Ein Blick auf den Hang Seng an der Hongkonger Börse relativiert zwar die aktuellen Kursverluste an der Wall Street und auch im Deutschen Aktienindex etwas, spiegelt aber eindrucksvoll den immer noch intakten Abwärtstrend vor allem der Technologieaktien wider. Der Index ist im heutigen Handel auf ein 13-Jahres-Tief gefallen und hat sich seit Anfang 2021 fast halbiert. Nach aufkommenden Spekulationen über Lockerungen der strikten Corona-Regeln durch die Regierung in Peking konnte sich der Markt zumindest wieder etwas fangen.Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor.
Der Deutsche Aktienindex konsolidiert nach seiner 1000-Punkte-Rally und beweist damit weiter eine hohe Widerstandskraft gegen den allgemeinen Abwärtstrend an den Weltbörsen (ETR:SPPW). Gelingt es dem Index, sich auf dem aktuellen Niveau zu halten und bleiben größere Gewinnmitnahmen aus, könnte sich das in den vergangenen Tagen errichtete Fundament als tragbar für weitere Kursgewinne erweisen. Spätestens dann, wenn die Wall Street Notiz von der durchaus gut laufenden Berichtssaison nimmt.
Die Konzentration auf die teils deutlich über den Erwartungen liegenden Quartalsbilanzen der Unternehmen fällt den Investoren aber derzeit schwer. Ihr Blick richtet sich auf den US-Anleihemarkt, wo die Renditen auch ihrem Weg nach oben keinen Halt finden und zehnjährige Bonds die Vier-Prozent-Marke hinter sich gelassen haben. Die runde Marke, die viele als Signal für eine bevorstehende Trendwende sowohl in den Marktzinsen als auch im geldpolitischen Straffungskurs der Notenbanken gedeutet hatten, war demnach nur eine Pause im laufenden Aufwärtstrend. Getrieben wird die Entwicklung von weiter ausbleibenden Entspannungssignalen von der Inflationsfront.
Wie blank die Nerven im Technologiesektor liegen, zeigt auch die Reaktion der Tesla-Aktie (NASDAQ:TSLA) nach Rekordzahlen bei Gewinn und Umsatz im dritten Quartal. Selbst angekündigte Aktienrückkäufe und die Bekräftigung des ambitionierten Absatzziels von 1,4 Millionen Fahrzeugen für das Jahr 2022 konnten die leichte Verfehlung der Umsatzerwartungen nicht kompensieren, die Aktie verlor nachbörslich sechs Prozent. Auf der anderen Seite überzeugte IBM (NYSE:IBM) mit seinem Zahlenwerk und hob die Jahresprognose sogar an. Die Aktie reagiert mit einem Plus von drei Prozent, dürfte damit aber auch nicht in der Lage sein, die Stimmung am Gesamtmarkt nachhaltig zu drehen.