DAX Ausblick: Geteiltes Bild & eine Erkenntnis

Veröffentlicht am 29.08.2020, 14:30

In der vergangenen Handelswoche konnten die US-Indizes, allen voran der S&P 500 und der Nasdaq, ihre Rally fortsetzen und laufen mit neuen Allzeithochständen in die beste Augustperformance seit 1986. Treue Youtube-Kanal-Abonnenten wussten bereits, dass der S&P500 nun in eine ganz interessante Zielzone gelaufen ist. Der DAX konnte hingegen nicht von den starken US-Märkten profitieren und erlebte einen weiteren Fehlausbruch auf der Oberseite.

Blicken wir kurz auf einige interessante Charts...

Wir beginnen mit den S&P 500, welcher nun in eine ganz interessante Zone gelaufen ist. Zu sehen ist er als großer Quartalschart seit den 1990-er Jahren. Die Dimension (Ausdehnung nach Zuwachs & Zeit) der Anstiegsbewegung bis zur Dotcom-Bubble 2000 wäre um 3.540 nochmals exakt nachgebildet worden (10 Jahre Expansion - 10 Jahre Korrektur - 10 Jahre Expansion - Fortsetzung im Muster?).

Interessanter Fakt: Falls der S&P500 bis zur US-Wahl auf 3.630 Punkte steigen kann, hätte er die größte Rally seiner Geschichte absolviert, obwohl die US-Wirtschaft den größten BIP-Rückgang seit Jahrzehnten verarbeiten muss.
Der S&P500 seit 1990. Die Dimensionen der jeweiligen Ausprägungen ähneln sich

Ergänzend zum vorangegangenen Bild folgt der Blick noch in den kleineren S&P500 Wochenchart, wo in der bereits erwähnten übergeordneten Widerstandszone auch die obere Begrenzungslinie des Broadening-Tops verläuft.
S&P500 Wochenchart kurz vor der Begrenzungslinie

Ein weiteres interessantes Bild zeigt die Gegenüberstellung von Nasdaq, S&P500 und DAX (Performanceindex). Auffällig ist die sehr starke Divergenz (mittlerweile größer als zur Dotcom-Bubble während der Jahrtausendwende) zu den Tech-Werten und dem "breiten Markt". Der DAX notiert noch deutlich unter seinem Allzeithoch.

Zu erkennen wäre ebenso, dass die Divergenz Tech - Breite Markt im Verlauf der Dotcom-Bubble und später auch in der Finanzkrise wieder komplett abgebaut werden konnte. Diesmal alles unvorstellbar?
Divergenz: Tech zu Breitem Markt

Genau diese Gegenüberstellung zoomen wir nun auf die letzten 30 Handelstage heran und erkennen, dass diese Divergenz in diesen Tagen nochmals eine Beschleunigung erfahren hat. Der DAX musste seit seinem Juli-Hoch sogar Punkte abgeben.
Divergenz: Tech zu Breitem Markt -  30d

Nachfolgend der Blick in den Nasdaq Monatschart seit 1990. Die nun eingesetzte scharfe Rezession der Corona-Pandemie führte gar zu einem Rücklauf über das Allzeithoch, d. h. der Nasdaq steht in der scharfen Rezession deutlich höher als zum Vorkrisenniveau, wo es noch solides Wirtschaftswachstum und eine sehr geringe Arbeitslosenquote gab. Die Rekordhausse (nach Ausdehnung & Zeit) wurde bei den Techs bisher nicht korrigiert.

Finale Übertreibungsphasen im Fahnenstangenmodus können jedoch weit ausgedehnt werden.
Nasdaq Hausse ohne Korrektur

Im DAX Quartalschart (jede Kerze stellt ein Quartal(!) dar; seit 1990) ist dieses historische 1. Halbjahr 2020 an den letzten zwei Quartalskerzen sehr gut zu erkennen. Gut zu erkennen sind auch die beiden Bärenmärkte (Dotcom-Bubble, Finanzkrise) und größeren Rezessionen, die jedoch nicht so stark waren, wie der aktuelle wirtschaftliche Abschwung. Sehr auffällig ist hierbei auch der Faktor Zeit. Die nun laufende Marktphase steht erst im zweiten Quartal und trotzdem wurde fast wieder der Ausgangspunkt erreicht. Wurde im Rekordtempo alles bereits durchstanden? Bei den vorangegangenen Rezessionen dauerte dieser Prozess Jahre und nicht nur wenige Monate. Es wäre in der Börsenhistorie in dieser Dimension einmalig.

Die 11.6 stellt im Quartalschart einen ersten wichtigen Support dar. Oberhalb bleibt die Spanne zur 13.2 aktiv, welche zuletzt stets abverkauft wurde. Unterhalb könnte die Tür zur 10.3 wieder geöffnet werden.

Ebenso interessant: Die letzten größeren Gipfelphasen umfassten stets mindestens zwei Quartalskerzen.
DAX Quartalschart

Das große DAX Chartbild (als Tageschart) der letzten 25 Jahre zeigt ein ganz ähnliches Bild. Zu sehen sind die letzten beiden großen Bärenmärkte und zum Vergleich die aktuelle eigentlich noch junge Bewegung/ Marktphase. Die Verbindungslinie der letzten beiden Korrekturen wurde verletzt, aber auf Monatsschlussbasis verteidigt. Die Rally von 60% wurde so ermöglicht und immer weiter befeuert. Ebenso gut zu erkennen, dass in der aktuellen Rezession die Dimension nach Ausprägung und Zeit im Vergleich zu den letzten beiden Abschwüngen stark abweichend ist. Konnten die Notenbanken an den Märkten erstmals eine (starke) Rezession ausradieren, oder steht diese Marktphase in der Tat noch am Anfang und die Heftigkeit der Bewegung bleibt uns noch viele Monate erhalten? Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn am Aktienmarkt alles schon durchgestanden wäre.

Ebenso interessant: Seit 2015 wird der DAX am Allzeithoch stets heftig abverkauft.
DAX seit 25 Jahren

Wichtige Wochentermine:


Charttechnische Betrachtung:

  • Der DAX oberhalb der 12.1 mit einer Range zur 13.2. Unterhalb steht die 11.6 im Fokus, welche beim Bruch die Tür zur 10.3 öffnen könnte. Oberhalb der 13.2 dürfte nach dem Gap-Close das Allzeithoch attackiert werden.
  • Nachfolgend der DAX vom großen ins kleine Bild analysiert.

Xetra-DAX Monatschart.
Der Blick zum übergeordneten Chartbild. Der DAX erlebte zum Jahresbeginn einen Abverkauf von 40 Prozent, wo auch die Verbindungslinie der letzten Bärenmärkte verletzt wurde und das 38,2-er Retracement der Haussebewegung bei 8.250 letztendlich vorerst Halt bot. Die Stabilisierung oberhalb der 9k auf Monatsschlussbasis ermöglichte den Beginn der scharfen Rally, welche mit +60% in dieser kurzen Zeit einen neuen Börsenrekord aufstellte.

Nach überwinden der 11.6 hellte sich das Bild zur 12.1/12.2 auf. Oberhalb war die Gap-Zone 13.240 aktiv, welche innerhalb meiner Sommerpause abgearbeitet werden konnte und seitdem stets zu Schwäche führte. Die letzten beiden Monatskerzen wurden vom Hochstand deutlich abverkauft und bildeten lange Dochte aus. Hinweise für eine Gipfelbildung? Die Gipfelphasen der letzten fünf Jahre benötigten stets mindestens drei Monate. Passender und interessanter Aspekt hierzu: Der MACD bildete eines seiner seltenen Verkaufssignale mit passendem Muster in den letzten 5 Jahren. Die August-Monatskerze muss nun schwächer ausfallen, wenn dieses Muster weiterhin Bestand haben soll.

Auf Monatssicht stellen die 12.180/.270 erste Unterstützungen dar. Sie bilden eine neutrale Range zur 13.100. Unterhalb folgen die 12k und das mittlere Bollingerband bei 11.900. Darunter wäre die 11.6 zu nennen, welche bei Bruch die Tür zur 11.3 und nachfolgend zur 10.850 und 10.550 (GD100) öffnet. Oberhalb der 13.030/.050 dürfte hingegen über die .240 die .400 angesteuert werden.

Wichtig: Sollte der Markt mit diesem rekordverdächtigen 1. Halbjahr und der heftigen Rezession im Rücken in eine neue Marktphase eingetreten sein, so wäre wahrscheinlich auch sie von hoher Volatilität in beide Richtungen geprägt, welche durchaus 2 Jahre anhalten kann.

Zusammengefasst für das große Bild im Monatschart.

  • Der DAX oberhalb der 12.2 mit einer neutralen Range zur 13.100.
  • Widerstände: 13.100/.120 > 13.165 > 13.235 > 13.314 > 13.400 > 13.500
  • Unterstützungen: 13.000 > 12.920 > 12.760 > 12.610 > 12.490 > 12.370/.315 > 12.255 > 12.205 > 12.135 > 12.095/.035 > 11.940 > 11.900 > 11.815 > 11.680 > 11.600 > 11.550 > 11.447 > 11.410 > 11.370 > 11.266 > 11.245 > 11.125 > 11.030 > 10.860 > 10.760 > 10.670 > 10.560/.525

Xetra-DAX Monatschart
Xetra-DAX Wochenchart.
Blicken wir in den Wochenchart, wo sich der DAX seit Anfang Juli in einen Seitwärtstrend eingefunden hat. Oberhalb der 12.920 wäre eine erste neutrale Spanne zur 13.100/.120 aktiv.

Oberhalb folgen abermals Ziele bei .165/.220 & .235. Insbesondere bei hohem Monatswechsel (Montag > Dienstag) auf diesem Niveau könnten die Bullen weiteren Freiraum über die .314 zur .470/.500 (Corona-Panic-Gap).

Unterhalb der .920 bilden die .850/.840 bereits einen nächsten guten Support. Bei Bruch würden über die .760/.730 die .610 die nächste Anlaufmarke darstellen. Eintrübung zur .610. Darunter wäre die Range .530/.490 zu nennen, gefolgt von .370/.315 und .255.

Zusammengefasst für das Bild im Wochenchart.

  • Oberhalb der 12.1k bleiben die Bullen stets im Vorteil.
  • Widerstände: 13.100/.120 > 13.165 > 13.220/.235 > 13.270 > 13.314 > 13.470 > 13.500
  • Unterstützungen: 13.050 > 13.000 > 12.920 > 12.880 > 12.850/.840 > 12.760/.730 > 12.630/.610 > 12.535 > 12.490 > 12.370/.315 > 12.255 > 12.205 > 12.130 > 12.085 > 12.065 > 11.950 > 11.815 > 11.780 > 11.680 > 11.600 > 11.540 > 11.447 > 11.390 > 11.290 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.925 > 10.860 > 10.760/.740 > 10.670 > 10.525

Xetra-DAX Wochenchart

Xetra-DAX Tageschart:
Der Blick zum kurzfristigen Chartbild, um die untergeordneten Marken besser zu erkennen.

Kurzum für den Tageschart:

  • Der DAX fand sich zum Wochenabschluss, trotz starker US-Börsen, wieder unterhalb der 13.1 ein. Der Bereich 13.100/.120 stellt somit einen ersten relevanten Widerstand dar.
  • Oberhalb wäre abermals die Range zur .150/.165 aktiv. Ein nochmaliges Anlaufen der .220 würde für eine Erweiterung der Spanne zur .270 sprechen.
  • Unterhalb bleibt über die .050 der Weg zur 13k aktiv. Bei Bruch folgen die .950/.920. Das mittlere Bollingerband verläuft am Montag bei .880

Zusätzlich relevante Marken im Tageschart.

  • Widerstände: 13.100 > 13.165 > 13.220 > 13.235 > 13.270 > 13.314 > 13.470 > 13.500
  • Unterstützungen: 13.050 > 13.000 > 12.950/.920 > 12.880 > 12.840 > 12.760/.730 > 12.700 > 12.630/.610 > 12.530 > 12.490 > 12.375/.315 > 12.255 > 12.205 > 12.150/.130 > 12.085/.065 > 11.950 > 11.815 > 11.780 > 11.680 > 11.600 > 11.550 > 11.460 > 11.430/.390 > 11.245/.230 > 11.195/.185 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.950/.925 > 10.860 > 10.760/.740 > 10.670 > 10.525

Die Analyse im Detail, sowie zusätzliche Informationen, gibt es wie immer im Video am Ende des Beitrags.

Xetra-DAX Tageschart

Im Trading-Chat werdet ihr über die charttechnischen Veränderungen stets aktuell informiert.

Der Marktüberblick im Video:

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