von Robert Zach
Investing.com - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins für die Euro-Zone nicht angetastet. Das teilte die EZB nach ihrer Ratssitzung mit. Damit bleibt der Leitzins auf dem Rekordtief von 0,00 Prozent. Die im Vorfeld der von Investing.com befragten Volkswirte hatten mit dieser Entscheidung gerechnet.
Auch den Zinssatz für Einlagen, die Banken bei der EZB parken, ließ die Zentralbank erwartungsgemäß unverändert bei -0,40 Prozent.
Die Spitzenrefinanzierung beträgt weiterhin 0,25 Prozent.
Niedrige Zinsen helfen in der Regel um die Inflation zu befeuern, denn Kredite werden dann auch günstiger. In der Folge sollen dann auch mehr Unternehmen und Verbraucher konsumieren. So die Theorie. In der Praxis sieht das aber ganz anders aus. Seit Jahren pumpt die EZB Unmengen an Geld in das System. Die Inflation will aber einfach nicht anspringen.
Im geldpolitischen Begleittext der EZB heißt es, dass "die EZB-Leitzinsen mindestens bis Ende 2019 und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden, um eine fortgesetzte nachhaltige Annäherung der Inflation an ein Niveau von unter, aber nahe 2 % auf mittlere Sicht sicherzustellen".
Ferner heißt es in dem Text, dass "die Tilgungsbeträge der im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten erworbenen Wertpapiere für längere Zeit über den Zeitpunkt hinaus, zu dem er mit der Erhöhung der Leitzinsen beginnt, und in jedem Fall so lange wie erforderlich bei Fälligkeit weiterhin vollumfänglich wieder anzulegen, um günstige Liquiditätsbedingungen und eine umfangreiche geldpolitische Akkommodierung aufrechtzuerhalten".
Überraschend war, dass die EZB bereits heute ankündigte, langfristige Kredite für die Banken im Euroraum aufzulegen, kurz TLTRO III. Die Liquiditätstender heißen im englischen "Targeted Longer-Term Refinancing Operations". Den Startschuss für das Kreditprogramm ist September 2019. Es soll bis Ende März 2021 laufen. Die Geschäftsbanken können sich dank den Liquiditätstendern billiges Geld leihen.
Die vollständige geldpolitische Erklärung der Europäischen Zentralbank finden Sie hier.
Nun gilt es um 14.30 Uhr den einleitenden Worten von Mario Draghi auf dessen Pressekonferenz zu lauschen, wo auch die Wachstums- und Inflationsprognosen der Währungshüter präsentiert werden. Experten rechnen durch die Bank hinweg mit einer deutlichen Absenkung der Wachstumsprognosen.
Die Pressekonferenz von Mario Draghi um 14.30 Uhr können Sie hier Live mitverfolgen.
Der Euro hat am Donnerstagnachmittag kaum auf die zinspolitische Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) reagiert. Um 13.50 Uhr notierte er bei 1,1311 Dollar und damit 0,05 Prozent im Plus.
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Der deutsche Leitindex DAX, der seit Jahresanfang eine sensationelle Rallye hinlegte, hielt sich oberhalb der 11.500 Punkte-Marke und gab zuletzt knapp 50 Punkte ab.
Auch die US-Index-Futures halten ihre Verluste nach der Zinsentscheidung der EZB aufrecht. Grund dafür ist unter anderem die Huawei-Klage gegen die US-Regierung, die das Risiko eines Platzen des Handelsdeals erhöht.
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Der S&P 500 Futures sank um 3,88 Zähler auf 2.673 Punkte, der Dow Jones 30 Futures gab um 0,22 Prozent auf 25.506 Punkte nach. Die Technologiebörse Nasdaq fiel um 0,16 Prozent auf 7.100 Zähler.
In Kürze werden in den USA die wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe sowie Zahlen zur Produktivität außerhalb der Landwirtschaft veröffentlicht. Für Spannung dürften außerdem die Lohnstückkosten sorgen.
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