In die Aktien großer Ölfirmen zu investieren ist noch nie einfach gewesen. Es ist fast schon unmöglich die Richtung an den Energiemärkten vorauszusehen. Die besten Marktgurus haben es probiert, aber sind meist grandios gescheitert.
Die richtige Aktie in der Gruppe von Energiegiganten zu finden, die an den US-Börsen gehandelt werden, ist seit dem Kollaps der Energiemarktpreise in 2015-16 komplizierter geworden. Es gibt auch zusehends Verunsicherung über die Zukunft von Öl und Gas angesichts des Aufstiegs der erneuerbaren Energien, elektrischer Autos und einer globalen Anstrengung zur Begrenzung des Klimawandels. Und dann gibt es noch die von der Opec initiierten Produktionssenkungen und -steigerungen, die ihren Teil zur Volatilität beitragen.
Dennoch, die Anteile zweier US 'Supermajors' in dieser Branche, ExxonMobil (NYSE:XOM) und Chevron (NYSE:CVX), haben ihren Investoren in der Vergangenheit stabile Dividenden und moderate Kursgewinne eingebracht. Die Frage ist, welches der beiden Papiere offeriert die besseren langfristigen Perspektiven zum jetzigen Zeitpunkt?
ExxonMobil: der kämpfende Gigant
Über die vergangenen fünf Jahre hat die Aktie von ExxonMobil unter erfahrenen Investoren ihre Strahlkraft verloren. Die Anteile des Unternehmens standen unter den großen Ölwerten negativ heraus, als sie in den vergangenen zwei Jahren um etwa 10% fielen, während die von Chevron zum Beispiel um 24% anstiegen.
Die größte Herausforderung, der sich der Branchenriese in dieser Zeit stellen musste, war die Frage wie er seine Förderung erhöhen kann, während in 2014 der Ölmarkt eine seiner schlimmsten Baissen durchmachte. Exxons Förderung ist in fünf der letzten sechs Jahres gefallen. Im April gab das Unternehmen seine schlechtesten Produktionszahlen für ein erstes Quartal heraus, seit Exxon in 1999 mit Mobil fusionierte.
Um diese Schwäche zu beenden und seinen längerfristigen Ausblick zu verbessern hat Exxon ein massives Ausbauprojekt im Umfang von 200 Mrd USD über die nächsten sieben Jahre in Angriff genommen. Das Unternehmen plant hohe Investitionen in Megaprojekte mit geringen Kosten, die ihm helfen sollen, seine Dominanz im Öl- und Erdgasmarkt für die kommenden Jahrzehnte zu behaupten.
Als Teil dieses Plans will Exxon seine minimale Produktionsmenge im US-Schieferölgebiet des Permischen Beckens um das fünffache erhöhen und 25 neue Projekte weltweit beginnen, die mehr als 1 Mio Fass am Tag an Öläquivalenten zum Produktionsvolumen der Firma beitragen werden. In 2017 hat ExxonMobil 10 Mrd Fass an Öläquivalenten zu seinen Reserven hinzugefügt, in Gebieten wie dem Permischen Becken, Guyana, Mosambik, Papua Neuguinea und Brasilien.
Sollte sich das alles realisieren lassen und der Ölpreis bei rund 60 USD das Fass stehenbleiben, dann rechnet das Management damit, dass Exxon bis 2025 sein Ergebnis verdoppeln können wird. Der Konzern berichtete für das im März zu Ende gegangene Quartal einen Reingewinn von 4,65 Mrd USD.
Aber diese Wette könnte nach hinten losgehen, da viele Analysten glauben, dass die Ölnachfrage in den nächsten 10 bis 15 Jahren ihren Höhepunkt überschreiten wird, dank der wachsenden Nutzung elektrischer Autos und dem weltweiten Bemühen um erneuerbare Energien, um die CO2 Emissionen reduzieren zu können.
BP (NYSE:BP), selbst einer der größten Ölförderer der Welt, sagt voraus, dass selbststeuernde elektrische Autos in den nächsten zwei Jahrzehnten den Transportsektor revolutionieren werden, was die Ölnachfrage nach den späten 2030ern sinken lassen dürfte. Diese Prognose markiert das erste Mal, dass BP einen Zenit des Ölverbrauchs in seinen langfristigen Vorhersagen gezeigt hat, aber der britische Konzern meinte auch, er sehe kaum Risiken für einen steilen Abfall der Nachfrage.
Chevron: Ein anderer Ansatz
Während Exxon gerade mit Geld um sich wirft, hat Chevron einen anderen Ansatz gewählt. Das Unternehmen hält seine Ausgaben niedrig und versucht mehr aus seinen bestehenden Werten herauszupressen. Dem Management nach, ist der Plan das niedrige Niveau der Kapitalausgaben (18 bis 20 Mrd USD im Jahr) von 2018 bis 2020 beizubehalten.
Chevron schätzt, dass seine Förderung zwischen 2017 und 2020 um 4-7% wachsen wird und es scheint so, als gehe der kurzfristige Plan der Firma auf. Im ersten Quartal übertraf Chevron jede einzelne Gewinn- und Produktionsschätzung, was die Chancen auf einen Wiederaufnahme der Aktienrückkäufe in diesem Jahr erhöht hat, die in 2015 abgebrochen wurden.
Das Unternehmen pumpte auch mehr Rohöl und Erdgas als von Beobachtern erwartet worden war. Chevron verdiente in den ersten drei Monaten des Jahres 1,90 USD die Aktie, womit es die durchschnittliche Analystenschätzung von 1,47 USD bei weitem übertraf.
Um die Investoren zufriedenzustellen, deutete CEO Mike Wirth im April an, er werde eine Wiederaufnahme der Aktienrückkäufe in Erwägung ziehen, ein Schritt der schon jetzt den Aktienkurs in die Höhe getrieben hat. Exxon auf der anderen Seite, hat seine Präferenz für eine Erhöhung der Ausgaben für große Öl- und Gasprojekte gegenüber Aktienrückkäufen klargemacht.
Welche ist die bessere Wette?
Es ist nicht schwierig zu sehen, warum die Investoren nicht übermäßig von Exxons langfristiger Wachstumsstrategie begeistert sind. Klar, sie sehen viele Risiken für die Zukunft bei einem unsicheren Umfeld für Nachfrage und Angebot. Seit Darren Woods in 2017 zum CEO von Exxon bestellt wurde, ist die Aktie um 8% gefallen und ging gestern zu 80,82 USD aus dem Handel. Im Vergleich dazu, machte der größte amerikanische Konkurrent Chevron im gleichen Zeitraum seinen Investoren einen Gewinn von 8% und schloss den Handel gestern zu 125,97 USD ab.
Es sei allerdings gesagt, dass Exxon und Chevron beide großartige Dividendenpapiere sind, die für Investoren hervorragende Einkommensperspektiven aufweisen. Exxons Dividendenrendite liegt nach dem jüngsten Kursverlust über 4%, ihr höchster Wert seit Mitte der 1990er; Chevrons Rendite ist mit aktuell 3,61% kaum niedriger.
Wenn Sie ein langfristiger Investor sind und etwas Exposure zu Ölaktien haben wollen, dann ist die Wahrheit, dass wir beide Aktien trotz ihrer verschiedenen Weg zu Wachstum mögen. Exxon und Chevron haben beide grundsolide Bilanzen und kaum einen niedrigen Grad an langfristigen Schulden. Ehrlich gesagt, wir sehen nicht wie man mit einem der beiden Giganten daneben liegen kann.
Trotz ihrer jüngsten Schwäche haben Anteile von Exxon ihre Investoren auf lange Sicht sehr gut belohnt. Sie warfen über die vergangenen 30 Jahre einen Ertrag von 1.654% ab, über 400 Prozentpunkte mehr als der S&P 500 Energy Index.