Investing.com – Der Dax verharrte bis zum Nachmittag in der Verlustzone, eroberte vorübergehend die 9.200 Punkte-Marke zurück, konnte diese allerdings bis zum Börsenschluss nicht halten. Aus dem Handel ging der deutsche Leitindex mit einem Minus von 0,35% auf 9.193,29 Punkte. In der zweiten Börsenliga verzeichneten der MDax und der TecDax Abschläge von jeweils 0,05% auf 16.206,92 Punkte und 0,95% auf 1.146,36 Zähler.
Nachdem der Dax am Vortag einen Rekordschlusskurs bei 9.253,68 Punkten markierte, schienen die Anleger heute eine Trading-Pause einzulegen. Für Antrieb hatten am Montag erneut die Aussagen von letzter Woche der Vizepräsidentin der Fed Janet Yellen gesorgt, die als Nachfolgerin des ausscheidenden Ben Bernankes nominiert ist und die meinte die US-Wirtschaftserholung weiterer Stimulierung bedürfe. Sie befürwortete somit eine Fortsetzung der massiven Liquiditätsspritzen.
Von Konjunkturseite sind unterdessen im November die deutschen ZEW-Konjunkturerwartungen im Vormonatsvergleich um 1,8 auf 54,6 Punkte gestiegen, wie heute das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) bekanntgab. Es handelt sich um den höchsten Stand seit Oktober 2009. Die aktuelle Lage wurde allerdings etwas schwächer als im Oktober eingeschätzt. Der entsprechende Indikator ist um einen Punkt auf 28,7 Zähler gefallen. Trotzdem hatte der ZEW-Index während des heutigen Handelstages keine wesentlichen Auswirkungen auf die Aktienkurse. Der ZEW-Konjunkturerwartungsindex für die Eurozone ist zudem um 1,1 Punkte auf 60,2 Zähler gestiegen. Die Bewertung der aktuellen Lage hat sich ebenfalls leicht eingetrübt.
Andererseits hat sich die OECD heute positiv zur deutschen Wirtschaftserholung geäußert. Die Reallohnzuwächse sowie der Rückgang der Arbeitslosigkeit dürfte die Binnennachfrage ankurbeln, wie aus der heute in Paris veröffentlichten Herbstprognose verlautete. Für das Gesamtjahr 2013 erwartet die Wirtschaftsorganisation ein Plus von 0,5%, für 2014 rechnet sie mit einem Wachstum von 1,7% und für 2015 sogar mit einem Plus von 2%.
Was die Eurozone betrifft hat die OECD ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr zwar von minus 0,6% auf 0,4% angehoben, doch hat sie die Aussichten für das nächste Jahr um 0,1 Prozentpunkte nach unten auf 1% revidiert. Für 2015 wird von einem Plus von 1,6% ausgegangen. Zwar befinde sich die Währungsunion auf Erholungskurs, doch berge vor allem der Bankensektor noch erhebliche Risiken, hieß es.
Zusätzlich ist die politische Lage in einigen der Euro-Staaten schwankend. In dieser Hinsicht sollte die geplante Bankenunion für mehr Stabilität sorgen und mögliche Risiken eindämmen. Zusätzlich befürwortete die OECD die ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken und ihre Geldschwemmen.
Die Wirtschaftsorganisation ist der Ansicht, dass vor allem in der Eurounion die Geldpolitik weiterhin expansiv bleiben sollte. Entscheidend für eine Stabilisierung der Wirtschaft in den Euroländern seien allerdings nach wie vor strukturelle Reformen.
Indes startete Wall Street heute schwankend in den neuen Handelstag. Unter den Anlegern ist die Nervosität mit Hinsicht auf die weitere Gestaltung der Geldpolitik seitens der US-Notenbank spürbar. Mit Spannung warten Börsianer auf die Aussagen des Fed Chefs Bernanke heute Abend. Im Dow Jones ging es Auf und Ab. Nach europäischem Börsenschluss notierte der US-Leitindex ein Minus von 0,04% auf 15.969,80 Punkte.
Zum einen belastete die nach unten korrigierte globale Wachstumsprognose der OECD, die für dieses Jahr ein Wachstum 2,7% und für nächstes Jahr von 3,6% statt zuvor noch 3,1% und 4%. Für die USA sieht die Wirtschaftsorganisation für 2013 und 2014 ein Plus von jeweils 1,7% und 2,9% vor, was im Einklang zu der in Mai veröffentlichten Prognose steht.
Gleichzeitig stützte allerdings die überraschend starke Geschäftsbilanz von Home Depot. Der wieder anziehende US-Immobilienmarkt hat der Baumarktkette im dritten Quartal einen Gewinn von 1,35 Mrd. US-Dollar beschert, was dem Vorjahresquartal gegenüber einem Anstieg von 43% entspricht. Auch der Umsatz legte um 7,4% auf 19,5 Mrd. Dollar zu. Das Unternehmen übertraf nicht nur die Markterwartungen sondern hob erneut die Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Jahr an. Die Home Depot Aktie nimmt den ersten Platz unter den Gewinnern im Dow Jones bei einem Plus von 1,99% ein.
Positive Nachrichten kamen heute zum anderen aus der Autobranche. Die Neuzulassungen sind im Oktober europaweit um 4,7% gestiegen, wie heute der Branchenverband Acea mitteilte. Im September hatte das Plus sogar bei 5,4% gelegen. Nur in Italien sackten die Neuzulassungen um 5,6%. In Spanien dagegen hat die staatliche Unterstützung erneut zu einem zweistelligen Anstieg von 28,5% beigetragen. Im Vormonat hatte sich das Plus sogar auf 34,4% belaufen.
Des Weiteren ist im September die Produktion im Baugewerbe des Euroraums und der EU gegenüber September um jeweils 1,3% gefallen, wie heute die europäische Statistikbehörde ersten Schätzungen zufolge mitteilte. Im Vorjahresvergleich ist die Produktion in der Branche in der Währungsunion um 0,2% gefallen und in der EU28 um 0,2% gestiegen.
An den europäischen Aktienmärkten notierten die wichtigsten Leitindexe in der Verlustzone. Der FTSE 100 sackt um 0,38% ab, der CAC 40 geht um 1,12% zurück, der Ibex 35 gibt um 1,57% nach und der FTSE MIB verliert 1,77%.
Am Frankfurter Parkett ging die Infineon-Aktie als Spitzenwert im Dax aus dem Handel bei einem Plus von 1,65%. Für Antrieb sorgte die Ankündigung des Chipherstellers bis zu 300 Millionen Euro seiner hohen Rücklagen für den Rückkauf von Aktien zuzuweisen. Damit könnte bis zu 4% des Grundkapitals oder 42 Millionen der Aktie erworben werden, wie heute die Firma mitteilte. Weitere Topwerte im MDax und TecDax waren Metro und STRATEC Biomedical bei Anstiegen von jeweils 7,87% und 2,16%. Zu den Flops zählten K+S, GSW Immobilien und SMA Evotec bei Abschlägen von jeweils 3,27%, 3,09% und 4,52%.