Stabil auf hohem Niveau: Die deutschen Aktienmärkte haben in der vergangenen Woche in engen Grenzen geschwankt und dabei letztlich überwiegend minimal zugelegt. Die Impulse kamen in erster Linie von Unternehmenszahlen, die vielfach positiv aufgenommen wurden. Für Druck sorgten dagegen zeitweilige Verluste an den US-Börsen. Konjunktur- und Inflationszahlen blieben ohne größere anhaltende Wirkung an den Märkten, auch die wieder deutlich steigenden Infektionszahlen in der Corona-Pandemie belasteten die Stimmung in der vergangenen Woche kaum. Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München, vor.
DAX mit neuen Rekordmarken
Der Deutsche Aktienindex (Dax), der im Wochenverlauf erstmal in seiner Geschichte die Marke von 16.100 Zählern überstiegen und mehrere neue Rekordhochs erreicht hatte, stieg im Wochenvergleich um 0,2 Prozent auf 16.094,07 Punkte. Der MDax rückte um 0,1 Prozent auf 35.869,05 Zähler vor. Der TecDax kam um ebenfalls 0,1 Prozent auf 3.899,84 Punkte voran. Dagegen musste der m:access All-Share wie bereits in der Vorwoche Einbußen hinnehmen, in der vergangenen Woche um 1,2 Prozent auf 2.621,71 Zähler.
Größte Wochengewinner im Dax waren Siemens Energy (DE:ENR1n) mit einem Kursaufschlag von 6,6 Prozent, die sich damit etwas von ihren vorangegangenen Verlusten erholten. Die Titel des Energiekonzerns profitierten von einem besser als erwartet ausgefallenen Ausblicks der spanischen Windenergietochter Siemens Gamesa (MC:SGREN) sowie von der Ankündigung einer Dividende. Das größte Wochenminus wiesen mit 5,6 Prozent die Papiere von Adidas (DE:ADSGN) aus. Der Sportartikelhersteller peilt wegen der bestehenden Lieferkettenprobleme sowie dem schwierigen Marktumfeld in China nur noch das untere Ende der Zielspanne für den Gewinn aus fortgeführtem Geschäft an, zudem wurde die Bruttomarge reduziert.
Anleihen: Schwankungen im Wochenverlauf
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche deutlich geschwankt, sich aber unter dem Strich nur wenig verändert. Druck für die Bundespapiere kam vor allem durch die unerwartet stark gestiegene Inflation in den USA und den Spekulationen über die Folgen für die Geldpolitik der US-Notenbank. Dagegen stützten einige als schwach empfundene Konjunkturdaten die Kurse der deutschen Anleihen. Im Wochenvergleich zog die Rendite der marktbestimmenden zehnjährigen Bundesanleihe leicht von -0,28 auf -0,27 Prozent an. Die Umlaufrendite ging dagegen von -0,34 auf -0,35 Prozent zurück..
USA: Sorgen um die Geldpolitik drückten Kurse
Die US-Börsen haben in der vergangenen Woche nachgegeben. Vor allem gestiegene Teuerungsraten und damit einhergehende Sorgen in Bezug auf die Geldpolitik trübten die Laune der Anleger zeitweise. Der Dow-Jones-Index gab im Wochenvergleich 0,6 Prozent auf 36.100,31 Punkte ab. Der breiter gefasste S&P-500-Index reduzierte sich um 0,3 Prozent auf 4.682,85 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index verlor 1,0 Prozent auf 16.199,88 Punkte.
Ausblick: Gehobene Stimmung
Die wichtigen Indizes an den deutschen Aktienbörsen dürften zwar auch in der aktuellen Woche keine großen Sprünge machen, stabil weiter nach oben könnte es aber durchaus gehen. Davon sind etliche professionelle Beobachter überzeugt. Eine Vielzahl überzeugender Unternehmenszahlen hatte zuletzt die Stimmung unter den Anlegern gehoben, dieser Optimismus könnte nun noch eine Zeit anhalten, zumindest solange keiner der unverändert bestehenden Risikofaktoren stärker in den Vordergrund rückt.
Gefahrenpotenzial hat dabei unter anderem die Corona-Pandemie. Allen Hoffnungen, die Krise sei bereits weitgehend überwunden, zum Trotz steigen die Infektionszahlen vielerorts in beunruhigendem Tempo und die Sorgen vor staatlichen Gegenmaßnahmen nehmen zu. Daneben könnten auch die anhaltenden Lieferkettenprobleme sowie die extrem gestiegenen Transportkosten, die sich schon zuletzt in dem einen oder anderen Unternehmensausblick negativ niedergeschlagen hatten, den Gesamtmarkt belasten, das gleiche gilt für den Chipmangel. Auch die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft macht einigen Marktteilnehmern Sorgen. Und schließlich bleiben die Inflationsraten hoch oder steigen weiter, was wiederum zu Spekulationen über eine straffere Geldpolitik führt, die auch wieder breiteren Raum einnehmen könnten.
Wenig Konjunkturdaten – Berichtsaison läuft langsam aus
Neue Konjunkturdaten, die einige der genannten Faktoren untermauern oder relativeren könnten, gibt es in den kommenden Tagen nur wenige. Die wichtigsten Veröffentlichungen kommen dabei mit den Einzelhandelsumsätzen, der Industrieproduktion sowie Zahlen zum Immobilienmarkt aus den USA. Auch aus China stehen zum Wochenauftakt Einzelhandelsumsätze und Industrieproduktion an.
Für Interesse dürften daneben die Notenbanken sowie ihre weitere Geldpolitik sorgen. In den USA dürften die Spekulationen über die künftige Leitung der US-Notenbank weitergehen, nachdem die Amtszeit von Chef Jerome Powell in einigen Monaten endet und eine Verlängerung aktuell unsicher ist. Zudem sprechen in den kommenden Tagen etliche US-amerikanische Notenbanker, auch die Chefin der Europäischen Zentralbank hält eine Rede.
Zurückgehen dürfen die Impulse von Unternehmensseite, die Berichtssaison hat ihren Höhepunkt überschritten. In den kommenden Tagen legen allerdings noch etliche Firmen aus der zweiten und dritten Börsenreihe Zahlen vor, darunter beispielsweise aus dem MDax Auto1 und ThyssenKrupp.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
- Montag, 15.11.: Handelsbilanz der Eurozone; New York Empire State Produktionsindex (USA); Industrieproduktion in China; Einzelhandelsumsätze in China; Bruttoinlandsprodukt Japans
- Dienstag, 16.11.: Bruttoinlandsprodukt der Eurozone; Einzelhandelsumsätze in den USA; Industrieproduktion in den USA; Import- und Exportpreise in den USA
- Mittwoch, 17.11.: Baubeginne und -genehmigungen in den USA
- Donnerstag, 18.11.: Verbraucherpreise in der Eurozone; Philadelphia Fed Herstellungsindex (USA)
- Freitag, 19.11.: Erzeugerpreise in Deutschland; Leistungsbilanz der Eurozone