Obwohl China am Wochenende Leerverkäufe einschränkte, stürzten am Dienstag die chinesische Aktiene infolge der Evergrande-Liquidation weiter ab: Der Gewinner der chinesischen Aktien-Krise ist Japan.
China: Einschränkung der Leerverkäufe verpufft
Am Sonntag ging China dazu über, Leerverkäufe offiziell einzuschränken, nachdem informelle Bemühungen gescheitert waren, den sich verschärfenden Ausverkauf zu stoppen. Investoren, die auf dem Festland Aktien kaufen, dürfen diese innerhalb einer vereinbarten Sperrfrist nicht mehr für Leerverkäufe ausleihen. Nach Angaben der chinesischen Wertpapieraufsichtsbehörde (China Securities Regulatory Commission) sollten die Maßnahmen, die am Montag in Kraft traten, „eine fairere Marktordnung schaffen“. Weitere Beschränkungen werden ab dem 18. März eingeführt. Die Financial Times berichtete, dass die Regulierungsbehörden zunehmend unter Druck geraten, um den Ausverkauf an den Börsen zu stoppen, der durch die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Wachstumsaussichten des Landes angeheizt wurde.
Allerdings verpuffte die Wirkung bisher. In Hongkong verzeichneten die Aktien einen Rückgang am Dienstag von etwa 2%, während die Aktien auf dem chinesischen Festland bereits den dritten Tag in Folge Verluste hinnehmen mussten. Der Beschluss zur Liquidation der China Evergrande (HK:3333) Group hatte erhebliche Auswirkungen und führte dazu, dass der Bloomberg-Index für chinesische Immobilienentwickler um nahezu 4% einbrach.
Chinas Premierminister Li Qang versprach letzte Woche, den Markt „stärker“ zu unterstützen. Am Mittwoch wurde dann bekannt, dass die chinesische Zentralbank, die People’s Bank of China, den Geschäftsbanken die Kreditvergabe erleichtert hat, indem sie etwa 140 Milliarden USD (etwa 129 Milliarden Euro) in den Markt pumpte, indem sie die Geldmenge, die die Banken als Reserve halten müssen, senkte.
Die Regulierungsbehörden lockerten auch die Regeln für die Rückzahlung von Krediten durch verschuldete Bauträger, was aber den Fall der Aktien am Freitag nicht verhindern konnten, und beendeten damit eine dreitägige Gewinnsträhne, was darauf hindeutet, dass die Anleger von Pekings Konjunkturmaßnahmen nicht überzeugt waren.
In der Financial Times heißt es dazu: „Die Ankündigung vom Sonntag stellt eine Eskalation der Aufsichtsbehörde dar, die seit Oktober mit informellen Beschränkungen versucht, die Abflüsse einzudämmen. Die Aufsichtsbehörden haben einigen Anlegern private Anweisungen, so genannte Window Guidance, erteilt, die sie daran hindern, an bestimmten Tagen Nettoverkäufer von Aktien zu sein.“
Japan: Aktienmärkte mit Comeback
Ein Nutznießer der chinesischen Marktmisere ist unterdessen Japan. Der japanische Aktienmarkt, der jahrzehntelang von den Anlegern vernachlässigt wurde, erlebt derzeit ein ernsthaftes Comeback. Der Nikkei-225-Benchmark-Index nähert sich immer mehr dem Rekord vom 29. Dezember 1989, dem Höhepunkt der japanischen Blase, und ist in diesem Monat bereits um etwa 8% gestiegen. Der Markt ist in den letzten 12 Monaten um über 30% gestiegen. Eine Kombination von Faktoren hat zu Japans jüngstem Erfolg beigetragen. Der schwache Yen lässt Aktien für ausländische Anleger billig erscheinen, und er war ein Segen für Exporteure und multinationale Unternehmen mit Sitz in Japan, die ihre Gewinne im Ausland erzielen. Hinzu kommt die Geopolitik. Die längerfristigen Aussichten für Japan sind gut.
Letzte Woche wurden einige Fonds, die in japanische Aktien investieren, auf dem Festland mit einem Aufschlag von 20% auf den Wert dieser Aktien gehandelt. Dies geschah durch chinesische Einzelanleger, die ihr Geld aus dem Land bringen wollten. Die strengen Kapitalverkehrskontrollen in China beschränken den Betrag, den Einzelpersonen und Institutionen im Land im Ausland investieren können. Das ist ein Grund, warum in China gehandelte börsengehandelte Fonds, die ein Engagement auf ausländischen Märkten ermöglichen, so beliebt sind, aber die Anleger müssen dafür einen Aufschlag zahlen.
Im Moment lieben alle Anleger Japan und hassen China, aber China wird von Tag zu Tag billiger, und vielleicht wird die Angst bald wieder in Gier umschlagen.