Cash zu halten ist wirklich wichtig. Zumindest in einem gewissen Umfang. Alles können wir im Endeffekt auf das Prinzip der Opportunitätskosten zurückführen. Auch, was einen gewissen Bargeldbestand angeht. Flexibilität ist in manchen Fällen einfach mehr wert als das Vollinvestiertsein.
Allerdings hat sich die Ausgangslage bedeutend verändert. Wer Cash hält, der besitzt einen Vermögensgegenstand, der sich mit hoher Inflation besonders stark entwertet. Insofern ist die Frage legitim, wie viel Liquidität man sich als Investor leisten kann und sollte. So viel wie nötig, so wenig wie möglich ist für den Moment wohl ein gutes Stichwort.
Cash: Rechnen wir ein bisschen herum Im Endeffekt ist die Berechnung relativ simpel: Wer zum Beispiel 100.000 Euro in Cash hat, der verliert bei einer Inflationsrate von 8 % 8.000 Euro, zumindest an Kaufkraft. Das Geld ist nicht weg, aber es ist weniger wert. Heruntergerechnet auf einen Monat entspricht das einem Betrag von 666,67 Euro.
Vielleicht ist das eine Liquidität, die man gerne auf der hohen Kante hat. Oder maßlos zu viel. Jedenfalls zeigt mir dieses Rechenbeispiel, dass es kaum nennenswert mehr sein sollte oder darf. Wenn man als Sparer zum Beispiel 400.000 Euro an Cash hat, so verliert man eben den vierfachen Satz und damit 32.000 Euro rein rechnerisch an Kaufkraft. Herzlichen Glückwunsch: So mancher hätte netto und unterm Strich ein Jahr lang nicht arbeiten gehen müssen.
Insofern gibt es gewiss einige Grenzen, die man beim Horten von Cash derzeit beachten sollte. Selbst ein Kaufkraftverlust von 8 % und 100.000 Euro Geldvermögen ist ärgerlich, aber vielleicht noch vertretbar. Der Verlust eines Nettojahresgehaltes im Gegenwert der Kaufkraft wäre für mich ein No-Go. Auch bei kleineren Beträgen ist es gewiss sinnvoll, nach Lösungen zu schauen. Selbst 666,67 Euro Kaufkraftverlust pro Monat ist schließlich nicht wenig. Übrigens: Selbst bei einem Vermögen von 15.000 Euro verliert man als Sparer bei 8 % Inflation ca. 100 Euro pro Monat.
Bedächtig planen und investieren Inflation führt dazu, dass das Halten von Cash ein Problem ist. Sparer sollten sehr bedächtig und konservativ planen und nicht zwangsläufig die höchste Cashquote anstreben. Zu investieren, und wenn es lediglich defensive Dividendenaktien sind, ist ein guter Ratschlag. Bei einer derart hohen Teuerung gibt es direkt hohe rechnerische Wertverluste.
Einmal nachzurechnen, was das eigene Halten der Liquidität kostet, ist daher sehr entscheidend. Es mag gute Gründe geben, selbst Warren Buffett hält schließlich immer Bargeld in seinem Bestand. Allerdings: Wie viel nötig und vertretbar ist, das ist überaus entscheidend.
Der Artikel Wie viel Cashhalten kann man sich jetzt noch leisten? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Motley Fool Deutschland 2022