FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag nicht vom Hocker gerissen. Der Dax , der knapp unter seinem Rekordhoch in den Handel gestartet war, hielt sich auch nach dem Zinsentscheid in etwa auf Vortagesniveau und schloss 0,13 Prozent höher bei 20.426,27 Punkten. Der MDax sank letztlich um 0,43 Prozent auf 26.812,99 Zähler.
Auf europäischer Bühne endete der EuroStoxx 50 mit einem Plus von 0,1 Prozent. Auch die außerhalb der Eurozone liegenden Leitindizes in Zürich und London verbuchten moderate Gewinne. In New York hab der Dow Jones Industrial zuletzt um 0,2 Prozent nach.
Die EZB senkte zum vierten Mal in diesem Jahr den Leitzins. Sie reagierte mit einem Schritt um 0,25 Prozentpunkte auf die schwächelnde Konjunktur im Euroraum. Zudem wurden die Inflations- und Wachstumsprognosen leicht nach unten angepasst. Volkswirte rechnen damit, dass die Notenbank die Leitzinsen im nächsten Jahr noch weiter herabsetzen wird. Denn Handelskonflikte etwa mit den USA und ihrem wiedergewählten Präsidenten Donald Trump könnten die schwächelnde Konjunktur in Europa zusätzlich unter Druck setzen.
"Das war nicht der letzte Schritt nach unten", konstatierte der Chefvolkswirt der DekaBank, Ulrich Kater. "Inzwischen haben die Konjunkturpessimisten im EZB-Rat ein großes Gewicht. Die Leitzinsen werden sich im kommenden Jahr mindestens auf ein neutrales Niveau von 2 Prozent abwärts bewegen", erwartet er.
Florian Heider, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung Safe kommentierte: "Die heutige Entscheidung zeigt, dass die EZB diese kleine Zinssenkung nutzt, um den vielen vorherrschenden Unsicherheiten, insbesondere von geopolitischer Natur, zu begegnen und die Finanzmarktstabilität zu sichern. Die leicht gestiegene Inflation und die Entscheidung, die Zinsen zu senken, sind von den Märkten bereits eingepreist worden, was diese Entscheidung rechtfertigt."
Unter den Einzelwerten legten im Dax BASF (ETR:BASFN) um 0,4 Prozent zu. Analyst Thomas Schulte-Vorwick vom Bankhaus Metzler hatte den Chemiewert auf "Buy" hochgestuft und hält ihn für historisch günstig. Die Chancen überwögen inzwischen wieder die Risiken, schrieb er.
Für die Papiere von BMW (ETR:BMWG) , Mercedes (ETR:MBGn) und Volkswagen (ETR:VOWG) ging es zwischen 0,9 und 1,9 Prozent nach oben. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will einem Pressebericht zufolge mit Ladestromguthaben und Steueranreizen den Kauf von Elektroautos ankurbeln. Vorgeschlagen wird, dass E-Autobesitzer beim Laden ihrer Fahrzeuge - zumindest für einen gewissen Zeitraum - finanziell unterstützt werden.
Im MDax legten Hensoldt (ETR:HAGG) um 2,3 Prozent zu. Der Rüstungselektronik-Spezialist sprach am Kapitalmarkttag über seine mittelfristigen Wachstumsambitionen und rechnet mit einer anhaltenden Auftragsflut. Die Anteilsscheine von Fraport (ETR:FRAG) verteuerten sich um 2,8 Prozent. Der Flughafenbetreiber hatte Verkehrszahlen für den Monat November vorgelegt.
Nemetschek (ETR:NEKG) verloren 3,4 Prozent. Die US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) nahm die Bewertung des Bausoftwarespezialisten mit "Underweight" auf. Die Gewinnentwicklung werde überschätzt und die üppige Bewertung lasse kaum Spielraum für Enttäuschungen, hieß es.
Schott Pharma (ETR:1SXP) gingen nach - Experten zufolge - durchwachsenen Zahlen und einem ebenfalls gemischten Ausblick auf Berg- und Talfahrt. Im späten Handel sackten sie auf ein Rekordtief von 23,60 Euro ab und schlossen 5,6 Prozent im Minus.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,0506 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0491 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,07 Prozent am Vortag auf 2,11 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,23 Prozent auf 127,17 Punkte. Der Bund-Future sank zuletzt um 0,50 Prozent auf 135,15 Zähler.