Value-Investoren streben eine Rendite an, die durch Investitionen in preiswerte Vermögenswerte, wie Aktien, und durch den Ausstieg aus teuren Assets erzielt wird. Während wir uns auf das Jahresende zubewegen, fragen sich viele Marktteilnehmer, ob das Investieren in Substanzwerte, das wir schon in der Vergangenheit ausführlich besprochen hatten, wieder in Mode gekommen ist.
Benjamin Graham (NYSE:GHC) und David Dodd gelten als die wichtigsten Vertreter der ersten Value-Strategien, bei denen langfristig orientierte Aktien zu einem Preis unterhalb ihres inneren Wertes gekauft werden. Sie glauben, dass der Markt irgendwann den wahren Wert des Unternehmens erkennen wird und der Aktienkurs dementsprechend steigen wird.
In dem gegenwärtigen Pandemieumfeld, das den größten Teil des Jahres 2020 zu beobachten war, standen Technologiewerte aufgrund ihrer Vorteile für die Bevölkerung, die von zu Hause aus arbeitet, im Mittelpunkt. Gleichzeitig haben verschiedene Aktien aus anderen Sektoren gelitten, da ihre Geschäftsmodelle nicht an Ausgangsbeschränkungen angepasst sind, was eine Reihe potenziell unterbewerteter Aktien geschaffen hat.
Warren Buffett gilt seit langem als wichtigster Value-Investor. Der Erfolg seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway (NYSE:BRKa) (NYSE:BRKb), die Buffett seit mehr als fünf Jahrzehnten führt, gilt als Beweis für die Stärke dieser Anlagestrategie.
Nick Kirrage, ein Fondsmanager bei Schroders (LON:SDR), sagte:
"In den letzten Jahren haben sich Value-Portfolios im Vergleich zu Marktindizes, die zunehmend von Anleihen-Proxies oder Technologie-Aktien dominiert werden, unterdurchschnittlich entwickelt ... 2020 war ein äußerst schwieriges Jahr für Substanz-Investoren."
Der November brachte jedoch positive Impfstoffnachrichten, hauptsächlich von Pfizer (NYSE:PFE) und seinem Partner BioNTech (NASDAQ:BNTX) sowie von Moderna (NASDAQ:MRNA). Seitdem haben viele Analysten die Ansicht geäußert, dass Value-Aktien ein Comeback erleben könnten und verweisen dazu auf die jüngste Rotation von Technologie-Aktien in Substanz-Aktien.
So schrieb der Economist in einem Artikel mit dem Titel "Value investing is struggling to remain relevant":
„... die Aussichten für einen Coronavirus-Impfstoff lassen auf eine baldige Rückkehr zu einer normalen Wirtschaft hoffen. Dies könnte der Beginn einer seit langem angekündigten Umschichtung von überteuerten Technologiewerten auf weitaus billigere zyklische Aktien sein - Aktien, die in einer starken Wirtschaft gut laufen. Vielleicht ist Substanz wieder im Kommen.“
Daher werden wir heute zwei neue börsennotierte Fonds (Exchange Traded Funds, ETFs) vorstellen, die eine Reihe von Anlegern ansprechen könnten, die sowohl US-amerikanische als auch globale Value-Aktien in ihre Langzeit-Portfolios aufnehmen möchten.
1. Invesco S&P 500® Pure Value ETF
Aktueller Kurs: 60,33 USD
52-Wochen-Spanne: 33,62 - 70,00 USD
Dividendenrendite: 2,36%
Kostenquote: 0,35%
Der Invesco S&P 500 Pure Value ETF (NYSE:RPV) bietet ein Engagement in einer Reihe von Aktien aus dem S&P 500 Index, die starke Value-Eigenschaften aufweisen, ausgehend von drei Kennzahlen - dem Kurs-Buchwert-Verhältnis, dem KGV und Kurs-Umsatz-Verhältnis.
RPV bildet mit 102 Beteiligungen den S&P 500 Pure Value ab. Der Fonds kam 2006 in den Handel und verwaltet fast 1,1 Milliarden US-Dollar.
Hinsichtlich der vertretenen Sektoren hat das Finanzwesen die höchste Gewichtung (33,93%), gefolgt von Nicht-Basiskonsumgütern (15,43%), Energie (11,49%), Werkstoffen (10,50%), Gesundheitswesen (9,85%) und Basiskonsumgütern (7,30%). Die wichtigsten 10 Beteiligungen machen rund 20% des Fondsvermögens aus, was bedeutet, dass kein Unternehmen groß genug ist, um den Fonds selbst erheblich zu beeinflussen.
Berkshire Hathaway, die Autohersteller General Motors (NYSE:GM) und Ford (NYSE:F), der Ölfelddienstleister Baker Hughes (NYSE:BKR), der Einzelhändler Gap (NYSE:GPS), der Agrarrohstoffgigant Archer-Daniels-Midland (NYSE:ADM), das Papier- und Verpackungsunternehmen WestRock (NYSE:WRK) und Mosaic (NYSE:MOS), das Kali und Phosphat produziert, gehören zu den führenden Namen im Fonds.
Gegenüber dem Jahresanfang ist der RPV um rund 11% gesunken. Seit Ende Oktober hat der Fonds jedoch eine Rendite von über 20% erzielt. Die geschätzten Kurs-Gewinn- und Kurs-Buchwert-Verhältnisse liegen bei 12,4 bzw. 0,96. Unserer Meinung nach hat der Fonds einen Platz in einem langfristigen, diversifizierten Portfolio verdient.
2. iShares Edge MSCI International Value Factor ETF
Aktueller Kurs: 22,53 USD
52-Wochen-Spanne: 15,28 - 24,79 USD
Dividendenrendite: 3,79%
Kostenquote: 0,30%
Der iShares Edge MSCI Intl Value Factor ETF (NYSE:IVLU) bietet Zugang zu internationalen Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung, die als Substanzwerte einzuordnen sind.
Die IVLU bildet mit 353 Beteiligungen den MSCI World (DE:X010) ex USA Enhanced Value Index ab. Der Fonds kam 2015 in den Handel. Finanzwerte haben mit 18,02% die höchste Gewichtung, gefolgt von Industriewerten (14,77%), Gesundheitsunternehmen (11,79%), Nicht-Basiskonsumgüterherstellern (11,29%) und Basiskonsumgüterproduzenten (10,48%).
British American Tobacco (NYSE:BTI) aus Großbritannien, die europäischen Pharma- und Biowissenschaftskonzerne Novartis (NYSE:NVS), Sanofi (NASDAQ:SNY) und Bayer (OTC:BAYRY), der japanische Autohersteller Toyota Motor (NYSE:TM), der in Frankreich ansässige Finanzdienstleistungskonzern BNP Paribas (OTC:BNPQY) und der Bergbau- und Metallgigant Rio Tinto (NYSE:RIO) gehören zu den Top-10-Werten im Fonds, die etwa 20% der Nettovermögenswerte in Höhe von fast 551 Millionen Dollar ausmachen.
Gegenüber dem Jahresanfang hat der Fonds rund 6% verloren. Wie bei RPV lag die Rendite in den letzten sechs Wochen jedoch weit über 20%. Das KGV und das KBV des Fonds betragen 11,35 bzw. 0,87. Wer sein Portfolio international diversifizieren möchte, sollte den Fonds auf dem Radar behalten.