

Versuchen Sie es noch einmal mit einem anderen Suchbegriff
Am Aktienmarkt gilt es aktuell zu differenzieren. Denn einige Kursexplosionen, die es vorgestern nach den US-Inflationsdaten gegeben hat sind völlig überzogen. Und zwar aus folgendem Grund:
Es wurde gefeiert, dass auf der nächsten Sitzung der US-Notenbank im Dezember nun sehr wahrscheinlich „nur“ ein Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten beschlossen wird, nachdem der Leitzins zuvor vier Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte angehoben wurde. Das mag auch durchaus eine positive Perspektive sein, allerdings wurde ein solcher etwas kleinerer, aber immer noch als groß geltender Zinsschritt zuvor bereits mehrheitlich erwartet. Waren es vor den Inflationsdaten bereits etwa 50 %, so sind es aktuell rund 80 %. Doch das ändert zunächst nichts am Zinspfad der US-Notenbank, der einen 50er Schritt im Dezember sowie eine weitere Leitzinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte im Februar längst vorsah.
Es ist höchstens möglich, dass noch eine weitere Leitzinsanhebung um 25 Basispunkte, die sich aus den jüngsten Informationen von Seiten der Fed ergab, nun vom Tisch ist. Aber das macht eigentlich kaum einen Unterschied.
Dennoch gab es vorgestern laut Medienberichten den größten Rückgang bei den Renditen der 2- und 3-jährigen US-Staatsanleihen seit 2008, also seit 14 Jahren. Das half dem Aktienmarkt. Der S&P 500 legte vorgestern die größte Rally seit April 2020 und der Nasdaq seit März 2020 aufs Börsenparkett. Zur Erinnerung: Damals erholten sich die Aktienindizes vom Corona-Crash. Zudem gab es beim S&P 500 seit 1950 nur 14 Tage, an denen der Index prozentual noch stärker zulegen konnte als vorgestern. Beim Nasdaq 100 war es außerdem der drittgrößte prozentuale Anstieg seit 2008.
Auch der Dow Jones schoss im rekordverdächtigen Tempo weiter aufwärts, obwohl er damit nun fast 18 % (!) binnen nur 20 Handelstagen (!) hinzugewonnen hat (siehe folgender Chart). Und nachdem er im laufenden Jahr ausgehend von seinem Rekordhoch des Jahresanfangs von 36.934,84 Zählern bis zum Bärenmarkt-Tief bei 28.660 Punkten 22,44 % verloren hatte, waren es vorgestern schon nur noch 8,73 %. Exakt 61,80 % der Verluste hat der Index inzwischen bereits aufgeholt (siehe blaue Linien und roter Pfeil).
Das scheinen die Bullen aktuell zu fragen. Aber sie sollten vorsichtig sein. Denn der Dow Jones-Chart zeigt mit den grünen Rechtecken sehr klar, dass die aktuelle Kurserholung im Dow Jones eine klare Übertreibung ist. Zum Vergleich: Bei der mittleren Kurserholung brauchte der Index für einen Kursanstieg von 15,61 % schon nur einen sehr überschaubaren Zeitraum von 40 Tagen. Doch das ist doppelt so lange wie bei der aktuellen Kursexplosion. Und so ist diese charttechnisch äußerst „ungesund“.
Beim Nasdaq 100 hingegen kann ich die Partylaune verstehen. Denn der Technologieindex hat charttechnisch mächtiges Aufholpotential. Schließlich konnte er selbst mit dem vorgestrigen Kursanstieg von mehr als 7 % bislang nicht einmal das 38,20 % Fibonacci-Retracement (blaue Linien) seiner dritten und letzten Korrekturbewegung (rote Rechtecke) erreichen, geschweige denn eines der drei Fibonacci-Retracements des gesamten Bärenmarktes (graue Linien).
Man sollte dabei lediglich beachten, dass einige wenige Technologieaktien, die zu Beginn des Bärenmarktes äußerst ambitioniert bewertet waren und ein hohes Gewicht im Nasdaq 100 hatten und haben, für den Kursrückgang mitverantwortlich waren und die Kursabschläge (beim Index) berechtigt sind. Das Aufholpotential ist daher begrenzt.
Weit weniger hoch bewertet sind dagegen Aktien der europäischen und deutschen Aktienindizes. Ich erinnere dazu an die aktuelle Grafik der Berenberg Bank aus der Börse-Intern-Ausgabe vom Dienstag:
Während der S&P 500 demnach mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 17,0 daherkommt, sind es beim STOXX 600 lediglich 11,6 und damit deutlich weniger als sein langjähriger Durchschnitt.
Und auch gemessen am Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) sind Euro-Aktien weiterhin deutlich günstiger zu haben als die teuren US-Unternehmen aus dem S&P 500.
Daher werte ich die Kursrally im DAX, im Euro STOXX 50 und im STOXX 600 gegenüber den US-Indizes anders. Denn hierzulande halte ich die aktuellen Kursgewinne angesichts der fundamentalen Bewertung für absolut gerechtfertigt, zumindest in dem Ausmaß. Die Geschwindigkeit ist hingegen auch hier als Übertreibung zu werten, wie beim Dow Jones.
Im Ergebnis dieser Analyse kann ich mir sehr gut vorstellen, dass sich Trading-Gewinne erzielen lassen, wenn man gleichzeitig einen Short-Trade auf den Dow Jones und einen Long-Trade auf den Nasdaq 100 ins Depot holt. Erfolg verspricht dies insbesondere dann, wenn die Last der steigenden Zinsen von den Technologiewerten abfällt – wenn also ein Hochpunkt bei den Leitzanhebungen absehbar wird.
Ich wünsche Ihnen damit viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
Hinweis: Klicken bzw. Tippen Sie auf den Play-Button, um das Video zu starten. Donald Trump ist ein "Wahrmacher", er bringt die Dinge auf ihren Wesens-Kern: das gilt auch...
Während die Leitzinsen vorerst attraktiv bleiben, hat die EZB einen Zinssenkungszyklus eingeleitet und signalisiert, dass weitere Zinssenkungen wahrscheinlich sind. Für Anleger...
EUR/USD eröffnet bei 1,0420 (05:49 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0361 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf...
Sind Sie sicher, dass Sie %USER_NAME% sperren möchten?
Dadurch werden Sie und %USER_NAME% nicht mehr in der Lage sein, Beiträge des jeweils anderen auf Investing.com zu sehen.
%USER_NAME% wurde erfolgreich zu Ihrer Sperrliste hinzugefügt.
Da Sie diese Person entsperrt haben, müssen Sie 48 Stunden warten, bevor Sie sie wieder sperren können.
Sagen Sie uns Ihre Meinung zu diesem Kommentar
Vielen Dank!
Ihre Meldung wurde zur Überprüfung an unsere Moderatoren geschickt
Kommentieren
Wir möchten Sie gerne dazu anregen, Kommentare zu schreiben, um sich mit anderen Nutzern auszutauschen. Teilen Sie Ihre Gedanken mit und/oder stellen Sie anderen Nutzern und den Kolumnisten Fragen. Um jedoch das Niveau zu erhalten, welches wir wertschätzen und erwarten, beachten Sie bitte die folgenden Kriterien:
Diejenigen, die die oben genannten Regeln missachten, werden von der Webseite entfernt und können sich in der Zukunft je nach Ermessen von Investing.com nicht mehr anmelden.