Investing.com - Der Markt wartet gespannt auf die neusten Quartalszahlen von Tech-Gigant Nvidia, wobei die Anleger insbesondere darauf achten werden, ob die hohe Bewertung der Aktie gerechtfertigt ist. Das Protokoll der letzten Fed-Sitzung steht heute ebenfalls im Mittelpunkt. Und die Inflation in Großbritannien ist im April weniger stark gesunken als erwartet.
1. Nvidia-Zahlen im Rampenlicht
Den heutigen Höhepunkt bildet der mit Spannung erwartete Quartalsbericht von Nvidia (NASDAQ:NVDA), der nach Börsenschluss veröffentlicht wird. Viele Anleger sehen in den Zahlen ein Barometer für die aufstrebende KI-Branche.
Die Begeisterung der Anleger über alles, was mit künstlicher Intelligenz zu tun hat, hat in der Vergangenheit dazu beigetragen, dass der technologielastige Nasdaq Composite-Index nahe an sein Allzeithoch geklettert ist. Im bisherigen Jahresverlauf ist er um mehr als 12 % gestiegen.
Die Zahlen von Nvidia werden sich wahrscheinlich auf die Aktienkurse von KI-bezogenen Unternehmen wie Super Micro Computer (NASDAQ:SMCI), Advanced Micro Devices (NASDAQ:AMD), Arm Holdings (NASDAQ:ARM) und Palantir Technologies (NYSE:PLTR) auswirken. Ausgehend davon, dass Nvidia jetzt das drittgrößte US-Unternehmen nach Marktwert ist, hat es auch einen übergroßen Einfluss auf die breiteren Märkte. Nvidia ist gemessen am Marktwert nach Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Apple (NASDAQ:AAPL) das drittgrößte US-Unternehmen.
Robuste Gewinne von Nvidia könnten dazu beitragen, die in den letzten Monaten überzogenen Bewertungen an der Börse zu rechtfertigen.
„Wir gehen davon aus, dass NVIDIA im April-Quartal die Erwartungen übertreffen und den Umsatz steigern wird, auch wenn er nicht das Niveau des Januar-Quartals erreichen wird. Dies ist auf ein verbessertes Angebot und eine erwartete Verlangsamung im Jahresvergleich aufgrund härterer Vergleiche zurückzuführen“, so die Analysten von Rosenblatt in einer Kundenmitteilung vom 20. Mai.
2. Fed-Protokoll soll Hinweise auf Zinssätze liefern
Das Protokoll der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank wird heute Aufschluss über den Zeitpunkt und das Ausmaß der geldpolitischen Lockerung in diesem Jahr geben.
Die Veröffentlichung des US-Verbraucherpreisindexes in der vergangenen Woche hat die Gemüter hinsichtlich einer länger anhaltenden Zinserhöhung durch die Fed beruhigt.
Fed-Vertreter warnen jedoch fortlaufen vor den Inflationsrisiken, was zu einer gewissen Unsicherheit darüber geführt hat, wann die Fed in diesem Jahr mit Zinssenkungen beginnen wird. Wenn überhaupt.
Fed-Gouverneur Christopher Waller sagte gestern, dass die jüngsten Wirtschaftsdaten darauf hindeuten, dass die restriktive Politik der Fed wie gewünscht funktioniert. Der Leiter der Fed in Atlanta, Raphael Bostic, sagte dagegen, dass die Notenbank im Vorfeld ihrer ersten Zinssenkung Vorsicht walten lassen muss, da dies zu aufgestauten Ausgaben führen und die Inflation in die Höhe treiben könnte.
3. US-Aktienmärkte zeigen sich unverändert
Für die US-Aktienmärkte geht es heute vorbörslich aufgrund fehlender Impulse in keine bestimmte Richtung, da die Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls der US-Notenbank sowie die Ergebnisse des Marktfavoriten Nvidia mit Vorsicht erwartet werden.
Aktuell notiert der Dow Future 0,1 % niedriger, der S&P 500 verliert ebenfall 0,1 %, während der Nasdaq 100 um 0,1 % zulegen kann.
Die wichtigsten US-Indizes schlossen gestern im Plus, wobei der S&P 500 und der NASDAQ Composite auf neue Rekordstände geklettert sind.
Auf Unternehmensseite erwarten die Anleger mit Spannung die Quartalszahlen von Nvidia, aber auch von Target (NYSE:TGT), Analog Devices (NASDAQ:ADI), TJX (NYSE:TJX) und Raymond James (NYSE:RJF).
Andernorts stiegen die Aktien von Urban Outfitters (NASDAQ:URBN) um mehr als 6 %, nachdem der Bekleidungshändler im abgelaufenen Quartal die Erwartungen für die Umsatz- und Gewinnentwicklung übertreffen konnte. Derweil kann die Aktie des Immobilienentwicklers Toll Brothers (NYSE:TOL) um 1 % zulegen, nachdem das Unternehmen seine Prognose für das Gesamtjahr angehoben hatte.
4. Britische Inflation fällt weniger stark als erwartet
Die Inflation in Großbritannien ist im April weniger stark gesunken als erwartet. Viele Anleger zeigten sich enttäuscht von der Entwicklung, weil sie auf eine Zinssenkung der Bank of England im nächsten Monat gehofft hatten. Die neuen Daten zeigen einmal mehr, dass es schwierig sein könnte, den globalen Inflationsdruck zu bremsen.
Die Verbraucherpreise stiegen im Jahresvergleich um 2,3 %, was ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Anstieg von 3,2 % im März und der niedrigste Wert seit Juli 2021 ist. Damals lag der Anstieg bei 2,0 %, teilte das Office for National Statistics mit. Sie liegt aber immer noch über der Prognose von 2,1 %.
Die Inflation im Dienstleistungssektor, die für die BoE ein wichtiger Gradmesser für den inländischen Preisdruck ist, lag mit 5,9 % deutlich über dem erwarteten Wert von 5,5 % (März: 6,0 %).
Ökonomen hatten weithin mit einem stärkeren Rückgang der Inflation gerechnet, da die regulierten Energietarife für Privathaushalte im vergangenen Monat um 12 % gesenkt wurden.
Nach den Inflationszahlen für April am Mittwoch folgen eine Reihe offizieller Arbeitsmarktdaten und die Veröffentlichung der Inflationszahlen für Mai, bevor die BoE am 20. Juni ihre nächste geldpolitische Erklärung abgeben wird.
Es wird allgemein erwartet, dass die Bank of England die Zinssätze in diesem Sommer senken wird, aber der August wird als Beginn des Zinssenkungszyklus eher favorisiert als der Juni.
5. Rohöl verbilligt sich
Der Rohölpreis hat heute zum dritten Mal in Folge nachgegeben, nachdem die US-Zinserwartungen und der unerwartete Anstieg der US-Rohöllagerbestände für Unruhe gesorgt hatten.
Aktuell kostet US-Rohöl 1,2 % weniger bei 77,74 Dollar pro Barrel, während die Nordseesorte Brent um 1,1 % auf 81,94 Dollar pro Barrel nachgibt.
Daten des American Petroleum Institute haben derweil gezeigt, dass die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche unerwartet um 2,5 Millionen Barrel gestiegen sind. Das hat die Sorgen der Marktteilnehmer über eine schleppende Ölnachfrage in den USA geschürt, zumal der bevorstehende Memorial Day traditionell den Beginn der reiselastigen Sommersaison markiert.
Offizielle Bestandsdaten der Energy Information Agency werden im weiteren Verlauf der Sitzung erwartet.
Eine Reihe vorsichtiger Äußerungen von Vertretern der US-Notenbank in dieser Woche hat ebenfalls für gedrückte Stimmung auf den Rohölmärkten gesorgt. Viele befürchten, dass die hohen US-Leitzinsen in diesem Jahr die Nachfrage beeinträchtigen werden.