Investing.com - Die US-Börsen (ETR:SXR4) zeigen sich heute vorbörslich schwächer. Trotz hawkishen Äußerungen eines hochrangigen Fed-Vertreters hoffen viele Investoren immer noch auf eine baldige Zinssenkung der Fed. Andernorts lehnt Walt Disney (NYSE:DIS) eine Reihe von Nominierungen für den Aufsichtsrat ab, die von aktivistischen Investoren vorgeschlagen wurden. Und der chinesischen Wirtschaft droht neuer Gegenwind, obwohl es dem Land gelungen ist, die jährlichen Wachstumsziele Pekings zu übertreffen.
1. US-Märkte im Minus
Die US-Märkte notieren heute vorbörslich im Minus und bauen damit ihre Vortagesverluste aus. Grund dafür dürften neue Kommentare der Fed zum möglichen Zinspfad in diesem Jahr sein.
Aktuell notiert der Dow Future rund 0,4 % im Minus, der S&P 500 verliert ebenfalls 0,4 % und der Nasdaq 100 büßt sogar 0,6 % ein.
Die wichtigsten Indizes an der Wall Street schlossen nach einer mit Spannung erwarteten Rede eines hochrangigen Fed-Vertreters, der sich zurückhaltend zu möglichen Zinssenkungen geäußert hatte, im Minus. Ein Kursrutsch bei Bankaktien (NASDAQ:KBWB) nach gemischten Ergebnissen der Wall-Street-Giganten Goldman Sachs (NYSE:GS) und Morgan Stanley (NYSE:MS) drückte den S&P 500 um 0,4 %.
Der technologielastige Nasdaq Composite gab um 0,2 % nach. Apple (NASDAQ:AAPL), einer der größten Indexwerte, verlor 1,2 %, nachdem bekannt wurde, dass das Unternehmen in China Preisnachlässe auf sein beliebtes iPhone anbietet, um dem harten Wettbewerb in dem Land zu begegnen.
Der Schwerpunkt im heutigen Datenkalender liegt auf der Veröffentlichung der US-Einzelhandelsumsätze für Dezember. Die Analysten der ING (AS:INGA) sind der Meinung, dass ein gutes Ergebnis im Vergleich zum Vormonat die aktuelle Markteinschätzung in Bezug eine baldige Zinssenkung durch die Fed in Frage stellen könnte.
2. Fed-Direktor Waller dämpft Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen
Der Gouverneur der US-Notenbank, Christopher Waller, hat erklärt, dass die einflussreichste Zentralbank der Welt keine Eile habe, die Zinsen vorschnell zu senken. Damit hat er die ohnehin schwindenden Hoffnungen weiter enttäuscht, dass die Währungshüter frühzeitig in diesem Jahr mit einer Senkung der Kreditkosten beginnen könnten.
In einer Rede vor der Brookings Institution in Washington D.C. wies Waller darauf hin, dass die Wirtschaftstätigkeit und die Arbeitsmärkte in den USA in „guter Verfassung“ seien, während sich die Inflation „allmählich“ dem Ziel der Fed von 2 % annähere.
Angesichts dieser Trends sehe er „keinen Grund, so schnell zu handeln oder die Zinsen so schnell zu senken wie in der Vergangenheit“.
Die Äußerungen führten gestern zu einem sprunghaften Renditeanstieg bei den zinssensitiven 2-jährigen US-Staatsanleihen (+0,044%) und den 10-jährigen US-Staatsanleihen (-0,015%). Die Renditen entwickeln sich in der Regel gegenläufig zu den Kursen.
3. Disney lehnt Kandidaten für Aufsichtsrat ab
Walt Disney hat die von aktivistischen Investoren vorgeschlagenen Kandidaten für den Aufsichtsrat abgelehnt. Das derzeitige Führungsteam des Unterhaltungsriesen habe „beträchtliche“ Fortschritte bei der Umsetzung einer umfassenden Umstrukturierung des Unternehmens gemacht.
In einem Brief an die Aktionäre skizzierte Disney-Chef Bob Iger den Plan des Konzerns, sein Streaming-Geschäft profitabel zu machen, seine Sportmedienmarke ESPN in eine „herausragende“ digitale Plattform umzuwandeln, die Leistung seiner Filmstudios zu verbessern und seine wichtige Themenpark-Sparte „auf Touren zu bringen“.
Aktivistische Interessengruppen, die über die schwachen Streaming-Renditen und die Misserfolge an den Kinokassen verärgert waren, hatten versucht, Sitze im Aufsichtsrat zu ergattern. Damit wollten sie Einfluss auf die anstehende Umstrukturierung des Unternehmens nehmen. Der Chef von Trian Fund Management, Nelson Peltz, hat Iger als „Hauptverantwortlichen“ für die Probleme von Disney scharf kritisiert und ist einer der entschiedensten Gegner des Disney-Chefs.
Der Vermögensverwalter Trian Fund Management hatte zuvor sowohl Peltz als auch den ehemaligen Disney-Finanzchef Jay Rasulo für den Aufsichtsrat nominiert. Blackwells Capital, ein weiterer aktivistischer Investor, hatte dagegen drei eigene Kandidaten vorgeschlagen. In einer Börsenmitteilung, in der diese Kandidaten abgelehnt wurden, griff Disney insbesondere Peltz an und behauptete, er habe „keine einzige strategische Idee präsentiert“.
4. Chinesische Wirtschaft übertrifft 2023 offizielles Wachstumsziel
Die chinesische Wirtschaft ist im vierten Quartal aufgrund der anhaltenden Kaufzurückhaltung und des Abschwungs im Immobiliensektor zwar etwas schwächer als erwartet gewachsen, hat aber auf Jahressicht die Wachstumsziele der Führung in Peking übertroffen.
Das Bruttoinlandsprodukt wuchs in den drei Monaten bis zum 31. Dezember um 5,2 % gegenüber dem Vorjahr. Das geht aus heute veröffentlichten Daten des Nationalen Statistikamtes hervor. Die Märkte hatten allerdings mit einem Clip von 5,3 % gerechnet. Im Vorquartal lag das BIP-Wachstum bei 4,9 %.
Damit liegt das Gesamtwachstum für 2023 bei 5,2 % und somit leicht über dem Ziel Pekings von 5 %. Während sich die Wirtschaftstätigkeit im Vergleich zu den schwachen 3 % im Jahr 2022 beschleunigt hat, ist der höhere Wert auch auf eine niedrigere Vergleichsbasis zurückzuführen. China kämpft noch immer mit den wirtschaftlichen Folgen seiner strikten Corona-Politik. Abgesehen von den fast drei Jahren Dauer-Lockdown ist das derzeitige Wachstum das niedrigste seit 1990.
Nachlassender Konsum, ein Zusammenbruch des Immobilienmarktes und deflationäre Tendenzen haben die chinesische Wirtschaft im vergangenen Jahr stark unter Druck gesetzt. Jüngste Daten zeigen zudem, dass sich der Bevölkerungsrückgang in China 2023 beschleunigt hat, was die demografischen Herausforderungen für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt verdeutlicht.
5. Schwache Daten aus China schicken Ölpreis auf Talfahrt
Nach den enttäuschenden Wachstumsdaten aus China tendieren die Ölpreise im heutigen Handelsverlauf schwächer. Händler befürchten, dass China nicht in der Lage sein wird, den weltweiten Rohölverbrauch 2024 nennenswert anzukurbeln.
Aktuell verbilligt sich US-Rohöl um 2,2 % auf 70,91 Dollar pro Barrel, während die Nordseesorte Brent um 2,0 % auf 76,72 Dollar pro Barrel nachgibt.
Der US-Dollar notiert derweil auf einem 1-Monats-Hoch, nachdem Äußerungen von Fed-Gouverneur Waller die Erwartungen auf eine baldige Zinssenkung gedämpft haben. Die Stärke der US-Währung kann die Nachfrage nach auf Dollar lautendem Öl durch Käufer, die in anderen Währungen bezahlen, beeinträchtigen.