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DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V.: (deutsch)

Veröffentlicht am 06.03.2012, 08:16
Aktualisiert 06.03.2012, 08:20
Deutsches Aktieninstitut e.V.:

DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V. / Schlagwort(e): Sonstiges

Deutsches Aktieninstitut e.V.:

06.03.2012 / 08:16

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'Wenn wir Innovationen nicht nutzen, tun es andere'

Interview mit Dr. Hans-Ulrich Engel, Finanzvorstand, BASF SE

Uta-Bettina von Altenbockum, Finanzplatz

Die neue Führungsriege der BASF, die das Unternehmen seit fast einem Jahr

leitet, blickt zuversichtlich in die Zukunft. Hans-Ulrich Engel,

Finanzvorstand der BASF, betont in einem Interview mit dem Finanzplatz die

Bedeutung der Chemie für die Lösung der drängenden globalen

Herausforderungen und erläutert, welchen Einfluss das Thema Nachhaltigkeit

in der Vergangenheit und in der Zukunft auf das Unternehmen haben wird.

Herr Engel, Ende letzten Jahres haben Sie zusammen mit dem

Vorstandsvorsitzenden Kurt Bock und Ihrem Vorstandskollegen Martin

Brudermüller die Unternehmensziele bis zum Jahr 2020 vorgestellt. Danach

soll der Umsatz von 64 Mrd. EUR im Jahr 2010 auf 115 Mrd. EUR im Jahr 2020

steigen. Wieso legen Sie in einem so schwierigen wirtschaftlichen Umfeld

wie gerade jetzt die Messlatte so hoch?

Die strategische Positionierung der BASF darf sich nicht an den aktuellen

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in einem Teil unserer regionalen Märkte

ausrichten. Wir haben für die Entwicklung unserer 'We create

chemistry'-Strategie den Blick auf mittel- und langfristige

Wachstumspotenziale gelenkt. Und da sehen wir gute Perspektiven für

profitables Wachstum der chemischen Industrie und vor allem auch der BASF.

Dies unter anderem, weil wir in der Lage sind, Lösungen für eine ganze

Reihe von Herausforderungen zu bieten, die sich in zunehmendem Umfang

stellen. Nur mit dem Beitrag der Chemie wird es hierfür nachhaltige

Lösungen geben. Nehmen Sie den Anstieg der Weltbevölkerung: Im Jahr 2050

werden neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Das stellt uns vor

große Aufgaben, eröffnet aber auch große Chancen. Mit unseren Produkten

können wir dazu beitragen, Ressourcen zu schonen, eine gesunde Ernährung zu

sichern und die Lebensqualität zu verbessern.

Welcher zentrale Bereich wird maßgeblich zur Erreichung dieses Umsatzziels

beitragen?

Das angestrebte Wachstum wird aus dem gesamten BASF-Portfolio kommen. Dabei

geht es heute weniger um die Entwicklung neuer Chemikalien, sondern immer

mehr um die Kombination von Know-how aus unterschiedlichen Bereichen zur

Entwicklung neuer Materialien und Systemlösungen. Voraussetzungen für

solche Innovationen sind interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie ein tiefes

Verständnis für die Wertschöpfungsketten unserer Kunden. Wir werden unser

Portfolio weiter in Richtung kundennaher Geschäftsfelder ausbauen, Themen

wie Batterien und Wasser gehören dazu. Unser Ziel ist es, im Jahr 2020 rund

30 Mrd. EUR unseres Umsatzes mit Innovationen zu erzielen, die weniger als

zehn Jahre auf dem Markt sind.

Überraschend ist, dass trotz aller Euphorie für die Schwellenländer Europa

im Jahre 2020 immer noch fast doppelt so viel zum Unternehmensumsatz

beitragen wird wie die Region Asien-Pazifik. Wird das so bleiben, oder ist

es nur eine Frage der Zeit, bis die BASF ihren Hauptumsatz in Asien macht?

In den Regionen Asien-Pazifik und Südamerika, Afrika, Naher Osten wollen

wir jährlich um 8% wachsen, sehr viel stärker als etwa in Europa. Das sind

ambitionierte Ziele. In den aufstrebenden Volkswirtschaften wird das

Chemiewachstum in den kommenden Jahren besonders dynamisch sein. Dieser

Trend wird dazu führen, dass der Anteil unseres Umsatzes ohne Öl und Gas in

den heutigen Schwellenländern steigt, von 34% im Jahr 2010 auf 45% im Jahr

2020. Wir wollen aber auch in unserem Heimatmarkt Europa und in Nordamerika

weiter profitabel wachsen.

Batterien für Elektroautos ist ein hervorgehobenes Wachstumsfeld für Ihr

Unternehmen. Die Bundesregierung geht davon aus, dass 2020 bereits eine

Million Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sind. Ist das

überhaupt realistisch?

Wenn Industrie, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft an einem Strang

ziehen, kann die Elektromobilität zu einer bezahlbaren und nachhaltigen

Alternative werden. Ohne einen engen Schulterschluss geht es jedoch nicht.

Große Herausforderungen können nicht von einzelnen Gruppen gelöst werden,

sondern nur in Zusammenarbeit. Mit der Nationalen Plattform

Elektromobilität sind wir insoweit sehr gut aufgestellt. Deshalb bin ich

zuversichtlich, dass wir Deutschland bis 2020 nicht nur zum Leitmarkt,

sondern auch zum Leitanbieter für Elektromobilität machen können. Erklärtes

Ziel der Plattform ist, dass 2020 eine Million E-Fahrzeuge über deutsche

Straßen rollen.

Welchen Beitrag kann die BASF in diesem Bereich leisten?

Als führendes Chemieunternehmen können wir maßgeblich zu einer bezahlbaren

und nachhaltigen Elektromobilität beitragen. Derzeit bauen wir zum Beispiel

eine Anlage für die Herstellung von Kathodenmaterial für Batterien in

Elyria/Ohio und forschen an Materialien für leistungsfähigere Batterien der

nächsten Generation. BASF-Kunststoffe tragen dazu bei, Gewicht zu

reduzieren und damit die Reichweite zu erhöhen. Außerdem liefern wir

Lösungen für ein besseres Wärmemanagement im Elektroauto, wie Infrarot

reflektierende Pigmente oder isolierende Hochleistungsschäume. Tolle

Beispiele für unsere Lösungen für die Elektromobilität finden Sie im von

Daimler und BASF gemeinsam entwickelten Konzeptfahrzeug smart forvision,

das wir auf der IAA 2011 in Frankfurt vorgestellt haben.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt für das Erreichen der Unternehmensziele

eine wichtige Rolle. Hat die BASF nicht immer eine nachhaltige

Unternehmensstrategie betrieben? Was hat sich in der Nachhaltigkeitspolitik

der BASF verändert?

Verändert hat sich im Laufe der Zeit der Umgang mit dem Thema

Nachhaltigkeit - von der Bewältigung spezifischer Probleme hin zu einer

ganzheitlichen Betrachtung, vom Kostenfaktor hin zum Wachstumsfaktor. Bis

in die 80er Jahre ging es vor allem um Arbeits- und Anlagensicherheit und

die Reduzierung von Emissionen. In den 90ern standen dann Klimaschutz und

Kostenersparnisse im Vordergrund. Ende der 90er wurde das Thema dann um die

Komponente der gesellschaftlichen Verantwortung erweitert. Wir erleben

schon jetzt und werden dies in Zukunft noch stärker sehen, dass

Nachhaltigkeit ins Geschäft integriert und ein stärkerer Werttreiber wird.

Das Wachstum der Weltbevölkerung und die damit einhergehenden

demografischen Veränderungen erfordern nachhaltige Lösungen. Wir haben

unser Streben danach im Unternehmenszweck der BASF verankert: 'We create

chemistry for a sustainable future.'

Statt eines gesonderten Nachhaltigkeitberichts ist in den letzten Jahren

das sogenannte 'integrated reporting', also die Berichterstattung, bei der

Finanz-, Umwelt- und soziale Informationen in einem 'integrierten' Format

zusammengefasst werden, in den Vordergrund gerückt. Welche Vorteile bietet

ein solches Format für Investoren?

Wir verbinden wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung

und dem Schutz der Umwelt. Nachhaltigkeit ist ein fester Bestandteil

unserer Strategie. Kunden wollen nachhaltige Produkte, die Industrie will

nachhaltige Lösungen und Mitarbeiter wollen in Unternehmen arbeiten, die

Nachhaltigkeit ernst nehmen. Den ersten Umweltbericht haben wir bereits

1988 veröffentlicht. Seit 2007 dokumentieren wir die wirtschaftliche,

ökologische und gesellschaftliche Leistung der BASF in einem integrierten

Finanz- und Nachhaltigkeitsbericht. Für die Investoren hat das den Vorteil,

dass sie nicht nur die finanziellen Kennzahlen erhalten, sondern auch die

Zukunftsfähigkeit des Unternehmens abschätzen können.

Ende letzten Jahres hat die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung harsche

Kritik an den IFRS geübt. Es wurde unter anderem gefordert, die Anwendung

von Zeitwerten (Fair Value) in den Bilanzen zu beschränken und die

Werthaltigkeitsprüfung (Impairmenttest) durch regelmäßige Abschreibungen zu

ersetzen. Wie beurteilen Sie diese Forderungen?

In Deutschland haben wir mit dem HGB ein Rechnungslegungsregelwerk, das die

Verlässlichkeit und somit die Objektivität des Zahlenmaterials in den

Vordergrund stellt. Die IFRS haben hingegen viele angloamerikanisch

geprägte Regelungen übernommen. Dies ist zum Beispiel bei der

angesprochenen Bewertung zum beizulegenden Zeitwert, dem Fair Value, der

Fall. Sollte kein aktiver Markt existieren, muss die Bewertung unter

Umständen mit Hilfe von Modellen vorgenommen werden, bei denen die

Parameter vom jeweiligen Unternehmen selbst zu bestimmen sind. Gleiches

gilt bei der Werthaltigkeitsprüfung: Auch hier hängt die Bewertung in

starkem Maße von den verwendeten Wachstumsraten, Zinssätzen sowie der

Fremd- und Eigenkapitalausstattung ab. Diese Methodik impliziert somit eine

gewisse Subjektivität.

Viele Unternehmen kritisieren auch, dass die Komplexität der IFRS ständig

zunimmt und damit die Anwendung derselben immer aufwendiger wird. Teilen

Sie diese Auffassung? Welche Aspekte halten Sie für reformbedürftig?

Die vergleichsweise häufigen Regeländerungen und die Komplexität der IFRS

stellen sicher Herausforderungen für uns dar. Die Rechnungslegung nach IFRS

ist einerseits sehr aufwendig, andererseits hat ihre Anwendung aber auch

dazu geführt, dass die veröffentlichten Daten von Unternehmen, die nach

IFRS bilanzieren, vergleichbarer geworden sind. Daher kann ich die Kritik

am hohen Aufwand nachvollziehen, sehe zugleich aber auch die Vorteile. Das

aktuelle Arbeitsprogramm des International Accounting Standards Board zeigt

zudem, dass die richtigen Prioritäten gesetzt werden.

Das europäische Gesellschaftsrecht steht dieses Jahr im Fokus der

EU-Kommission. Die BASF hat sich 2008 als eines der ersten deutschen

Großunternehmen in eine Societas Europaea (SE, europäische

Aktiengesellschaft) umgewandelt. Die komplexe rechtliche Struktur der SE

wird von vielen als Manko gesehen. Sehen Sie das auch so? Sollte in diesem

Zusammenhang eine stärkere europäische Harmonisierung erfolgen?

Die rechtliche Struktur der Societas Europaea ist weitgehend vergleichbar

mit der einer Aktiengesellschaft in ihrem jeweiligen Sitzland. Für eine

deutsche SE, wie die BASF SE, gelten mit wenigen Ausnahmen die Vorschriften

des deutschen Aktiengesetzes. Die gesellschaftsrechtlichen Regeln der SE

sind daher aus unserer Sicht kein Grund, der gegen die SE spräche. Die SE

bietet in Teilbereichen eine deutlich höhere Flexibilität: Denken Sie an

die Mitbestimmung der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat. Hier gilt nicht das nur

die deutschen Arbeitnehmer berücksichtigende Mitbestimmungsgesetz. Vielmehr

können Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretung eine für das

Unternehmen maßgeschneiderte Ausgestaltung der Mitbestimmung aushandeln.

Das sehen wir als echten Vorteil.

Herr Engel, wenn Sie einen Wunsch an die Politik frei hätten: Was würden

Sie sich wünschen?

Wir müssen noch mehr als bisher in Bildung investieren. Kluge Köpfe sind

die wichtigste Ressource, die wir hierzulande haben. Wir müssen als

Zuwanderungsland für Wissenschaftler und Fachkräfte attraktiver werden. Im

internationalen Vergleich hinken wir hinterher. Darüber hinaus wünsche ich

mir von der Politik einen Beitrag zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Dazu

zählen für mich neben der Verlässlichkeit der Rahmenbedingungen vor allem

ein positives Klima für Innovationen und eine Aufgeschlossenheit für neue

Technologien. Vorsicht ist gut. Übertriebene Vorsicht kann schnell zum

Hemmschuh werden. Wenn wir Innovationen nicht nutzen, tun es andere. Im

globalen Wettbewerb wartet niemand auf Deutschland.

Ende der Corporate News

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06.03.2012 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht,

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159410 06.03.2012

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