PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Börsen haben sich am Dienstag wieder nach unten bewegt. Neue schlechte Nachrichten zum internationalen Handelskonflikt blieben zwar aus, aber für eine weitere Stabilisierung reicht die Kraft derzeit nicht. Zudem werden die US-Börsen schwächer erwartet.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sank zuletzt um 0,35 Prozent auf 3297,78 Punkte, nachdem er am Vortag nach sehr schwacher Vorwoche moderat zugelegt hatte. Für den Pariser Cac 40 (CAC 40) ging es am Dienstag um 0,10 Prozent nach unten auf 5264,39 Punkte.
Der Londoner FTSE 100 verlor 0,41 Prozent auf 7249,15 Zähler. Das britische Pfund hielt sich am Dienstag zum Dollar in etwa auf dem Niveau von Montagnachmittag, als die Währung nach Aussagen von EU-Brexit-Chefunterhändler Michel Barnier deutlich angezogen hatte. Barnier hält eine Brexit-Einigung in acht Wochen für realistisch. Ein stärkeres Pfund setzt den "Footsie" für gewöhnlich unter Druck, denn Exporte in andere Länder können durch eine stärkere Währung an Lukrativität verlieren. Auf jüngste Jobdaten aus Großbritannien reagierte das Pfund per saldo nur wenig. Die Lage am britischen Arbeitsmarkt bleibt außergewöhnlich gut.
Laut Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis eine der aktuellen Krisen wieder Schlagzeilen produziert - "sei es, dass US-Präsident Donald Trump im Handelsstreit nachlegt, die Währungen der Schwellenländer einen nächsten Abwärtsruck erfahren oder sich die Hoffnung auf ein kooperationsbereites Italien mit der Europäischen Union schnell wieder zerschlägt." Zudem müssten die Börsen lernen, mit dem Ende der ultralockeren Geldpolitik klarzukommen. Die Risiken blieben, während positive Impulse noch eine Weile auf sich warten lassen dürften, so Stanzl.
Im europäischen Branchenvergleich war der Ölsektor (STOXX Europe 600 Oil & Gas) der einzige im Plus mit 0,3 Prozent. Schlusslicht der Stoxx-600-Übersicht war der Rohstoffsektor (Stoxx 600 Basic Resources PR) mit minus 1,2 Prozent.
Positive Analystenkommentare schoben die Aktien von Novartis (5:NOVN) abermals an. Sie gewannen in Zürich als bester Wert im SMI (SMI) 1,6 Prozent, nachdem sie am Vortag bereits an der Indexspitze um anderthalb Prozent zugelegt hatten. Die Citigroup (NYSE:C) stufte nun die Anteile des Pharmakonzerns von "Neutral" auf "Buy" hoch. Exane BNP Paribas erhöhte das Votum von "Underperform" auf "Neutral". Derweil teilten die Eidgenossen mit, den Hauptsitz für ihre Tochter Alcon im Zuge der Abspaltung in die Schweiz zu verlegen.
Auf den Rücktritt von Finanzchef Koos Timmermans im Zuge der Geldwäsche-Ermittlungen der niederländischen Staatsanwaltschaft reagierten die Anteile der ING (7:INGA) zunächst mit moderatem Zuwachs, standen zuletzt aber 0,6 Prozent tiefer. Koos werde die niederländische Bank verlassen, teilte die ING mit. Wegen der "Ernsthaftigkeit der Angelegenheit" sei die Entscheidung nötig gewesen, sagte Verwaltungsratschef Hans Wijers.
Schlusslicht im Eurostoxx waren die Anteile von Bayer (4:BAYGN) mit minus 3,2 Prozent. Die französische Investmentbank Exane BNP Paribas senkte den Daumen von "Outperform" auf "Neutral".