Trotz seines Status als globale Kommunikationsplattform wird Twitter (NYSE:TWTR) unter seinem wahren Wert gehandelt. Während das in San Francisco ansässige Mikroblogging-Unternehmen in 2018 seinen ersten echten Jahresgewinn verbuchte, hinken seine Aktien weiterhin dem Gesamtmarkt hinterher.
Andere soziale Netzwerke wie Facebook (NASDAQ:FB), das jetzt Meta Platforms heißt, und Snap (NYSE:SNAP) haben während der Pandemie ein explosives Wachstum verzeichnet, aber Twitter hatte Schwierigkeiten einen klaren Weg zu finden, um seine enorme globale Reichweite auszuspielen.
In den letzten zwei Jahren hat die Twitter-Aktie nur 45% zulegen können, während Snap um über 200% hochgeschnellt ist. Das Papier beendete den Montag auf 44,45 US-Dollar, etwa 40% unter seinem Höchststand im März.
Ein Hauptgrund für diese Underperformance: Im Gegensatz zu seinen größeren Rivalen verdient Twitter nicht viel Geld mit Direktwerbung, die während der Pandemie florierte, als kleine Unternehmen darum kämpften, ihre Präsenz in den sozialen Medien nach den Lockdowns zu erhöhen. Twitter verließ sich stärker auf die Werbung großer Marken, die immer noch 85 % seines Gesamtumsatzes ausmachen.
Ein wichtiges Signal dafür, dass das Unternehmen jetzt auf seine Investoren hört, gab es letzte Woche, als der Mitbegründer und CEO von Twitter, Jack Dorsey, bekannt gab, dass er von seiner Führungsrolle zurücktritt. Sein Abgang ist auch eine Folge des Unbehagens der Anleger über seine Doppelrolle als gleichzeitiger CEO des digitalen Zahlungsunternehmens Square (NYSE:SQ), das er ebenfalls mitbegründet hat.
Er wurde für seine geteilte Aufmerksamkeit und seine Hobbys kritisiert und im vergangenen Jahr drängte der aktivistische Investor Elliott Management Corp. auf Veränderungen bei Twitter.
Dorseys Abgang hebt den bisherigen Technologievorstand Parag Agrawal in den Chefsessel. Diese Neubesetzung konnte die Anleger jedoch bisher nicht sonderlich begeistern. Seit der Ankündigung des Ausstiegs von Dorsey am 29. November sind die Twitter-Aktien um 10% gefallen, womit sich ihr Kursrutsch in diesem Jahr noch beschleunigt hat.
Keine schnellen Lösungen
Die Risikoaversion des Marktes während der aktuellen Unsicherheit durch Omikron mag bei diesem Abwärtstrend für TWTR eine Rolle gespielt haben, aber es ist klar, dass der Turnaround des Unternehmens nicht über Nacht gelingen wird. Youssef Squali, Analyst von Truist Securities, schrieb letzte Woche in einer Notiz:
"Nutzerwachstum, Engagement und die Kommerzialisierung der Plattform haben sich als viel schwieriger erwiesen."
Auch unter neuer Führung riet Squali den Anlegern, geduldig zu sein. Und weiter:
"Produktinnovation sind ein schweres Geschäft und werden wahrscheinlich Jahre und nicht Quartale brauchen, um die Umsatzentwicklung wesentlich zu beeinflussen."
Für einige Anleger bietet die Twitter-Aktie jetzt aber dennoch eine Kaufgelegenheit, da das Unternehmen die ungeteilte Aufmerksamkeit des neuen CEO Agrawal hat. Als CTO war er maßgeblich an den neuen Monetarisierungsbemühungen des Social-Media-Unternehmen beteiligt und seine Ernennung zum CEO könnte diesen Prozess weiter beschleunigen. Cathie Woods ARK Investment Management kaufte letzte Woche nach einem Ausverkauf 1,1 Millionen Twitter-Aktien.
Darüber hinaus hat Twitter in den letzten Monaten eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um den Umsatz bis Ende 2023 zu verdoppeln und seine Nutzerbasis von derzeit 211 Millionen auf 315 Millionen täglich aktive Nutzer zu erhöhen. Zu diesen Initiativen gehört Twitter Spaces, eine neue Funktion, die Live-Gespräche ermöglicht.
Darüber hinaus macht es Twitters kürzlich erworbene Newsletter-Plattform Revue möglich, Rundschreiben zu veröffentlichen und zu monetarisieren. Ein weiteres Monetarisierungsprojekt, an dem das Unternehmen arbeitet, ist ein monatliches Abonnementprodukt namens Super Follows, mit dem Follower für exklusive Inhalte wie Tweets, Newsletter oder den Zugang zu Tonaufzeichnungen zur Kasse gebeten werden können.
Analysten sehen daher bei Twitter erhebliches Ertragspotenzial, wenn es diesen Abwärtstrend erst einmal überstanden hat.
Chart: Investing.com
36 von Investing.com befragte Analysten sehen bei Twitter in den nächsten 12 Monaten ein Gewinnpotential von etwa 45% gegenüber dem aktuellen Kurs der Aktie. Die Mehrheit der Experten gibt TWTR jedoch nur eine neutrale Bewertung.
Fazit zur Twitter-Aktie
Twitter hat einen ehrgeizigen Mehrjahresplan, um die Reichweite und den Wert des Unternehmens für die Aktionäre zu steigern. Nach Dorseys Abgang wird sich wahrscheinlich die Transformation beschleunigen, was es der Aktie erlauben sollte, verlorenen Boden gutzumachen.
Unserer Ansicht nach könnte sich die aktuelle Delle als gute Kaufgelegenheit für langfristig orientierte Anleger erweisen.
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