Investing.com - Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, erklärte am Freitag, dass der Inflationsanstieg in diesem Jahr nur temporär sei und 2022 wieder auf das Niveau von vor der Corona-Pandemie zurückgehen werde.
Auf einer Pressekonferenz im Anschluss an das Treffen der Eurogruppe in Lissabon sagte Lagarde, sie glaube, dass sich die europäische Wirtschaft im Erholungsprozess befinde. Gleichzeitig blieb sie aber vorsichtig und sagte, dass die Erholung noch immer auf tönernen Füßen stehe. Angesichts dieser Ungewissheit sei "eine koordinierte Politik noch über Monate hinweg nötig", so die EZB-Chefin. "Die EZB sollte über die Phase einer höheren Inflation hinwegsehen."
Auch EZB-Chefvolkswirt Lane hatte erst gestern noch einmal betont, dass der schnellere Anstieg der Verbraucherpreise ein vorübergehendes Phänomen und keine Inflation sei.
Die Eurozonen-Verbraucherpreise lagen im April um 1,6 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch in Luxemburg in einer finalen Schätzung mitteilte. Im März hatte die Teuerungsrate noch bei 1,3 Prozent gelegen.
"Steigen die Preise vieler Güter, ist das ein Zeichen für Inflation - und damit ein Zeichen für wirtschaftliche Ungleichgewichte, die behoben werden müssen. Wenn nur einige wenige Preise steigen (wie aktuell), deutet dies darauf hin, dass auf einzelnen Produktmärkten ein Ungleichgewicht herrscht, das jedoch keine politischen Maßnahmen erfordert", sagte Paul Donovan, Chefökonom des Wealth Management bei der UBS.
Die Preise für Kupfer, Aluminium und Holz sowie für Agrarrohstoffe wie Mais, Weizen und Kaffee sind in den letzten Monaten kräftig gestiegen und schürten zusammen mit Lieferengpässen in einigen Märkten die Sorge vor einer schnellen Rückkehr der Inflation.
Lagarde zufolge beobachtet die Zentralbank den Anstieg der Anleiherenditen sehr genau. Man sei weiterhin entschlossen, die günstigen Bedingungen aufrechtzuerhalten, und es sei "zu früh, um über langfristige Themen zu diskutieren, zu früh, um mittel- bis langfristige Fragen zu stellen."
An den Märkten kam es im Anschluss an Lagardes Rede zu einer breit angelegten Euro-Schwäche: zum US-Dollar büßte die Gemeinschaftswährung 0,33 Prozent an Wert ein, zum britischen Pfund 0,20 Prozent und zum Schweizer Franken 0,15 Prozent.
Für den Euro-Bund-Future ging es um 0,20 Prozent nach oben.