Nach turbulenten zwölf Monaten und einem Kursrutsch Anfang 2022 erscheinen Halbleiter-Aktien jetzt wieder attraktiv. Die Aktien vieler Chiphersteller werden gegenüber dem S&P 500 Index mit einem Abschlag gehandelt. Micron Technology (NASDAQ:MU) beispielsweise kommt derzeit auf ein Forward-KGV von 7,4, Qualcomm (NASDAQ:QCOM) auf 13,1. Ganz anders sieht es bei NVIDIA (NASDAQ:NVDA) aus, dessen zu erwartendes Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 48,5 liegt. Zu Vergleichszwecken, wenn auch aus einem ganz anderen Sektor, beläuft sich die gleiche Ratio bei Amazon (NASDAQ:AMZN) derzeit auf 58,14.
Da für Chip-Aktien bis 2023 steigende Umsätze und Gewinne prognostiziert werden, sehen sie in der Tat wie ein Schnäppchen aus.
Der Sektor-Fonds iShares Semiconductor ETF (NASDAQ:SOXX) handelt ebenfalls mit einem Abschlag und hat zwischen seinem Höchststand vom 28. Dezember und seinem Tiefststand vom 15. März 24 % an Wert eingebüßt. Damit befindet sich der SOXX offiziell in einem Bärenmarkt, in dem Rallies oft als Korrekturen innerhalb eines Abwärtstrends angesehen werden.
Trotzdem glauben einige Händler, dass der SOXX nach dem jüngsten Ausverkauf eine Kaufgelegenheit bietet. Angebot und Nachfrage widersprechen dem jedoch.
Der ETF hat gerade erst einen so genannten Evening Star vollendet. Schon der Name des Musters verrät, was gerade passiert - dem ETF steht der Sonnenuntergang bevor.
Die Struktur des Musters erstreckt sich über drei Handelstage, an denen die Umkehr deutlich zu sehen ist. Am ersten Tag bildeten die Bullen eine lange grüne Kerze aus, die erwartungsgemäß an der 200-Tage-Linie abprallte. Als der Kurs am zweiten Tag nach oben durchstartete, bestätigte sich die bullische Stimmung und es entstand ein so genanntes "Rising Gap".
Doch die Höchststände vom 10. Februar - gekennzeichnet durch den 100-DMA als Begrenzungslinie - bildeten einen hartnäckigen Widerstand, der sich am dritten Tag manifestierte und den Kursanstieg eindämmte, woraufhin der SOXX fast seine gesamten Gewinne der vorangegangenen Tage einbüßte. Als i-Tüpfelchen formte die zentrale Kerze einen Hanging Man, eine Bärenfalle, die durch die lange rote Kerze am dritten Handelstag Bestätigung fand und die Glattstellung von Long-Positionen forcierte.
Es mag die Bullen zwar ermutigt haben, dass der Kurs oberhalb der Glättung der letzten 200 Tage Unterstützung fand, doch ist ihnen wohl entgangen, dass die 50-Tage-Linie unter ihren längerfristigen gleitenden Durchschnitt gerutscht war. In der Konsequenz bildete sich ein Todeskreuz.
Zudem erfolgte der Aufwärtsimpuls bei abnehmendem Handelsvolumen, was einen Mangel an Beteiligung andeutet und jede Bewegung fragwürdig macht.
Ein Blick zurück zeigt eine möglicherweise ebenso düstere Perspektive auf.
Betrachtet man den SOXX in einem größeren Zeitrahmen, erkennt man recht schnell, dass die aktuelle Rallye möglicherweise die rechte Schulter einer massiven SKS-Formation ist, die nach unten ausbrechen kann.
Handelsstrategien
Konservative Händler sollten die Vervollständigung der SKS abwarten, ehe sie eine Position eingehen.
Moderate Händler würden eine Short-Position eingehen, wenn der Kurs den Evening Star erneut testet.
Aggressive Händler könnten jetzt eine Short-Position aufbauen, vorausgesetzt, sie können eine mögliche Gegenbewegung aushalten.
Handelsbeispiel
- Einstieg: 495 Dollar
- Stop-Loss: 505 Dollar
- Risiko: 10 Dollar
- Ziel: 455 Dollar
- Reward; $40
- Risk-Reward Ratio: 1:4