Die von der US-Notenbank Fed angestrebte Straffung der Geldpolitik hat die Kurse am Anlehemarkt in der vergangenen Woche auf Talfahrt geschickt und die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen bis Freitag auf 1,77 % hochgetrieben. Am Montag kletterte die Rendite dann sogar auf über 1,8 %, bevor sie sich knapp über dem Niveau vom Freitag einpendelte.
Aus der Mitschrift der Fed-Sitzung von Mitte Dezember ging hervor, dass die Notenbanker nicht nur das Tapering ihrer Wertpapierkäufe beschleunigen wollten - und damit den Weg für eine Zinserhöhung bereits im März ebnen -, sondern auch darüber diskutierten, die 9 Billionen Dollar schwere Fed-Bilanz zu verkleinern, indem die Wiederanlage der Erlöse aus fälligen Wertpapieren eingestellt wird.
All dies stellt eine signifikante Reduzierung der geldpolitischen Akkommodierung dar und verängstigte die Anleger, die als Reaktion darauf sowohl Aktien als auch Anleihen verkauften. Angesichts der Tatsache, dass die Anleger genau auf Hinweise über die Absichten der Fed in Bezug auf den Zeitplan der geldpolitischen Straffung achten, ist mit anhaltender Volatilität zu rechnen.
In dieser Woche werden sich gleich mehrere Geldpolitiker zu Wort melden, darunter der Fed-Chef Jerome Powell und seine designierte Stellvertreterin Lael Brainard, die zu ihren Bestätigungsanhörungen im Senat geladen sind.
Eine weitere Schlüsselrolle spielt der Verbraucherpreisindex für Dezember, der am Mittwoch auf dem Programm steht. Volkswirten zufolge beläuft sich der Preisanstieg im Jahresvergleich auf 7,1 %, ein deutlicher Zuwachs gegenüber November (6,8 %) und der höchste Stand seit 40 Jahren.
Analysten warnen: der Lift-off kommt im März
Wie hoch wird die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihe steigen? In der Annahme, dass die Fed durch die Anhebung der kurzfristigen Zinsen die Wirtschaft in keine Rezession stürzen lassen will, sind die meisten Analysten in Bezug auf die längeren Laufzeiten vorsichtig.
Außerdem glauben viele immer noch, dass die Probleme in der Beschaffungskette, die zu den himmelhohen Preisen geführt haben, irgendwann nachlassen werden, auch wenn dieser Zeitpunkt wohl weiter in der Zukunft liegt als ursprünglich gedacht. Dieser Glaube dürfte sich bremsend auf die 10-jährigen Anleiherenditen auswirken.
Dennoch rechnen einige Ökonomen für das nächste Jahr bereits mit einer 10-jährigen Rendite im Bereich um 2,25 %. Die Prognosen für die Anhebung des Leitzinses tendieren inzwischen von drei auf vier Erhöhungen in diesem Jahr, wobei das CME Fed Watch Tool die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im März auf 80 % schätzt.
Der am Freitag veröffentlichte Arbeitsmarktbericht für Dezember bezifferte die Arbeitslosenquote auf 3,9 %. Sie liegt damit unter der Schwelle von 4 %, die nach Einschätzung der Fed das langfristige Beschäftigungsmaximum darstellt, und ist ein weiteres Argument für eine rasche Straffung der Geldpolitik.
Die Aussicht auf höhere Zinssätze gab dem Dollar am Devisenmarkt Auftrieb. Schnäppchenjäger sorgten auch für eine Teil-Umkehr der schweren Kursverluste an den Aktienmärkten, insbesondere bei den Tech-Unternehmen im NASDAQ-Index.
In Europa hat Italien letzte Woche Anleihen im Wert von 7 Milliarden Euro (7,9 Milliarden US-Dollar) mit einer Laufzeit von 30 Jahren emittiert, in der Hoffnung, sich günstige Konditionen zu sichern, bevor die Europäische Zentralbank die Geldpolitik strafft und Premierminister Mario Draghi bei der Parlamentswahl Ende des Monats wahrscheinlich den Präsidentenposten in Italien übernehmen wird.
Die Aufträge für die Konsortialanleihe beliefen sich auf fast 56 Milliarden Euro (63,5 Milliarden US-Dollar), lagen damit aber etwas niedriger als erwartet. Nahezu 75 % der Emission entfielen auf ausländische Anleger, hauptsächlich aus der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich. Die Rendite der italienischen Staatsanleihe mit einer Laufzeit von 10 Jahren stieg am Montag auf 1,33 %, bevor sie auf unter 1,3 % zurückging.
Der Ausverkauf am Anleihemarkt machte den EU-Staatsanleihen im Allgemeinen zu schaffen.
Die deutsche 10-jährige Staatsanleihe, die als Benchmark für den Euroraum gilt, wurde am Montag mit einer Rendite nahe Null gehandelt und erreichte mit minus 0,025% den höchsten Stand seit Mai 2019, bevor sie sich auf einem niedrigeren Niveau einpendelte.
Die Inflation in der Eurozone lag im Dezember bei 5 %, und EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel warnte, dass energiepolitische Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels die Inflation anheizen werden und die Zentralbank zu einer Reaktion zwingen könnten.