Investing.com – Der Dax ging nach schwachem Handel bis zum frühen Nachmittag wieder auf Kursralley. Bis zum Börsenschluss legte der deutsche Leitindex deutlich zu und schloss bei einem Anstieg von 0,47% auf 8.846,00 Punkte mit einem neuen Allzeithoch. Der MDax drehte ebenfalls ins Plus und ging um 0,17% fester auf 15.449,23 Punkte aus dem Handel. Der TecDax dagegen schaffte den Sprung in die Gewinnzone nicht und beendete den Tag mit einem leichten Minus von 0,09% auf 1.098,26 Punkte.
Frankfurt steckte sich, wie bereits Wall Street zum Börsenstart, von der Zuversicht an, dass sich Republikaner und Demokraten doch noch auf einen Übergangshaushalt einigen und eine Staatspleite abwenden werden. Entsprechende Signale kamen am frühen Nachmittag aus dem Senat.
Spekulationen zufolge sind beide politschen Lager im Senat auf einen gemeinsamen Punkt zur kurzfristigen Anhebung der Schuldenobergrenze gekommen. Der Gesetzentwurf müsse nur noch von der Oberkammer verabschiedet werden, hieß es Medienberichten zufolge.
Zusätzlich hat der Präsident des US-Repräsentantenhauses John Boehner versichert, er werde eine Abstimmung in der unteren Kammer zulassen, um ein Default zu vermeiden. Da aufgrund der Meinungsverschiedenheiten unter den Republikanern sich diese bis jetzt immer noch nicht auf ein Budget zur Anhebung der Schuldendecke geeinigt haben, wird womöglich nur der Entwurf der Demokraten zur Abstimmung vorliegen.
Mit Hinsicht auf die drohende Zahlungsunfähigkeit der USA, hatte am Vortag die Ratingagentur Fitch mit einer Herabstufung der Bestnote gedroht und den Ausblick der Treasury Bonds auf negativ gesetzt. Am Anleihemarkt ist heute in Folge die Rendite von 1-Monate Bonds um sechs Basispunkte auf 0,06% und somit auf den höchsten Stand seit 2008 gestiegen. Für heute ist eine Auktion von Anleihen selber Laufzeit vorgesehen. Auf dem Spiel steht nämlich nicht nur die Solvenz der USA, sondern auch die Arbeitsstellen von zahlreichen Staatsbeamten, die seit dem am 1. Oktober ein partieller Verwaltungsstillstand eingetreten ist, im Zwangsurlaub sind.
Von Konjunkturseite ist im September die jährliche Inflationsrate im Euroraum auf 1,1% gesunken und liegt somit auf dem tiefsten Stand der letzten drei Jahre, meldete heute die europäische Statistikbehörde Eurostat. Ein Jahr zuvor hatte sie noch bei 2,6% gelegen. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Verbraucherpreise um 0,5%. In der gesamten EU belief sich die jährliche Teuerungsrate im Vorjahresvergleich auf 1,3%. Gegenüber August betrug sie 0,4%.
Zum anderen hat im August die Währungsunion einen Überschuss im Warenverkehr von 7,1 Mrd. Euro ausgewiesen, was deutlich unter den 18 Mrd. Euro im Juli lag. Im Vorjahresvergleich nahm das positive Saldo dagegen um 2,5 Mrd. zugenommen, teilte Eurostat in einer separaten Meldung mit.
Unterdessen konnte sich heute Deutschland zu wieder deutlich niedrigeren Zinsen frisches Geld am Primärmarkt beschaffen. Bei der Auktion von zweijährigen Bonds mit einem Kupon von 0,25%, lag die Durchschnittsrendite bei 0,19%. Die Nachfrage war bei einer Überzeichnung von 2,3 hoch. Bei der letzten vergleichbaren Versteigerung hatte der Schatz den Investoren noch einen Zins von 0,22% bieten müssen. Damals hatte das Cover Ratio lediglich 1,6 betragen.
Die zunehmende Risikoaversion angesichts der heiklen US-Haushaltskrise begünstigt wieder die Finanzierungsbedingungen des deutschen Staats.
In Portugal dagegen haben sich die Finanzierungskosten für den Staat wieder deutlich verteuert. Bei einer Versteigerung von 3- und 9-Monate Schuldtiteln konnte der portugiesische Schatz zwar den angepeilten Höchstbetrag von 1,5 Mrd. Euro in seine Kassen spülen, doch verlangten die Anleger deutlich höhere Zinsen. Die Rendite für 3-Monate und 9-Monate Bonds belief sich auf jeweils 1,16% gegenüber den 1,08% im September und auf 1,71% gegenüber den 1,81% der letzten Vergleichbaren Auktion in August.
An den europäischen Aktienmärkten notierten praktisch alle Leitindexe im Rot. Der FTSE 100 stieg um 0,34%, der CAC 40 gab um 0,29% nach, der Ibex 35 rückte um 0,75% vor und der FTSE MIB legte um 1,45% zu.
Am Frankfurter Parkett führte die Commerzbank die Gewinnerliste im Dax bei einem Plus von 2,81% an. Topwerte im MDax und TecDax sind derzeit METRO und Telefónica Deutschland bei Anstiegen von 4,29% und 3,50%. Die größten Verluste wiesen Infineon Technologies, Rational und Aixtron auf bei Abschlägen von jeweils 1,25%, 2,17% und 4,16%.