PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die schwache Wall Street und deutliche Verluste bei den Autowerten haben Europas Börsen am Donnerstag belastet. Am US-Aktienmarkt hat sich inzwischen nach der Pressekonferenz des künftigen Präsidenten Donald Trump Ernüchterung breit gemacht, zudem ist in den USA Fiat Chrysler (MI:FCHA) wegen möglichen Abgasbetrugs ins Visier der Behörden geraten. Ferner drückten das neuerliche Erstarken des Euro im Vergleich zum US-Dollar, was Exporte erschweren kann, sowie Kursverluste bei Pharma- und Biotech-Papieren auf die Stimmung.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) fiel nach einem verhaltenen Handel um 0,64 Prozent auf 3286,70 Punkte. Für den französischen CAC-40 (CAC 40) ging es um 0,51 Prozent auf 4863,97 Zähler abwärts. In London stockte der Rekordlauf des FTSE 100 ("Footsie") . Der wichtigste britische Index bewegte sich mit plus 0,03 Prozent auf 7292,37 Punkte kaum vom Fleck.
Im europäischen Branchenvergleich hielten die Autowerte (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) mit minus 2,81 Prozent die rote Laterne. Eindeutiges Schlusslicht in der Sektorübersicht waren die Aktien von Fiat Chrysler mit einem Abschlag von mehr als 16 Prozent. Der italienisch-amerikanische Branchenriese steht im Verdacht, bei rund 100 000 Dieselwagen die Emissionswerte gefälscht und damit gegen das Luftreinhaltegesetz verstoßen zu haben. Das teilte das US-Umweltamt EPA mit. Fiat Chrysler geht indes davon aus, sich mit der Abgastechnik im legalen Rahmen zu bewegen.
Die Pharmabranche (STXE Health Care PR) verlor 1,90 Prozent. Im Stoxx Europe 50 büßten die Aktien von Roche (5:ROG), Novartis (5:NOVN) und Novo Nordisk (15:NOVOb) zwischen rund 2 und 4 Prozent ein, während Shire (3:SHP) und Hikma Pharmaceuticals In den USA waren Pharmawerte bereits am Vorabend unter Druck geraten, nachdem der künftige US-Präsident Donald Trump mit seiner Skepsis gegenüber der Branche den Eindruck erweckt hatte, er könnte die Medikamentenpreise deckeln. Die Anleger hatten, da dies im Wahlkampf eine Forderung der Demokraten gewesen war, bisher eher mit dem Gegenteil gerechnet. Ebenfalls im Fokus standen in Europa Einzelhandelsaktien. Die Papiere des britischen Supermarktbetreibers Sainsbury (3:SBRY) fielen nach Umsatzzahlen um 0,61 Prozent und die Anteilsscheine des Konkurrenten Tesco (3:TSCO) verloren mehr als 1 Prozent. Tesco hatte zwar das stärkste Umsatzwachstum seit fünf Jahren gemeldet, konnte damit aber die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Dagegen sprangen die Papiere des Einzelhändlers Marks & Spencer (3:MKS) um gut 1 Prozent hoch, nachdem dieser mit seinen Umsatzzahlen die Erwartungen übertroffen hatte. In der Schweiz schossen die Papiere der Luxusgüter-Hersteller Richemont (5:CFR) um 8,60 Prozent nach oben und nahmen die Spitze des SMI (SMI) ein. Die Kauffreude asiatischer Kunden und ein reges Interesse an seinen Schmuckmarken hatten Richemont ein erfreuliches Weihnachtsgeschäft beschert. Davon profitierten auch die Aktien des Uhrenherstellers Swatch (5:UHR), die um rund 5,5 Prozent zulegten. Verluste gab es hingegen in der Medienbranche (Stoxx 600 Media PR): Die TF1 Group aus Frankreich und Mediaset (6:MS) aus Italien steigen in das Online-Video-Geschäft von ProSiebenSat.1 (4:PSMGn) ein. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung beteiligt sich Mediaset an dem Multi-Channel-Netzwerk Studio 71 mit 5,5 Prozent und TF1 mit 6,1 Prozent. Während die Mediaset-Aktien um rund 4 Prozent fielen, sanken die von TF1 um 0,24 Prozent. ProSieben-Papiere verloren 1 Prozent.