von Robert Zach
Investing.com - Die Sorge vor einer zweiten Coronavirus-Welle hat den deutschen Aktienmarkt zum Start in den Montagshandel belastet. Aktuell verliert der DAX 1,39 Prozent oder 156 Punkte auf 11.784 Zähler. Das Tagestief liegt bislang bei 11.591 Punkten. Von einer ausgeprägten Risikoaversion zu sprechen wäre aber übertrieben. Weder an den Rentenmärkten noch in den Volatilitätsindizes (VDAX, VIX) ist Panik zu spüren. Gleiches gilt für die klassischen sicheren Häfen Gold und US-Dollar, die aktuell beide verlieren.
In China zog die Zahl der Covid-19-Fälle in Folge des Ausbruchs auf einem Großmarkt in Peking leicht an. Am Sonntag registrierte China, ein Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern, 49 neue Corona-Fälle. Um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern, wurden im Umfeld des Gemüse- und Obstmarktes Wohnviertel abgeriegelt.
Nervös blicken die Anleger auch in die USA, wo die Angst vor einer zweiten Corona-Welle weiter wächst, nachdem es in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Texas, Florida und Arizona erneut zu wachsenden Fallzahlen gekommen war.
Wegen der Furcht vor einem zweiten Lockdown in der größten Volkswirtschaft auf der ganzen Welt haben Anleger zuletzt einen Teil ihrer Gewinne vom Tisch genommen. Gleichwohl sollten die Anleger den jüngsten Absturz der Märkte nicht überdramatisieren, wie einige Analysten meinten. "Im Grunde haben wir jetzt eine Situation, in der die Zahl der Fälle zunehmen wird, weil die Länder den Lockdown lockern. Da der Markt bereits überkauft war, kann jede Nachricht an dieser Front einen Ausverkauf auslösen", wie Reuters den Chefanalystin Hao Hong bei Bocom International in Hong Kong zitierte.
US-Finanzminister Steven Mnuchin spielte letzte Woche die Möglichkeit eines erneuten Lockdown herunter. "Wir können die Wirtschaft nicht dichtmachen", sagte er gegenüber dem TV-Sender CNBC. "Ich denke, wir haben gelernt, dass man mehr Schaden verursacht, wenn man die Wirtschaft dichtmacht."
Der MDAX sinkt um 1,83 Prozent auf 25.011,73 Zähler und der SDAX fällt um 1,61 Prozent auf 11.085,49 Punkte. Für den technologielastigen TecDAX geht es um 1,53 Prozent nach unten auf 3.021,72 Zähler.
Im DAX legten die Aktien der Deutschen Telekom (DE:DTEGn) um 0,34 Prozent zu. Auch die Papiere von Wirecard (DE:WDIG) waren gefragt. Sie erholten sich nach anfänglichen Verlusten zurück ins Plus. Gespannt warten die Aktionäre auf die Bilanzvorlage des deutschen Zahlungsdienstleisters am 18. Juni 2020.
Aus den Depots flogen die Aktien der Lufthansa (DE:LHAG). Sie sanken um 3,81 Prozent. Gemieden wurden auch die Aktien der Deutschen Post (DE:DPWGn), BMW (DE:BMWG), Infineon (DE:IFXGn) und Daimler (DE:DAIGn).
Konjunkturseitig stehen heute keine relevanten Daten aus der EU auf der Agenda. Gleichwohl gibt es ein Spitzentreffen der EU mit Großbritannien, um die Gespräche über einen Handelsdeal nach dem Brexit wieder in Gang zu setzen. In den USA gehen die Blicke auf den New York Empire State Index sowie auf Reden einiger Fed-Mitglieder.
Charttechnisch bleibt der DAX nach der jüngsten Rallye im Korrekturmodus. Zwar kann das Unterschreiten der 200-Tage-Linie bei 12.140 Punkten negativ interpretiert werden. Allerdings hält sich der deutsche Leitindex weiterhin oberhalb des Schlüsselbereichs aus der 50- und 100-Tage-Linie sowie der seit 19. März etablierten Aufwärtstrendlinie von 11.446 bis 11.015 Punkten. Die technischen Indikatoren sind negativ zu interpretieren. Der RSI hat eine Aufwärtstrendlinie auf täglicher Basis unterboten, hält sich aber vorerst oberhalb seiner 50 Punkte-Marke, während der MACD ein negatives Schnittmuster oberhalb seiner Nulllinie erzeug hat.
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