PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die vorsichtige Erholung an Europas Börsen vor dem Wochenende hat sich am Montag als Strohfeuer erwiesen. Die bestehenden ökonomischen und politischen Unsicherheiten hingen weiter über den Märkten, schrieb Analyst David Madden vom Broker CMC Markets UK.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) weitete nach einem schwachen Handelsstart seine Verluste aus, wozu auch der Gegenwind durch die Verluste an der tonangebenden Wall Street beitrug, und schloss 1,36 Prozent im Minus bei 3016,99 Punkten. Damit markierte er erneut ein Tief seit Dezember 2016. Bereits in der vergangenen Woche hatte das Börsenbarometer per saldo über dreieinhalb Prozent eingebüßt.
Für den französischen Cac 40 (CAC 40) ging es am Montag um 1,47 Prozent auf 4742,38 Punkte bergab. Der Londoner FTSE 100 (GB0001383545) verlor lediglich 0,83 Prozent auf 6721,54 Zähler. Ihn stützte das abrutschende britische Pfund etwas, welches britische Waren für ausländische Käufer tendenziell verbilligt - Grund dafür war die Verschiebung der Abstimmung über das Brexit-Abkommen im Londoner Parlament, die eigentlich für Dienstagabend geplant gewesen war. Dass Großbritannien den für 2019 angekündigten Brexit laut dem Europäischen Gerichtshof noch einseitig und ohne Zustimmung der übrigen EU-Länder stoppen könnte, beeindruckte die Anleger nicht.
Die britische Premierministerin Theresa May begründete die Verschiebung der Abstimmung mit dem sich abzeichnenden Widerstand im Parlament gegen den sogenannten Backstop im Brexit-Abkommen. Wann die Abstimmung stattdessen abgehalten werden soll, war zunächst unklar. May will nun mit ihren Amtskollegen aus den EU-Staaten und den Spitzen der Europäischen Union nachverhandeln. Doch die Rufe nach einem Rücktritt der Regierungschefin und nach einem zweiten Brexit-Referendum werden immer lauter. Zudem sieht die EU nach Angaben von Diplomaten keinen Spielraum für Nachverhandlungen.
Neben dem Brexit lasteten zudem die anhaltenden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China auf der Stimmung, betonte Experte Madden. Die Anleger sorgen sich mit Blick auf die in der Vorwoche festgenommene Finanzchefin des chinesischen Technologie-Konzerns Huawei in Kanada weiter über dessen Auswirkungen auf die Verhandlungen beider Länder. Am Wochenende bestellten die Chinesen nach dem Vertreter Kanadas auch den Botschafter der USA ein, um gegen die Festnahme von Meng Wanzhou zu protestieren. Man werde weitere Schritte unternehmen, sofern dies notwendig sein sollte, hieß es in Peking weiter.
In der europäischen Branchenübersicht gab es am Montag nur Verlierer. Am härtesten traf es die Reise- und Freizeitbranche: Deren Subindex (Stoxx 600 Travel & Leisure PR) im marktbreiten Stoxx Europe 600 büßte rund drei Prozent ein.
Als Belastung erwiesen sich die Ölpreise, die nach der Kurserholung vom Freitag wieder deutlich nachgaben. Marktbeobachtern zufolge rückte zum Wochenstart wieder der Handelskonflikt zwischen den USA und China in den Fokus, nachdem China übers Wochenende schwache Außenhandelsdaten vorgelegt hatte. Diese nährten Konjunktursorgen.
Am besten hielt sich noch der Index der Technologieunternehmen (STOXX Europe 600 Technology), der lediglich um knapp ein Prozent nachgab. Ihm half unter anderem, dass die Kurse an der US-Technologiebörse Nasdaq deutlich weniger unter Druck standen als die Standardwerte-Indizes Dow Jones Industrial und S&P 500.