Der US-Dollar begann den ersten Handelstag im Mai mit breit angelegten Verlusten. Am Freitag stehen die US-Arbeitsmarktdaten zur Veröffentlichung an, und da das Arbeitsministerium voraussichtlich eine Million neuer Arbeitsplätze melden wird, fragen sich einige Anleger, warum der US-Dollar nicht in der Lage ist, sich zu erholen. Mit einer der höchsten Impfraten der Welt, massiven Konjunkturpaketen und dem Abbau von Restriktionen erholen sich die USA nicht nur schnell, sondern entwickeln sich auch zum weltweit wichtigsten Wachstumsmotor.
Das größte Problem für den US-Dollar ist, dass der Greenback aus fundamentaler Sicht ein sicherer Hafen ist. Da die USA den Aufschwung seit Anfang des Jahres angeführt haben, hatten die Anleger reichlich Zeit, um Dollars zu kaufen und Gewinne mitzunehmen. Jetzt steigen die Impfraten in Europa und man will die Beschränkungen lockern. Das erste Quartal stand ganz im Zeichen der US-Erholung, aber das zweite bis dritte Quartal sollte sich auf den globalen Aufschwung konzentrieren. Ein kräftiger Wachstumsschub der Weltwirtschaft wirkt sich in der Regel positiver auf High-Beta-Währungen aus als auf Safe-Haven-Währungen wie den US-Dollar. Sobald die Länder der Eurozone endlich die Restriktionen zurückfahren und stärkere Daten hereinkommen, wächst das Interesse und die Nachfrage nach dem Euro. Die jüngste Dollar-Schwäche spiegelt genau das wider.
Nimmt man noch die Aussage der US-Notenbank Fed hinzu, dass keine substanziellen Fortschritte erzielt wurden sowie einen unerwarteten Rückgang des ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe, ist klar, warum sich der US-Dollar trotz der Aussicht auf einen sehr starken Arbeitsmarktbericht am Freitag nicht erholen konnte. Ökonomen hatten erwartet, dass der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe von 64,7 auf 65 steigen würde, doch er fiel im April auf 60,7. Wie aus dem Bericht hervorgeht, waren es die hohen Preise und die Angebotsknappheit, die die Aktivität bremsten und nicht die Nachfrage, dennoch sanken die Renditen. Der ISM-Bericht für den Dienstleistungssektor und der Arbeitsmarktbericht dürften dennoch eine weitere Belebung der Wirtschaft zeigen. Der US-Dollar selbst sollte zwar freundlich auf diese Datenpunkte reagieren, aber da die globale Erholung in den Vordergrund rückt, könnte auch die Nachfrage nach dem US-Dollar weiter abnehmen.
Das Pfund Sterling lieferte am Montag die beste Performance. Einige Anleger hoffen auf optimistische Aussagen der Bank of England. Obwohl von der BoE keine Änderungen erwartet werden, könnte die starke Erholung die Zentralbank zu einer Überprüfung ihres Ausblicks veranlassen. Ihre konjunkturelle Einschätzung dürfte optimistischer ausfallen, da sich die Regierung auf das Ende der Ein-Meter-Abstandsregel am 21. Juni vorbereitet. Dies würde den Weg für die Wiedereröffnung von Live-Konzerten, Sportspielen und Theatern pünktlich zum Sommer ebnen.
Der australische und der neuseeländische Dollar legten ebenfalls zu, während der kanadische Dollar hinterherhinkte. Im Gegensatz zu den USA erwarten Ökonomen in Kanada für den Monat April Arbeitsplatzverluste. Ein großer Teil des Landes befindet sich immer noch im Lockdown, aber der primäre Grund für eine mögliche Daten-Enttäuschung sind die unerwartet starken Jobberichte der letzten Monate.