von Robert Zach
Investing.com - Die ermutigenden Ergebnisse zu einem potenziellen Corona-Impfstoff bezeichnen die Experten von JPMorgan (NYSE:JPM) als "Game Changer" sowohl für die globale Wirtschaft als auch für den Aktienmarkt. Gestützt werde das Positiv-Szenario durch robuste Unternehmensergebnisse für das dritte Quartal sowie die nachlassende Wahl-Unsicherheit. Sie erhöhen deshalb ihr Engagement in globale Aktien. Staatsanleihen werden dagegen zunehmend unattraktiv.
Der US-amerikanische Pharmariese Pfizer (NYSE:PFE) und die deutsche Firma Biontech (NASDAQ:BNTX) hatten am Montag einen "Durchbruch" in einer Phase-3-Studie mit ihrem Impfstoffkandidaten gemeldet. Demnach bot der Wirkstoff einen Schutz von mehr als 90 Prozent vor Covid-19. Moderna (NASDAQ:MRNA), ein anderes Biotech-Unternehmen aus den USA, will erste Zwischenergebnisse aus der entscheidenen Studie mit ihrem Corona-Impfstoff noch im November melden.
Marko Kolanovic, globaler Leiter quantitative Makro- und Derivativestrategie bei JPMorgan, sagte in einer Notiz, die Bloomberg zitierte, dass der zu erwartende Impfstoff die Investoren ermutigt haben dürfte, über die steigenden Covid-19-Fälle hinwegzusehen und sich auf die anstehende wirtschaftliche Erholung zu konzentrieren.
"Wir erwarten, dass Aktien weiter zulegen und Anleihen abverkauft werden", so der Stratege. "Wir behalten eine Pro-Risiko-Allokation in unserem Modell-Portfolio bei, da die großen Marktrisiken nachgelassen haben, die Positionierung der Anleger nach wie vor moderat ist, das Wachstum sich kräftig erholt“ und der Markt durch "robuste politische Maßnahmen" seitens der Zentralbanken und Regierungen gestützt wird.
Die US-Großbank bleibt "Overweight" in Aktien. Ein "Overweight"-Votum haben die Analysten auch für den Bereich Credit und Rohstoffe, während Staatsanleihen und Cash mit "Underweight" eingestuft bleiben.
Das "Overweight"-Engagement in Aktien wurde von 8 Prozent auf 10 Prozent hochgeschraubt und das "Underweight" in Staatsanleihen von minus 11 Prozent auf minus 12 Prozent reduziert, heißt es in der Notiz. Auch die "Overweight"-Position in Unternehmensanleihen wurde gesenkt.
"Die Ankunft eines Impfstoffs sollte zu einer langfristigen Outperformance der Value-Vermögenswerte führen, da der Markt auf eine breitgefächerte Wiedereröffnung der Wirtschaft setzt", schreibt Finanzprofi Kolanovic.
Die US-Börsen sind weiter im Rallye-Modus, der Dow Jones und der S&P 500 hatten beide am Montag neue Rekordhochs erreicht. Seither befinden sich die Aktienindizes in einer flachen Korrektur und steuern auf einen Wochengewinn von 2,7 Prozent bzw. 0,8 Prozent zu. Aufgrund der großen Rotation von Growth zu Value droht dem Nasdaq 100 dagegen ein Wochenminus von 2,2 Prozent.
JPMorgan geht inzwischen davon aus, dass der S&P 500 sein Kursziel von 3.600 bis Ende 2020 übertreffen kann. Anfang nächsten Jahres soll er dann die psychologisch relevante Marke von 4.000 erreichen.
Nach Einschätzung der Analysten hat der Standard & Poor’s 500, der die Aktien von 500 der größten börsennotierten US-Unternehmen umfasst, “durchaus das Potenzial", bis Ende nächsten Jahres sogar auf 4.500 zu klettern. Ausgehend vom aktuellen Kursniveau aus entspräche dies einer Rallye von 24 Prozent.
Kolanovic, der als einer der wenigen Wall-Street-Analysten im März den Tiefpunkt des Marktes vorhergesagt hatte, äußerte sich bereits unmittelbar nach der US-Präsidentenwahl in der vergangenen Woche optimistisch bezüglich der Perspektiven für die Aktienmärkte. Er betitelte die Möglichkeit einer gespaltenen Regierung als "das Beste aus beiden Welten".
JPMorgan ist derzeit übergewichtet in zyklischen und Value-Aktien (NYSE:IVE) sowie in Nicht-US-Aktien und untergewichtet in Tech- (NYSE:XLK) und Momentum-Titeln (NYSE:VFMO).
"Dem Aktienmarkt bietet sich eine der besten Ausgangsbedingungen für nachhaltige Kursgewinne seit Jahren", hieß es in einer am Montag herausgegeben JPM-Mitteilung. "Nach einer langen Periode mit erhöhten Risiken hellen sich die Aussichten deutlich auf, insbesondere durch die Meldung von einem hochwirksamen COVID-19-Impfstoff".