FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt ist nach seiner jüngsten Rally am Montag zunächst nicht in die Gänge gekommen. Im frühen Handel sank der Dax (DAX) um 0,09 Prozent auf 10 784,58 Punkte. Vergangene Woche hatte der deutsche Leitindex dank positiver Signale von der Geldpolitik mit einem Plus von fast 7 Prozent so stark wie seit Februar 2011 nicht mehr zugelegt.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte verlor am Montagmorgen 0,14 Prozent auf 20 888,60 Punkte, wogegen es für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) um 0,18 Prozent auf 1823,83 Punkte bergauf ging. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) fiel um 0,33 Prozent auf 3414,50 Punkte zurück.
Nachdem am Donnerstag die Europäische Zentralbank (EZB) eine Ausweitung ihrer Anleihekäufe in Aussicht gestellt hatte, lockerte die chinesische Notenbank tags darauf ihre Geldpolitik. Entscheidend für weiter steigende Kurse dürften nun die Signale aus der Berichtssaison sein, die auch hierzulande richtig Fahrt aufnimmt, sowie die US-Leitzinsentscheidung zur Wochenmitte. Am Montag richten sich die Blicke aber erst einmal auf das ifo-Geschäftsklima.
'WIRTSCHAFTSSORGEN MACHEN ANLEGER VORSICHTIG'
Die geldpolitischen Aussagen aus der Eurozone und China hätten zuletzt für eine kräftige Nachfrage nach risikobehafteten Anlagen gesorgt, sagte Analyst Dirk Gojny von der National-Bank. "Allerdings sollte man auch die Kehrseite der Maßnahmen nicht unbeachtet lassen: Man muss sich erhebliche Sorgen über das Wirtschaftswachstum machen." Daher dürften die Anleger "in den nächsten Tagen" eher vorsichtig agieren.
Die US-Notenbank Fed, die am Mittwoch die letzte Gelegenheit zur Vorbereitung einer Leitzinserhöhung noch in diesem Jahr habe, werde sich deshalb wohl schwer mit einer solchen Entscheidung tun, so Gojny weiter. Zudem dürften die Anleger die anlaufenden Beratungen der chinesischen Führung über den kommenden Fünfjahresplan im Auge behalten. Zu rechnen sei mit sinkenden Wachstumserwartungen und weiteren Strukturreformen. "In diesem Umfeld dürften die Marktteilnehmer eher auf Abwarten schalten", resümierte der Experte seine Erwartungen.
BERICHT STÜTZT RWE - ZAHLEN HELFEN MTU NICHT
Am deutschen Aktienmarkt sah die Nachrichtenlage zunächst übersichtlich aus. Die RWE-Aktien (XETRA:RWEG), die in der Vorwoche dem starken Markt hinterher gehinkt waren, entwickelten sich mit plus 0,04 Prozent ein wenig besser als der Dax. Hier stützte die Entscheidung, dass Energiekonzerne mit zusammen 1,6 Milliarden Euro dafür entschädigt werden, Braunkohle-Kraftwerke vom Netz zu nehmen und künftig als Notfallreserve vorzuhalten. Bisher sei nicht damit gerechnet worden, dass RWE dafür eine Kompensation erhalte, sagte ein Händler. Entsprechend positiv wirke die Nachricht.
Beim Triebwerksbauer MTU (XETRA:MTX) standen indes trotz guter Geschäftszahlen marktkonforme Verluste von 0,22 Prozent zu Buche. Das Unternehmen sieht sich nach einem starken dritten Quartal weiter im Steigflug und bestätigte seine Jahresziele. Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow sah das operative Ergebnis auf bereinigter Basis über den Erwartungen und blieb bei seinem Kaufvotum. Allerdings war die Aktie in der vergangenen Woche stärker als der Markt gelaufen.
ANALYSTENKOMMENTARE BEWEGEN
Für deutlichere Kursausschläge sorgten Analystenkommentare: Die Aktien von ThyssenKrupp (XETRA:TKAG) verloren am Dax-Ende 1,73 Prozent. Hier belastete, dass die US-Bank Citigroup ihre Kaufempfehlung für die Papiere des Industrie- und Stahlkonzerns strich.
Dagegen wirkte bei der Munich Re (ETR:MUV2) eine positive Anlageempfehlung der französischen Societe Generale (PA:SOGN) vom Freitagabend nach: Die Aktien des Rückversicherers stiegen um 0,87 Prozent, womit die den Spitzenplatz im Leitindex eroberten.
Dass die Privatbank Berenberg Jenoptik (XETRA:JENG) nicht mehr zum Kauf empfiehlt, ließ die Titel des TecDax-Konzerns um 1,38 Prozent sinken.