PARIS/LONDON/MAILAND (dpa-AFX) - Die europäischen Anleger sind am Dienstag ungeachtet der jüngsten geopolitischen Ereignisse zuversichtlich geblieben. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) arbeitete sich im Tagesverlauf immer weiter ins Plus vor und erreichte am Nachmittag bei 3279,59 Punkten sein Jahreshoch. Über die Ziellinie ging er nur hauchdünn darunter bei 3279,41 Punkten - ein Plus von 0,66 Prozent. Er konnte so erstmals seine im bisherigen Jahresverlauf erlittenen Verluste ausbügeln. Seit dem Zwischentief von Anfang Dezember hat er nun schon fast 10 Prozent gewonnen.
Die jüngste Welle von Anschlägen und Attentaten in Berlin, Zürich und Ankara steckte der Leitindex der Eurozone am Dienstag offensichtlich locker weg. Für Mike van Dulken von Accendo Marktes ist es wohl ein Zeichen der Zeit, dass Investoren ein immer dickeres Fell gegen solche Horrornachrichten haben. Inzwischen seien sie mit trauriger Regelmäßigkeit zu befürchten.
Nach oben ging es am Dienstag auch für die Regionalbörsen: Der CAC 40 (CAC 40) rückte in Paris um 0,56 Prozent auf 4849,89 Punkte vor, während die Handelsplätze in Mailand und Madrid noch deutlichere Zuwächse verzeichneten. Der britische FTSE 100 stieg um 0,38 Prozent auf 7043,96 Zähler.
Im europäischen Branchenvergleich kristallisierten sich am Ende Banken (Stoxx 600 Banks), Versicherer (Stoxx 600 Insurance PR) sowie Öl- (STOXX Europe 600 Oil & Gas) und Minenwerte (Stoxx 600 Basic Resources PR) mit Zuwächsen bei ihren Indizes von jeweils knapp über 1 Prozent als Sieger heraus.
Bei den Einzelwerten führten die Papiere der Deutschen Bank (4:DBKGn) den Eurostoxx mit einem Kurszuwachs von mehr als 3 Prozent an. Dagegen ächzten die Aktionäre des Lebensmittelherstellers Danone (9:DANO) weiterhin unter der zu Wochenbeginn eingestampften Umsatzprognose. Die Papiere gaben als Schlusslicht im Eurostoxx um 1,14 Prozent nach.
Einen spektakulären Kurssprung machten die Mediaset-Aktien (6:MS), die in Mailand um 23 Prozent in die Höhe schossen. Auslöser waren Pläne des französischen Medienkonzerns Vivendi (9:VIV), seinen 20-Prozent-Anteil an dem italienischen Fernsehsender weiter erhöhen zu wollen. Damit verschärfen die Franzosen den Machtkampf mit Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi, dessen Finanzholding mehr als 40 Prozent an Mediaset hält. Vivendi-Titel legten um 0,71 Prozent zu.
In London kam eine Übernahme durch Lloyds (3:LLOY) bei den Anlegern gut an. Die Papiere rückten um gut zwei Prozent und waren damit einer der besten Werte im FTSE 100-Index. Die Großbank will für 1,9 Milliarden Pfund die britische Kreditkartentochter der Bank of America (1:BAC) erwerben.
In der Schweiz zogen einmal mehr die Aktien von Actelion (5:ATLN) die Aufmerksamkeit auf sich. Die zuletzt hoch gekochte Übernahmefantasie flachte bei dem schweizerischen Biotech-Unternehmen weiter ab: Die Papiere verloren 5,61 Prozent und knüpften so an ihre Schwäche vom Vortag an. Noch am Freitag hatten sie eine Bestmarke bei rund 220 Franken erreicht.