von Robert Zach
Investing.com - Der Dax dürfte zwar leicht höher in die neue Handelswoche starten, büßte allerdings seine nachbörslichen Gewinne vom Freitag vollständig ein, nachdem US-Präsident Donald Trump am Freitag nach US-Börsenschluss den Prozess zur Erhebung der Strafzölle auf alle verbleienden Einfuhren aus China im Volumen von rund 300 Milliarden Dollar anordnete, teilte der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer mit. Damit erreicht der Handelskrieg eine neue Eskalationsstufe und den Aktienmärkten droht ein schwieriger Auftakt in die Handelswoche.
Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow versuchte am Sonntag bei Fox News das sinkende Schiff zu retten und sagte, diese nächste Stufe werde nicht so schnell kommen. "Das wird einige Zeit dauern", betonte er. "Es könnten ein paar Monate sein."
Der Future auf den Dax signalisiert eine Eröffnung knapp über dem Schlusskurs vom Freitag bei 12.074 Punkten. Der Terminkontrakt sank um 131 Punkte auf 12.074 Zähler.
An den US-amerikanischen Börsenplätzen sieht es nicht besser aus: der Dow Future gab vorbörslich um 1 Prozent nach, der marktbreitere S&P 500 um 1,02 Prozent und die technologielästige Nasdaq um 1,21 Prozent. Der VIX, das so genannte Angstbarometer, sprang um 2,41 Prozent in die Höhe.
Lesen Sie auch: Kein Scherz! Jetzt ist höchste Vorsicht geboten!
In China fiel der wichtigste Index CSI 300 um 1,81 Prozent, der SZSE Component um 1,62 Prozent, der SSE 100 um 1,91 Prozent und der Shanghai Composite um 1,41 Prozent.
"Was Sie jetzt erwarten können, ist eine Art chinesische Vergeltung am Wochenende. Wir werden wahrscheinlich einen schwachen Handelsauftakt am Montag sehen", sagte Andrew Brenner von der National Alliance dem TV-Sender CNBC.
Auch über den Fortgang der Handelsgespräche herrscht Uneinigkeit. Während Chinas Vize-Premier und Chefunterhändler Liu He am Freitag vor der Abreise aus den USA sagte, sei eine weitere Verhandlungsrunde "in der nahen Zukunft" in China geplant. US-Finanzminister Steven Mnuchin sagte dagegen dem TV-Sender CNBC, "bis jetzt" seien keine weiteren Gespräche geplant.
Unterdessen nannte Liu He drei Voraussetzungen, um einen Deal zu erreichen: Um einen Deal zu erreichen, müssten alle wechselseitigen Zölle aufgehoben werden. Auch müssten die Ziele für geplante chinesische Käufe von US-Agrarrohstoffen mit der realen Nachfrage übereinstimmen. Der Text des Handelsabkommens sollte zudem "ausgewogen" sein und die "Würde" Chinas und den USA wahren.
Die Trump-Administration hatte am Freitag die Zölle auf chinesische Importwaren im Volumen von 200 Milliarden Dollar von 10 auf 25 Prozent erhöht. Chinas Handelsministerium kündigte umgehend Vergeltungsmaßnahmen an.
Von den höheren Sonderzöllen unberührt bleiben Exporte, die China vor Fristablauf verlassen haben, so dass beiden Seiten noch einige Wochen Zeit bleibt, um einen endgültigen Handelsdeal auszuarbeiten, bevor die Zollerhöhung spürbar wird.
Auf Twitter hatte Trump am Freitag geschrieben, dass er "keine Eile" bei den Verhandlungen mit China habe. "Wir werden weiterhin mit China verhandeln in der Hoffnung, dass sie nicht noch einmal versuchen, den Deal neu zu verhandeln!“.