Anfang dieser Woche gab Amazon.com (NASDAQ:AMZN) Pläne bekannt, seine Aktien zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten zu splitten. Mit diesem Schritt erhöht sich die Anzahl der ausstehenden Aktien des Unternehmens im Verhältnis 20:1, wodurch der Aktienkurs insgesamt für Anleger attraktiver wird, die bisher vor dem Kauf einer Aktie mit einem vierstelligen Aktienkurs zurückgeschreckt sind.
Nach der Ankündigung am Mittwoch stieg Amazon im nachbörslichen Handel um bis zu 11 %. Allerdings wurde ein Teil dieser Gewinne inmitten eines breiten Marktabverkaufs wieder abgegeben. Am Donnerstag schloss die Amazon-Aktie bei 2.936,57 USD, was einem Anstieg von mehr als 4.000 % seit dem letzten Aktiensplit im September 1999 entspricht.
Der in Seattle ansässige E-Commerce-Riese teilte in einer per E-Mail versandten Stellungnahme mit, der Split ziele darauf ab, den Mitarbeitern "mehr Flexibilität bei der Verwaltung ihres Eigenkapitals" zu geben und die Aktie für durchschnittliche Investoren "leichter zugänglich" zu machen. Der Split erfordert allerdings noch die Zustimmung der Aktionäre und würde bei Annahme im Juni in Kraft treten.
Technisch gesehen verändern Aktiensplits nicht den Wert eines Unternehmens oder die Beteiligungen seiner Anleger. Durch diese Strategie wird jedoch der Nennwert der Einzelaktien gesenkt, so dass sie für einen größeren Anlegerkreis zugänglich werden. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn der Aktienkurs ein Niveau erreicht hat, das von Kleinanlegern als zu hoch angesehen wird.
Die Entscheidung für den Aktiensplit von Amazon nach ähnlichen Schritten von Apple (NASDAQ:AAPL) und Tesla (NASDAQ:TSLA) im vergangenen Jahr zeigt auch den wachsenden Einfluss von Privatanlegern auf dem Markt. Seit der Corona-Pandemie haben sich institutionelle Anleger eher bedeckt gehalten.
Allerdings sollten Anleger ihre Anlageentscheidungen nicht auf der Grundlage von Aktiensplits treffen. Stattdessen sind die Geschäftsgrundlagen des Unternehmens und seine Bewertung am wichtigsten. Aus diesem Grund ist die Amazon-Aktie unserer Meinung nach ein guter Kauf.
Starke Dynamik
Die Amazon-Aktie ist inzwischen ausgesprochen attraktiv, nachdem sie seit Juli letzten Jahres, als sie ein Rekordhoch erreichte, nochmals ein Viertel ihres Wertes verloren hat. Die Talfahrt begann, als der Handelsriese vor dem Kostendruck im Umfeld der Pandemie warnte, der durch Hürden auf der Angebotsseite, Arbeitskräftemangel und erhöhte Fracht- und Versandkosten angeheizt wurde.
Aber während das aktuelle Umfeld für das E-Commerce-Geschäft von Amazon nicht allzu günstig aussieht, sollten Anleger die starke Dynamik in den anderen Unternehmenseinheiten nicht außer Acht lassen. Dazu gehört auch das Werbesegment und die Gewinne, die das Unternehmen mit Amazon Web Service (AWS), dem Cloud-Geschäft von Amazon, erzielt.
Der Umsatz im Cloud-Geschäft, über das das Unternehmen seinen Kunden Serverkapazität und Software-Tools bereitstellt und einen erheblichen Teil des Unternehmensgewinns generiert, verzeichnet ein massives Wachstum. Im Vorquartal half diese Diversifizierung Amazon dabei, mit dem Cloud-Computing- und Werbegeschäft zusammen den Umsatzrückgang im Online-Geschäft mehr als auszugleichen. Folgerichtig veröffentlichte das Unternehmen einen überragenden Quartalsbericht.
Diese Stärke bei den Wachstumsaussichten von Amazon ist der Hauptgrund dafür, dass Analysten den Kauf der Aktie auf diesen Niveaus mit überwältigender Mehrheit unterstützen. In einer Umfrage von Investing.com unter 52 Analysten bewerteten 50 die Aktie mit einem „Outperform“-Rating mit einem 12-Monats-Konsenskursziel, das ein Ertragspotenzial von etwa 39,3 % vorsieht.
Barclays (LON:BARC) bekräftigte diese Woche seine "Overweight"-Einstufung für Amazon und sagte, das Unternehmen werde seine Gewinnprognose revidieren.
"Die Margen im Einzelhandel beginnen sich 2022 zu stabilisieren, und eine anhaltende Verschiebung im Mix hin zu margenstärkeren Geschäften wie AWS und Werbung machen eine Anhebung der Prognosen in diesem Jahr sehr wahrscheinlich."
Die Bank of America (NYSE:BAC) kürte Amazon erst kürzlich in einer Notiz zum Top-Pick für das Jahr 2022. Demnach werde der Handelsriese von 2023 bis 2025 ein "signifikantes" Wachstum der Gewinnmargen erzielen, unterstützt durch sein Cloud-, Werbe- und Drittanbieter-Marktplatzgeschäft.
Fazit
Mit der Entscheidung zum Aktiensplit erhöht Amazon seine Attraktivität für Privatanleger, die sich aktiver am Handel beteiligen. Darüber hinaus besitzt Amazon aufgrund der Wachstumsdynamik seines Cloud-Geschäfts und anderer Geschäftsbereiche ein erhebliches Aufwärtspotenzial.