In der vergangenen Woche haben die deutschen Aktienbörsen wie schon in den Vorwochen deutlich geschwankt, unter dem Strich verzeichneten sie ein leichtes Plus. Von Seiten der Konjunkturdaten gab es sowohl positive Überraschungen – die Unternehmens- und die Anlegerstimmung in der Eurozone – als auch negative wie die Auftragseingänge in der deutschen Industrie oder die ZEW-Konjunkturerwartungen. Die Vorgaben der richtungsweisenden Wall Street fielen ebenfalls unterschiedlich aus. Wir stellen den Marktausblick von Robert Ertl, Börse München vor.
Einen erheblichen Dämpfer erhielt die Stimmung an den Märkten durch eine Rückkehr der Corona-Sorgen, die durch die zunehmende Verbreitung der Delta-Variante ausgelöst wurde. Befürchtungen steigender Ölpreise brachten die Börsen zeitweilig zusätzlich unter Druck. Andererseits nutzen etliche Investoren gesunkene Kursniveaus zum Einstieg, was Indexdellen glättete.
Leichte Zugewinne im Dax
Der Deutsche Aktienindex (DAX) verbesserte sich im Wochenvergleich um 0,2 Prozent auf 15.687,93 Punkte. Wie schon in der Vorwoche zählten Automobilwerte wie BMW (DE:BMWG), Continental (DE:CONG) oder Daimler (DE:DAIGn) zu den größten Wochenverlierern, allein Volkswagen (DE:VOWG) wies dank eines erheblichen Kursanstiegs am Freitag ein minimales Wochenplus aus. Der Wolfsburger Autobauer hatte mit seinen Halbjahreszahlen überzeugt. Der MDax, der im Wochenverlauf mehrere neue Rekordstände markiert hatte, legte im Wochenvergleich um 0,9 Prozent auf 34.777,59 Zähler zu. Der Kurs von Teamviewer allerdings sackte auf Wochensicht um 9,7 Prozent ab, das Softwareunternehmen hatte nach schwach ausgefallenen Quartalsdaten die Erwartungen für das laufende Jahr gedämpft. Der TecDax stieg im Wochenvergleich um 1,1 Prozent auf 3.607,16 Punkte. Der m:access All-Share ging dagegen um 1,0 Prozent auf 3.120,29 Zähler zurück..
Im Gegensatz zu den anderen Autotiteln im DAX konnte sich Volkswagen behaupten, gute Zahlen wussten die Investoren zu überzeugen, auch wenn sie nicht unbedingt “elektriziert” waren.
Anleihen: Kurse ziehen weiter an
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche weiter zugelegt. Unterstützung kam dabei in erster Linie von einigen unterhalb der Prognosen ausgefallenen Konjunkturdaten aus den USA und der Eurozone. Wenig Auswirkung hatte die Vorstellung der neuen geldpolitischen Strategie der Europäischen Zentralbank, die kaum Überraschungen mit sich brachte. Im Wochenvergleich reduzierte sich die Rendite der marktbestimmenden zehnjährigen Bundesanleihe von -0,23 auf -0,29 Prozent. Die Umlaufrendite sank von -0,31 auf -0,39 Prozent.
US-Kurse: Starke Schwankungen
Die US-Aktienbörsen haben die vergangene Woche trotz Schwankungen und eines deutlichen Rücksetzers am Donnerstag leicht im Plus beendet. Die Sorgen angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus und in Bezug auf die konjunkturelle Lage dominierten die Stimmung nur vorrübergehend. Der Dow-Jones-Index kam im Wochenvergleich um 0,2 Prozent voran auf 34.870,16 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index legte um 0,4 Prozent auf 4.369,55 Zähler zu, dem Index gelang am vergangenen Freitag sogar ein neuer Rekordstand. Der technologielastige Nasdaq-100-Index stieg um 0,7 Prozent auf 14.826,09 Punkte.
Ausblick: Delta und Inflation – die Sorgen der Investoren
Mit der Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Corona-Variante sind die Sorgen wegen der Pandemie und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft zurück, das dürfte auch in der aktuellen Woche so bleiben. Umso genauer dürften die Anleger wieder die diesbezügliche Nachrichtenlage verfolgen, die zuletzt ja etwas in den Hintergrund getreten war. Wie stark sich das Thema letztlich auf die Märkte auswirken wird, dürfte in hohem Maße davon abhängen, ob wieder über weitergehende Beschränkungen gesprochen werden wird.
Daneben könnten auch die Inflationsangst beziehungsweise die damit einhergehenden Befürchtungen in Bezug auf eine raschere Straffung der Geldpolitik wieder eine größere Rolle für das Marktgeschehen spielen, hier dürfte es auch auf die in dieser Woche zur Veröffentlichung anstehenden Teuerungsraten ankommen.
Sind die hohen Erwartungen bereits eingepreist?
Sollte es in Bezug auf die beiden genannten Themen allerdings keine negativen Meldungen geben, so könnte die Börsen ihre Aufwärtsbewegung fortsetzen. Wichtige Impulse könnten hier von der in den USA anlaufenden Quartalsberichtssaison kommen, von der sich etliche Beobachter gut ausfallende Zahlen erhoffen. In den kommenden Tagen zählen die Großbanken Bank of America (NYSE:BAC), Goldman Sachs (NYSE:GS), JPMorgan (NYSE:JPM), Morgan Stanley (NYSE:MS) und Wells Fargo (NYSE:WFC) zu den Unternehmen, die die Berichtssaison einläuten.
Daneben dürfte sich der Blick der Anleger auch auf die neuen Konjunkturdaten und hier besonders auf die Einzelhandelsumsätze und das Verbrauchervertrauen in den USA, die Industrieproduktion in den USA und der Eurozone sowie das Bruttoinlandsprodukt Chinas richten.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
- Montag, 12.07.: Großhandelspreise in Deutschland
- Dienstag, 13.07.: Verbraucherpreise in Deutschland; Verbraucherpreise in den USA; Handelsbilanz Chinas
- Mittwoch, 14.07.: Industrieproduktion in der Eurozone; Beige Book der US-Notenbank; Erzeugerpreise in den USA; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of Canada
- Donnerstag, 15.07.: Großhandelspreise in Deutschland; Philadelphia Fed Herstellungsindex (USA); Industrieproduktion in den USA; New York Empire State Produktionsindex; Bruttoinlandsprodukt Chinas
- Freitag, 16.07.: Verbraucherpreise in der Eurozone; Handelsbilanz der Eurozone; Einzelhandelsumsätze in den USA; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Ergebnis der Ratssitzung der Bank of Japan