diesen Fonds fließen können, sind stark begrenzt. Die kanadischen Behörden machen es ausländischen Investoren nicht einfach. Sie dürfen per Gesetz nicht mehr als 50 Prozent eines Fonds halten.
Viele der kanadischen Fonds weisen deshalb explizit darauf hin, dass ausländische Anteilseigner gezwungen werden können, Anteile zu verkaufen. Somit haben die in den USA aufgelegten Bitcoin-ETFs nicht die Möglichkeit unbegrenzt in den kanadischen BTCC zu investieren.
Das Ende vom Lied
Es steht außer Frage, dass ein amerikanischer Bitcoin-ETF in der Bevölkerung auf Akzeptanz stoßen wird. Doch die eingesammelten Gelder fließen nicht direkt in Bitcoin und können somit den BTC-Preis auch nicht unmittelbar beeinflussen. Das bedeutet aber nicht, dass die nach Marktkapitalisierung wichtigste Kryptowährung im Hype um einen möglichen ETF nicht auf ein Allzeithoch steigen kann, aber die Futures selbst sind dafür nicht verantwortlich. Vielmehr sind es die Anleger, die aus Angst, etwas zu verpassen, den BTC-Kurs im Vorfeld der Einführung eines ETF noch weiter in die Höhe treiben könnten.
Doch spätestens am Tag der Einführung könnte dann der Wind drehen, wenn einige der Investoren, die jetzt direkt in den Bitcoin investiert sind, es vorziehen, ihr Geld von den unregulierten Krypto-Börsen abzuziehen und über eine renommierte Bank in den ETF einsteigen. In dem Irrglauben, dass sie mit dem Bitcoin-ETF direkt am BTC partizipieren.
Wer wirklich davon ausgeht, dass er mit einem amerikanischen BTC-ETF von kurzfristigen Rallyes am Kryptomarkt profitiert, wird früher oder später von der Realität eingeholt werden.
Von Marco Oehrl
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