FRANKFURT (dpa-AFX) - Am Dienstagnachmittag haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt wieder ein wenig aus der Deckung gewagt. Nach überraschend schwachen Zahlen vom US-Immobilienmarkt könnten Anleger auf eine in puncto Zinserhöhungen weiterhin vorsichtige US-Notenbank setzen. Der Dax stieg um 0,73 Prozent auf 11 429,33 Punkte.
Die Baubeginne in den USA gingen im Februar stärker zurück als erwartet. Gleichzeitig sank die Zahl der Baugenehmigungen deutlicher als von Volkswirten prognostiziert. An der Wall Street legte der Dow Jones Industrial daraufhin im frühen Handel um ein Prozent zu. "Zinserwartungen bezüglich der Fed werden nicht geschürt", merkte die Helaba an. Eine geldpolitisch "lockere" US-Notenbank könnte den Aktienmärkten in die Karten spielen.
Der MDax (MDAX) legte am Dienstag um knapp ein Prozent auf 24 838,65 Punkte zu. Der Index der mittelgroßen Werte war vor einer Woche auf den höchsten Stand seit Anfang Oktober geklettert, bevor auch hier Anleger Kursgewinne mitnahmen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann 0,7 Prozent.
Aktien von Wirecard (4:WDIG) schossen am frühen Nachmittag um rund 25 Prozent nach oben. Zwischenzeitlich schnellte der Kurs sogar um fast ein Drittel hoch. Der Zahlungsdienstleister sieht sich nach einer Untersuchung wegen Korruptionsvorwürfen weitgehend entlastet. Die Prüfung durch eine Kanzlei aus Singapur habe kein sogenanntes Round-Tripping oder Korruption festgestellt, teilte der Dax-Konzern mit. Auch hätten sich keine Erkenntnisse über eine strafrechtliche Verantwortung der deutschen Konzernzentrale ergeben. Einzelne Angestellte in Singapur hätten sich jedoch möglicherweise nach lokalem Recht strafbar gemacht.
In der "Financial Times" waren zuvor über Wochen hinweg Berichte erschienen, in denen einem Wirecard-Mitarbeiter Kontomanipulationen und Dokumentfälschungen vorgeworfen wurden. Diese Berichte hatten den Aktienkurs immer wieder einbrechen lassen.
Bayer-Aktien (4:BAYGN) weiteten die Verluste der vergangenen Tage noch aus. Ein Minus von knapp einem Prozent drückte den Kurs auf den niedrigsten Stand seit fast sieben Jahren. Die mit den vielen tausend Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup von Monsanto (NYSE:MON) verbundenen Risiken lassen Anleger weiter Abstand von den Papieren des Agrarchemie- und Pharmakonzerns nehmen.
Der Kurs von Airbus (9:AIR) profitierte von einem Großauftrag aus China. Insgesamt 300 Maschinen der Modelle A-320 und A-350 soll Airbus an die China Aviation Supplies liefern. Der Airbus-Kurs stieg an der MDax-Spitze um 2,3 Prozent.
Größere Kursausschläge gab es bei Nebenwerten. So stiegen die Papiere von Nordex (4:NDXG) um gut fünf Prozent auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahren. Der Hersteller von Windkraftanlagen will im laufenden Jahr den Umsatz deutlich steigern. Seit Jahresbeginn sind Nordex um fast 80 Prozent nach oben geschnellt.
Eine Verkaufsempfehlung der Berenberg-Bank belastete Zooplus (4:ZO1G). Die Aktien des Tierbedarfhändlers fielen um 7,5 Prozent. Langfristig könnten Kunden wohl zum Konkurrenten Amazon (2:AMZN) abwandern, argumentierte Analyst James Letten.
Deutsche Wohnen (0:DWNId) legten um ein Prozent zu. Die Immobiliengesellschaft will den operativen Gewinn in diesem Jahr nochmals erhöhen.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,08 Prozent am Montag auf minus 0,09 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,04 Prozent auf 142,88 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) fiel um 0,13 Prozent auf 165,62 Punkte.
Der Eurokurs gab leicht nach und notierte zuletzt bei 1,1288 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1325 Dollar festgesetzt, der Dollar hatte damit 0,8830 Euro gekostet.