Börsen-Zeitung: Schlecht angelegtes Geld, Kommentar zum
Koalitionsbeschluss für eine Stärkung der Finanztests der Stiftung
Warentest, von Angela Wefers.
Frankfurt (ots) - Einen Finanz-TÜV hatte Schwarz-Gelb schon beim
Start der Koalition 2009 ins Auge gefasst. Nun haben CDU, CSU und FDP
sich für eine kleine Lösung entschieden, und man kann sagen:
glücklicherweise. Denn es wird keine neue staatliche Institution
namens 'Stiftung für Finanzprodukte' geben, die suggeriert, der
Anleger müsse nur in deren Annalen nachschlagen und wüsste sogleich,
wie er mit seinen Finanzen sinnvoll umgeht.
Stattdessen greift die Koalition auf Bewährtes zurück. Die Mittel
der Stiftung Warentest will sie um 1,5 Mill. Euro jährlich
aufstocken. Damit soll die Stiftung ihren Zweig der Finanztests
stärken, Anlagekategorien entwickeln und Finanzprodukte mit einer Art
Gütesiegel versehen. Etwas verkürzt dürfte dies auf eine Art
Ampelsystem für den Risikogehalt von Anlageprodukten hinauslaufen,
das Verbraucherschützer so sehr wünschen. Wie alle Simplifizierungen
schafft es aber nur vermeintlich Klarheit und Sicherheit.
Dabei konterkariert die Koalition ihren Kurs bei der Stiftung. In
den vergangenen drei Jahren hat sie deren Kapital auf 72 Mill. Euro
mehr als verdreifacht, um sie unabhängiger von staatlichen
Zuwendungen zu machen. Dafür schrumpften die jährlichen Zahlungen bis
2012. Nun steigen sie wieder. Konsequent ist das nicht. Zudem ist das
Geld des Bundes dort schlecht angelegt. Nicht etwa, weil die Stiftung
schlechte Ergebnisse liefern würde. Aber so einfach wie die
Entscheidung über den Kauf einer Waschmaschine ist diejenige über die
Anlage von Finanzmitteln eben nicht. So vielfältig Lebenssituationen
sein können, so sehr können sich unterschiedliche Finanzprodukte für
verschiedene Menschen eignen. Dies bedeutet auch, dass ein und
dasselbe Produkt für den einen sehr risikoreich, für den anderen aber
sehr wohl passend sein kann.
An der individuellen Betrachtung führt kein Weg vorbei. Ebenso
wenig daran, dass Finanzanlage auch beim so genannten kleinen Anleger
mehr Zeit braucht als eben der Kauf besagter Waschmaschine, die einen
im Leben weniger lang begleitet als die Altersvorsorge. Der Staat tut
sich keinen Gefallen, wenn er vorgibt, er könne mit einer klugen
Kategorisierung den Menschen Entscheidungen abnehmen sowie die Mühe,
sich mit solchen Themen zu befassen. Die Stiftung könnte zudem in
Haftungsprobleme geraten. Deshalb wären die Mittel besser in Schulen
ausgegeben, um endlich mit dem Fach 'Wirtschaft' schon junge Menschen
zum kundigen Bürger und souveränen Anleger zu erziehen.
(Börsen-Zeitung, 6.3.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Warentest, von Angela Wefers.
Frankfurt (ots) - Einen Finanz-TÜV hatte Schwarz-Gelb schon beim
Start der Koalition 2009 ins Auge gefasst. Nun haben CDU, CSU und FDP
sich für eine kleine Lösung entschieden, und man kann sagen:
glücklicherweise. Denn es wird keine neue staatliche Institution
namens 'Stiftung für Finanzprodukte' geben, die suggeriert, der
Anleger müsse nur in deren Annalen nachschlagen und wüsste sogleich,
wie er mit seinen Finanzen sinnvoll umgeht.
Stattdessen greift die Koalition auf Bewährtes zurück. Die Mittel
der Stiftung Warentest will sie um 1,5 Mill. Euro jährlich
aufstocken. Damit soll die Stiftung ihren Zweig der Finanztests
stärken, Anlagekategorien entwickeln und Finanzprodukte mit einer Art
Gütesiegel versehen. Etwas verkürzt dürfte dies auf eine Art
Ampelsystem für den Risikogehalt von Anlageprodukten hinauslaufen,
das Verbraucherschützer so sehr wünschen. Wie alle Simplifizierungen
schafft es aber nur vermeintlich Klarheit und Sicherheit.
Dabei konterkariert die Koalition ihren Kurs bei der Stiftung. In
den vergangenen drei Jahren hat sie deren Kapital auf 72 Mill. Euro
mehr als verdreifacht, um sie unabhängiger von staatlichen
Zuwendungen zu machen. Dafür schrumpften die jährlichen Zahlungen bis
2012. Nun steigen sie wieder. Konsequent ist das nicht. Zudem ist das
Geld des Bundes dort schlecht angelegt. Nicht etwa, weil die Stiftung
schlechte Ergebnisse liefern würde. Aber so einfach wie die
Entscheidung über den Kauf einer Waschmaschine ist diejenige über die
Anlage von Finanzmitteln eben nicht. So vielfältig Lebenssituationen
sein können, so sehr können sich unterschiedliche Finanzprodukte für
verschiedene Menschen eignen. Dies bedeutet auch, dass ein und
dasselbe Produkt für den einen sehr risikoreich, für den anderen aber
sehr wohl passend sein kann.
An der individuellen Betrachtung führt kein Weg vorbei. Ebenso
wenig daran, dass Finanzanlage auch beim so genannten kleinen Anleger
mehr Zeit braucht als eben der Kauf besagter Waschmaschine, die einen
im Leben weniger lang begleitet als die Altersvorsorge. Der Staat tut
sich keinen Gefallen, wenn er vorgibt, er könne mit einer klugen
Kategorisierung den Menschen Entscheidungen abnehmen sowie die Mühe,
sich mit solchen Themen zu befassen. Die Stiftung könnte zudem in
Haftungsprobleme geraten. Deshalb wären die Mittel besser in Schulen
ausgegeben, um endlich mit dem Fach 'Wirtschaft' schon junge Menschen
zum kundigen Bürger und souveränen Anleger zu erziehen.
(Börsen-Zeitung, 6.3.2012)
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