In den kommenden Tagen kommt die Berichtssaison für das vierte Quartal an der Wall Street so richtig auf Touren. Wegen der Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf mehrere Sektoren und Branchen stellen sich die Anleger auf eine weitere unsichere Bilanzsaison ein.
Da der NASDAQ Composite in unmittelbarer Schlagdistanz zu seinem Höchststand notiert, richtet sich der Fokus einmal mehr auf die fünf großen Tech-Unternehmen, die in der kommenden Woche ihre aktuellen Geschäftsergebnisse veröffentlichen werden.
Alle fünf dürften abermals auf ein glänzendes Quartal zurückblicken und sind angesichts ihrer immer größer werdenden Dominanz in der Tech-Branche absolut empfehlenswert.
1. Microsoft
- Berichtet am Dienstag, dem 26. Januar 2021, nach Handelsende in den USA
- Geschätztes Gewinnwachstum: +8.6% pro Aktie im Vergleich zum Vorjahr
- Geschätztes Umsatzwachstum: +9% im Vergleich zum Vorjahr
Microsoft (NASDAQ:MSFT) ist im Höhenflug. Der Titan für Software und Infrastruktur erlebt angesichts der Umstellung auf Heimarbeit während der Corona-Krise einen Nachfrageschub für seine Cloud-basierten Dienste.
Das in Redmond, Washington, ansässige Unternehmen verzeichnete in den letzten 12 Monaten einen Kursgewinn von rund 29,5% und übertraf damit die Performance des S&P 500, der im gleichen Zeitraum um 14% zulegen konnte.
MSFT-Aktien, die am 2. September ein Rekordhoch von 232,86 USD erreichten, beendeten den Dienstag bei 216,44 USD. Mit einer Marktkapitalisierung von 1,63 Billionen US-Dollar ist Microsoft das zweitwertvollste Unternehmen der Welt.
Microsoft, das im letzten Quartal bei Gewinn und Umsatz die Schätzungen massiv übertraf, wird am Dienstag, dem 26. Januar, nach der Schlussglocke in New York seine aktuellen Finanzergebnisse veröffentlichen.
Der Durchschnitt der Schätzungen sieht den Gewinn im zweiten Quartal des Geschäftsjahres bei 1,64 USD je Aktie, was eine Verbesserung gegenüber dem Gewinn je Aktie von 1,51 USD im Vorjahreszeitraum wäre. Der Umsatz soll den von Investing.com befragten Analysten zufolge ein Allzeithoch von 40,2 Milliarden US-Dollar erreichen, was einer Steigerung von 9% gegenüber dem Umsatz von 36,9 Milliarden US-Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres entspräche. Dies ist auf die hohe Nachfrage nach Cloud-Computing-Produkten zurückzuführen.
Daher werden sich Investoren auf das Wachstum des boomenden Intelligent Cloud Geschäfts von Microsoft konzentrieren, zu dem Azure, GitHub, SQL Server, Windows Server und andere Unternehmensdienste gehören. Der Umsatz mit kommerziellen Clouds von Microsoft stieg im letzten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 31% auf 15,2 Mrd. USD, während der Umsatz mit Azure-Diensten um 48% zulegte.
Eine weitere wichtige Messgröße ist die Leistung der Microsoft-Sparte Produktivität und Geschäftsprozesse. Diese wichtige Einheit umfasst die Office 365-Cloud-Produktivitätssuite, die Teams-App, LinkedIn (NYSE:LNKD) sowie Dynamics-Produkte und Cloud-Dienste.
Trotz hoher Bewertungen - die Aktie des Technologiegiganten wird mit dem 34-fachen des 12-Monats-Gewinns gehandelt - scheint Microsoft angesichts der starken Nachfrage nach seinen Cloud-basierten Angeboten, die es zu einem der wahren Marktführer gemacht hat, auch in Zukunft eine gute Wahl in seinem Bereich zu sein.
2. Apple
- Berichtet am Mittwoch, dem 27. Januar 2021, nach Handelsende in den USA
- Geschätztes Gewinnwachstum: +12% pro Aktie im Vergleich zum Vorjahr
- Geschätztes Umsatzwachstum: +11,4% im Vergleich zum Vorjahr
Die Aktien von Apple (NASDAQ:AAPL) sind in den letzten 12 Monaten gut gelaufen, da die Covid-19-Pandemie zu einer steigenden Nachfrage nach Abonnementdiensten wie iTunes Music, Apple TV+ und Apple Arcade geführt hat.
Die AAPL-Aktie, die im vergangenen Jahr um rund 60% gestiegen ist, beendete den Handel gestern zu 127,83 USD, nicht weit entfernt von ihrem Allzeithoch vom 29. Dezember bei 138,78 USD.
Das in Cupertino, Kalifornien, ansässige Technologie- und Unterhaltungselektronikkonglomerat hat eine Marktkapitalisierung von 2,18 Billionen US-Dollar und ist damit das wertvollste Unternehmen, das an einer US-Börse gehandelt wird.
Apple - dessen Gewinne und Umsätze die Erwartungen im letzten Quartal ohne Probleme schlagen konnten - veröffentlicht seinen nächsten Zahlen am Mittwoch, dem 27. Januar, nach Handelsende an der Wall Street.
Die Analysten erwarten für das wichtige erste Quartal des Geschäftsjahres 2021, welches das Weihnachtsgeschäft umfasst, einen Gewinn je Aktie von 1,40 US-Dollar. Dies würde eine Steigerung von 12% gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeuten. Der Umsatz soll im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 11% auf 102,3 Mrd. US-Dollar wachsen, was auf die steigende Nachfrage nach den neuen 5G-fähigen iPhone 12-Modellen zurückzuführen ist, die kürzlich vorgestellt wurden.
Neben Gewinn und Umsatz wird die Wall Street das Wachstum der Apple-Sparte Wearables - zu der AirPods und die Apple Watch gehören - sowie im Dienstleistungsgeschäft im Auge haben.
Alle Aktualisierungen des Wachstums im iPad- und Mac-Geschäft werden ebenfalls im Fokus stehen, da sich beide angesichts der Ausgangsbeschränkungen gut entwickelt haben und im Jahresvergleich ein Umsatzwachstum von 46% bzw. 29% im letzten Quartal verzeichneten.
Auch Neuigkeiten über die Entwicklungen im iPad- und Mac-Geschäft werden im Fokus stehen, da sich beide in einem Umfeld, da sich beide angesichts der Ausgangsbeschränkungen gut entwickelt haben und im Jahresvergleich ein Umsatzwachstum von 46% bzw. 29% im letzten Quartal verzeichneten.
Noch wichtiger für die Anleger wird Apples Ausblick auf das laufende Quartal sein, nachdem der iPhone-Riese zuvor keine Prognose abgegeben hatte, da die Auswirkungen der Pandemie sein Geschäft unsicher machen.
3. Facebook
- Berichtet am Mittwoch, dem 27. Januar 2021, nach Handelsende in den USA
- Geschätztes Gewinnwachstum: +23% pro Aktie im Vergleich zum Vorjahr
- Geschätztes Umsatzwachstum: +24,4% im Vergleich zum Vorjahr
Die Aktie von Facebook (NASDAQ:FB) hinkt den anderen "Big Five"-Technologieunternehmen hinterher und ist in den letzten 12 Monaten "nur" um 17,5% gestiegen. Die Sorgen über die negativen Auswirkungen bezüglich des Umgangs mit Hassreden und Fehlinformationen auf der Social-Media-Plattform haben die Kursgewinne begrenzt.
Ungeachtet dessen hat es der Social-Media-Riese trotzdem geschafft, sein Publikum über seine verschiedenen Apps, zu denen auch Instagram, Messenger und WhatsApp gehören, zu vergrößern. Das soziale Netzwerk zählt nun 3,2 Milliarden Nutzer über seine Plattformen hinweg.
FB-Aktien notierten gestern bei 261,10 USD und damit weit unter ihrem Rekordhoch von 304,67 USD, das am 26. August erreicht wurde. Auf dem aktuellen Stand ist das in Menlo Park, Kalifornien, ansässige Unternehmen mit 726,7 Mrd. USD der kleinste der Technologiegiganten und der einzige mit einer Bewertung unter 1 Billion US-Dollar.
Facebook, dessen Gewinn und Umsatz die Erwartungen für das dritte Quartal übertroffen haben, wird am Mittwoch, dem 27. Januar, nach Handelsende in den USA die Ergebnisse zum vierten Quartal veröffentlichen.
Im Schnitt erwarten die Analysten einen Gewinn je Aktie von 3,15 US-Dollar, ein Plus von 23% gegenüber dem Vorjahresquartal (2,56 US-Dollar). Der Umsatz soll im Jahresvergleich um mehr als 24% auf 26,2 Mrd. US-Dollar klettern, getrieben von der hohen Nachfrage der Werbetreibenden in der Ferienzeit.
Vor allem die Werbeeinnahmen von Facebook, die im dritten Quartal trotz eines anhaltenden weltweiten Boykotts von mehr als 1.000 Werbetreibenden gegenüber dem Vorjahr um 22% gestiegen sind, dürften von den Investoren unter die Lupe genommen werden.
Darüber hinaus werden Details zum Nutzerwachstum des Social-Media-Unternehmens im Fokus stehen. Laut Facebook stiegen die täglich aktiven Nutzer im letzten Quartal um 12% auf 1,82 Milliarden, während die monatlichen aktiven Nutzer ebenfalls um 12% auf 2,74 Milliarden zunahmen.
Trotz wachsender regulatorischer Bedenken, nachdem ein Kongressausschuss Facebook kürzlich vorgeworfen hatte, ein de facto Monopol in den sozialen Medien zu haben, scheint die FB-Aktie angesichts des starken Wachstums immer noch eine gute Wahl zu sein.
4. Amazon
- Berichtet am Dienstag, dem 2. Februar 2021, nach Handelsende in den USA
- Geschätztes Gewinnwachstum: +10,3% pro Aktie im Vergleich zum Vorjahr
- Geschätztes Umsatzwachstum: +36,7% im Vergleich zum Vorjahr
Amazon (NASDAQ:AMZN) gilt als einer der größten Nutznießer der Covid-19-Krise und hat in den vergangenen 12 Monaten den Gesamtmarkt deutlich outperformt. Sein Kurs stieg um fast 68%, da die Amerikaner ihre Umstellung auf Online-Shopping beschleunigten.
AMZN-Aktien, die Anfang September ein Rekordhoch von 3.552,25 USD erreichten, beendeten den Handel gestern auf 3.120,76 USD. Mit einem Wert von 1,57 Billionen US-Dollar ist der in Seattle, Washington, ansässige E-Commerce- und Cloud-Riese das drittwertvollste an einer US-Börse notierte Unternehmen.
Amazon, das Ende Oktober glänzende Quartalszahlen vorgelegt hatte, veröffentlicht nach Börsenschluss am Dienstag, dem 2. Februar 2021, sein nächstes Zahlenwerk zum alles entscheidenden vierten Quartal.
Im Durchschnitt erwarten die Analysten einen Gewinn von 7,14 USD je Aktie, was eine Zunahme von rund 10% gegenüber dem Vorjahresergebnis von 6,47 USD bedeuten würde. Der Umsatz soll gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast 37% auf 119,6 Mrd. USD steigen, worin sich die anhaltende Stärke sowohl im E-Commerce als auch im Cloud-Computing reflektiert.
Investoren werden sich auf das boomende Cloud-Computing-Geschäft des Unternehmens konzentrieren, um zu sehen, ob das rasante Wachstumstempo beibehalten werden kann. Der Umsatz von Amazon Web Services stieg im dritten Quartal um 29% auf 11,6 Mrd. USD.
Das Wachstum in der Abosparte, die hauptsächlich aus Amazon Prime und seinen 150 Millionen zahlenden Mitgliedern besteht, wird ebenfalls im Vordergrund stehen. Die Zahlen aus diesem Segment sind in den letzten beiden Quartalen jeweils um 53% gestiegen.
Trotz der Besorgnis über ein Kartellverfahren aufgrund von Vorwürfen, dass das Unternehmen seine Dienstleistungen nutzt, um den Wettbewerb zu unterdrücken, bleibt der Technologieriese einer der besten Werte, die es im kommenden Jahr zu besitzen gilt.
5. Google
- Berichtet am Dienstag, dem 2. Februar 2021, nach Handelsende in den USA
- Geschätztes Gewinnwachstum: +1,3% pro Aktie im Vergleich zum Vorjahr
- Geschätztes Umsatzwachstum: +14,4% im Vergleich zum Vorjahr
Die Aktie der Google-Mutter Alphabet (NASDAQ:GOOGL) ist im letzten Jahr um fast 21% in die Höhe geschnellt. Der Grund dafür lag in der Erholung des Kerngeschäfts mit Suchanfragen und Werbeeinnahmen im Zuge der Coronavirus-Pandemie.
Die Aktie, die Anfang Dezember ein Rekordhoch von 1.843,13 USD erreichte, ging gestern zu 1.784,47 USD aus dem Handel. Mit einer Marktkapitalisierung von 1,21 Billionen US-Dollar ist das in Mountain View, Kalifornien, ansässige Technologieunternehmen das viertwertvollste an einer amerikanischen Börse notierte Unternehmen.
Alphabet, das Ende Oktober die Erwartungen bei Gewinn und Umsatz für das dritte Quartal übertroffen hatte, meldet die nächsten Finanzergebnisse am Dienstag, dem 2. Februar, nach Handelsende.
Im Durchschnitt wird ein Gewinn von 15,55 USD je Aktie für das vierte Quartal vorhergesagt, etwas mehr als der Gewinn je Aktie von 15,35 USD im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz wird voraussichtlich bei 52,7 Milliarden US-Dollar liegen, was einem Anstieg von 14% gegenüber einem Umsatz von 46,1 Milliarden US-Dollar im Vorjahresquartal entspricht.
Die Anleger werden sich weiterhin auf die Wachstumsraten von Google konzentrieren, zu der die Internetsuche, YouTube-Werbung und der Play Store gehören. Der Umsatz in diesem Segment stieg im letzten Quartal um 10% auf 31,4 Mrd. USD.
Ein Segment, bei dem erneut hohes Wachstum zu erwarten ist, dürfte die lukrative Google Cloud Platform von Alphabet sein, deren Umsatz im dritten Quartal um 45% auf 3,44 Milliarden US-Dollar hochschoss.
Jenseits der Gewinn- und Umsatzzahlen werden die Anleger gerne weitere Einzelheiten zu den jüngsten Meldungen erfahren, wonach das US-Justizministerium eine Kartellklage gegen Google einreichen wird. Ein Teil des Verfahrens wird sich mit Vorwürfen befassen, denen nach das Unternehmen seine Internet-Suchfunktion monopolisiert, um den Wettbewerb zu unterdrücken.