Bei all den unzähligen Fallstricken, die es bislang im Jahr 2020 gab, hat es sich erstaunlicherweise als Super-Jahr für Börsengänge herausgestellt. So sehr, dass einige den aktuellen Wahnsinn mit dem IPO-Boom von 1999 vergleichen.
Das mit Spannung erwartete Debüt von Snowflake als börsennotiertes Unternehmen in der vergangenen Woche machte das Technologieunternehmen nach seinem ersten Handelstag zum wertvollsten Software-Börsengang aller Zeiten. Es überrascht nicht, dass der Renaissance IPO ETF (NYSE:IPO), der einen Korb von US-Unternehmen nachbildet, die kürzlich an die Börse kamen, in diesem Jahr um fast 65% gestiegen ist. Der S&P 500 ist seinerseits im gleichen Zeitraum um rund 3% gestiegen.
Und die Flut der IPOs wird voraussichtlich weitergehen. Das Datenanalyseunternehmen Palantir Technologies (NYSE:PLTR) und der Arbeitsplatzsoftwareanbieter Asana (NYSE:ASAN) sollen später in diesem Monat an die Börse gehen. Der Ferienwohnungsvermittler Airbnb, der On-Demand-Zusteller DoorDash, und OpenDoor, ein Immobilienmarktplatz, sind einige der anderen Startups, die voraussichtlich vor Ende 2020 den Gang an die Börse wagen werden.
Im Folgenden konzentrieren wir uns auf ein Trio von Technologie-Einhörnern, die dank schnellem Wachstum das Potenzial haben, Marktführer in ihren jeweiligen Bereichen zu werden.
1. Snowflake
Snowflake (NYSE:SNOW) sorgte am 16. September für Furore, als es zum größten Technologie-Börsengang des Jahres wurde. Der Anbieter für Cloud-basierte Datenspeicherung und Analyse kostete 120 US-Dollar pro Aktie - weit über der ursprünglichen Preisspanne von 75 bis 85 US-Dollar pro Aktie.
Die Aktien des Anbieters von Cloud-Datenbanken haben sich am ersten Handelstag mehr als verdoppelt und beendeten den Handel um 112% höher zu 253,93 USD. Zu einem Zeitpunkt stiegen sie sogar um 166% und erreichten ein Hoch von 319 USD.
Insgesamt hat Snowflake fast 3,4 Milliarden US-Dollar durch sein IPOS eingenommen und ist damit der größte Software-Börsengang in der Geschichte. Damit hat Snowflake das Marktdebüt von VMware (NYSE:VMW) von 2007, das rund 1 Milliarde US-Dollar einbrachte, mühelos übertroffen.
Die Aktie, die sich in den Tagen nach ihrem Debüt etwas abgekühlt hat, ging am Dienstag zu 235,16 USD aus dem Handel, was dem in San Mateo, Kalifornien, ansässigen Software-as-a-Service-Unternehmen eine Marktkapitalisierung von rund 65 Mrd. USD beschert.
Snowflake, dessen Data Warehouse-Software Unternehmen bei der Verwaltung und Verteilung großer Informationsmengen unterstützt, erhielt ein Vertrauensvotum durch von Warren Buffets Berkshire Hathaway (NYSE:BRKb), (NYSE:BRKa) als sowie den Cloud-Riesen Salesforce (NYSE:CRM), die kurz vor dem Börsengang jeweils 250 Millionen US-Dollar investierten.
Das Cloud-Data-Warehousing-Unternehmen verzeichnete in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 einen Umsatzanstieg von 133% auf 242 Mio. USD. Dies ist auf die robuste Ausweitung der Kundenzugänge zurückzuführen, die um 101% auf 3.117 gestiegen sind. Derzeit zählen sieben der Fortune 10-Unternehmen zu den Kunden und 146 der Fortune 500-Unternehmen.
Wie viele seiner Kollegen ist Snowflake jedoch noch nicht rentabel. Im ersten Halbjahr verlor das Unternehmen 171,3 Millionen US-Dollar.
Wir gehen davon aus, dass Snowflake dank des starken Wachstums weiterhin florieren wird. Dennoch, seine himmelhohe Bewertung lässt wenig Raum für Patzer.
2. JFrog
JFrog (NASDAQ:FROG) hat die Tech-IPO-Hysterie in diesem Monat verstärkt, als es am 16. September einen Ausgabekurs von 44 USD festlegte, nachdem die Preisspanne zuvor noch 33 bis 37 US-Dollar pro Aktie betragen hatte.
Die Firma für Unternehmenssoftware stieg am ersten Handelstag kurzzeitig um 75% auf 77,00 USD, bevor es den Handel um 47,2% höher zu 64,79 USD beendete. JFrog sammelte bei seinem Börsengang mehr als 350 Millionen US-Dollar ein.
Die Aktie, die sich in den Tagen nach dem Börsengang weiter nach oben bewegte, notierte gestern Abend bei 77,71 USD, was dem in Sunnyvale, Kalifornien, ansässigen Unternehmen für automatische Software-Updates eine Bewertung von rund 6,9 Mrd. USD gibt.
Die DevOps-Plattform unterstützt Unternehmen und Entwickler bei der Einführung von Software-Updates und zählt bereits eine Reihe hochkarätiger Kunden, darunter Amazon (NASDAQ:AMZN), Netflix (NASDAQ:NFLX), Adobe (NASDAQ:ADBE) und American Express (NYSE:AXP).
Der Umsatz von Jfrog stieg im ersten Halbjahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 50% auf 69,3 Mio. USD. Obwohl das Softwareunternehmen immer noch nicht profitabel ist, haben sich seine Verluste verringert - von 2,1 Mio. USD im ersten Halbjahr 2019 auf nur noch 426.000 USD im ersten Halbjahr Hälfte 2020.
Trotz des hohen Bewertungsniveaus erwarten wir, dass Jfrog einer der besten Werte im Bereich von Unternehmenssoftware auf dem Markt bleibt, was zum großen Teil auf das beschleunigte Wachstum bei Umsatz- und Kundenzahlen zurückzuführen ist.
Bis Ende Juni zählte JFrog rund 5.800 Unternehmen und Organisationen als Kunden, darunter 75% der Fortune 500-Unternehmen.
3. Unity Software
Unity Software (NYSE:U), das Werkzeuge zum Erschaffen von Videospielen bereitstellt, feierte am 18. September sein Debüt auf dem Aktienmarkt. Das in San Francisco, Kalifornien, ansässige Unternehmen hatte einen Eröffnungspreis von 52 USD pro Aktie, der über der ursprünglichen Preisspanne von 34 bis 42 US-Dollar pro Aktie lag.
Am ersten Handelstag stiegen die Aktien des Entwicklers von Videospielsoftware um bis zu 44%, bevor sie um 31,4% höher zu 68,35 USD aus dem Handel gingen, womit das Unternehmen 1,3 Mrd. USD an Anlegergeldern einsammeln konnte.
Die Aktie, die in den Tagen nach dem Börsengang weiter zulegen konnte, schloss gestern zu 84,82 USD ab, was seine Marktkapitalisierung auf 22,3 Mrd. USD erhöhte.
Der Umsatz von Unity stieg im ersten Halbjahr 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 39% auf 351,3 Mio. USD, was auf die wachsende Nachfrage nach seiner Videospielentwicklungsplattform zurückzuführen ist. Die Zahl der Kunden, die Ende Juni 100.000 USD oder mehr ausgaben, erreichte 716, während diese Zahl vor einem Jahr noch bei 515 lag.
Das Unternehmen gab an, dass mehr als die Hälfte der 1.000 bestverkauften Handyspiele im App Store von Apple (NASDAQ:AAPL) und Google (NASDAQ:GOOGL) Play im Jahr 2019 über seine Plattform erstellt wurden. "Pokemon Go", "Call of Duty: Mobile" und "Iron Man VR" gehören zu den bekanntesten Spielen, die mit der Unity-Software entwickelt wurden.
Wie viele der brandaktuellen Technologiewerte, die kürzlich an der Wall Street debütierten, ist Unity noch kein profitables Unternehmen. Im ersten Halbjahr 2020 fiel ein Nettoverlust von 54,1 Mio. USD an, nachdem es im Vorjahreszeitraum noch 67,1 Mio. USD gewesen waren.
Die Aktie von Unity Software sieht angesichts der starken Nachfrage nach Tools zur Entwicklung von Videospielen auch in Zukunft attraktiv aus. Die Plattform des Unternehmens hatte Ende Juni 2020 weltweit 1,5 Millionen aktive Benutzer pro Monat.