Das Ergebnis der geldpolitischen Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) am Mittwoch könnte die Weichen dafür stellen, welche Richtung der US-Dollar und andere Währungen im kommenden Monat einschlagen werden. Vor der Fed-Zinsentscheidung bleibt der Greenback gut unterstützt. Der USD/JPY notiert über 110 und hält sich damit nahe dem Zweimonatshoch, während der EUR/USD weiterhin unter 1,2150 rangiert. Die gestrigen US-Konjunkturdaten hätten einen großen Einfluss auf die Positionierung der Händler vor der FOMC-Entscheidung haben sollen, und die Tatsache, dass die Investoren die schwächeren Datensätze einfach ignoriert haben, ist ein wichtiges Zeichen dafür, wie die Stimmung vor dem Event ist. Man schaut weiterhin über schwache Daten hinweg und setzt dagegen auf eine kräftigere Konjunkturerholung.
Die Einzelhandelsumsätze sanken im Mai um 1,3% und waren damit deutlich schwächer als erwartet ausgefallen. Wegen des rückläufigen Autoangebots prognostizierten Ökonomen einen Rückgang der Ausgaben, erwarteten aber, dass die Einzelhandelsumsätze ohne Autos um 0,2% steigen würden. Zur Überraschung vieler fielen die Kernumsätze um 0,7%, denn die Verbraucher verlagerten ihre Ausgaben von Waren auf Dienstleistungen. Die Nachfrage nach Heimwerkerbedarf machte Platz für mehr Ausgaben in Restaurants und Hotels. Auch das verarbeitende Gewerbe in der Region New York wuchs laut der Empire-State-Umfrage mit dem schwächsten Tempo seit drei Monaten. Die Erholung des US-Dollars deutet jedoch darauf hin, dass die Investoren ein Einlenken der US-Notenbank Fed angesichts steigender Preise erwarten und das Thema des Abschmelzen der Wertpapierkäufe in Angriff nehmen, anstatt es zu umschiffen, insbesondere da der Anstieg der Erzeugerpreise so kräftig wie noch nie ausgefallen ist.
Die Anleger müssen sich vor einer möglichen Enttäuschung durch die Fed in Acht nehmen. Die US-Notenbanker haben bei jeder Gelegenheit betont, dass der Preisanstieg vorübergehend ist und mit dem Nachlassen der aufgestauten Nachfrage und den Unterbrechungen in der Versorgungskette wieder zurückgehen wird. Zwar sind die Aussichten für den Aufschwung gut, aber die Verbrauchernachfrage und das Beschäftigungswachstum waren in den letzten zwei Monaten gedämpft. Wie die EZB, die in der letzten Woche eine Tapering-Debatte umgangen hat, wird auch die Fed - vorausgesetzt, sie agiert vorsichtig - eine Verbesserung der Datenlage abwarten wollen, bevor sie sich dazu bekennt, dass es an der Zeit ist, über eine Drosselung ihres Anleihekaufprogramms in Höhe von 120 Milliarden Dollar pro Monat zu sprechen.
Auf der einen Seite sind die Marktbedingungen jedoch ideal für den Beginn der Taper-Diskussion. Die Aktienmärkte haussieren, die Volatilität ist gering und die Anleger sind optimistisch, was einen Spielraum für eine tiefgreifende Korrektur bietet. Durch eine vage Andeutung, dass sie ein Abschmelzen der Anleihekäufe in Erwägung zieht, würde sie den Investoren einen ganzen Sommer Zeit geben, um die Änderungen vor dem Fed-Gipfel in Jackson Hole im August zu diskontieren.
Da keine Änderungen an der Geldpolitik erwartet werden, liegt das Hauptaugenmerk der Anleger auf der "Dot Plot"-Matrix der Fed und der Pressekonferenz des Fed-Chefs Jerome Powell. Etwaige Diskussionen über eine Anpassung des Tempos der Anleihekäufe werden in Powells Rede zum Vorschein treten und in der Fragerunde genauer erläutert werden. Als im März die Wirtschaftsprognosen der Fed das letzte Mal aktualisiert wurden, zeigte der Dot Plot ein Verhältnis von 11:7 gegen eine Zinserhöhung im Jahr 2023. Mittlerweile wird weithin angenommen, dass die Prognosen eine Anhebung des Zinsniveaus bereits im nächsten Jahr vorsehen.
Sollten Sie das FOMC-Event aktiv handeln, finden Sie hier eine zeitliche Abfolge der heutigen Ereignisse:
Der US-Dollar könnte um 20.00 Uhr MEZ zunächst nach oben gehen, sollte der Dot Plot eine Verlagerung der Erwartungen für die erste Zinserhöhung auf 2023 zeigen. Danach erwarten wir eine aufwärts gerichtete Konsolidierung, bevor Powell sich zu Wort meldet. Sollte der Notenbankchef den Beginn der Tapering-Gespräche für notwendig erachten, könnte der EUR/USD in Richtung 1,20 fallen und der USD/JPY könnte auf 111 zulegen. Falls er es jedoch vermeidet, über eine Anpassung zu sprechen und die unmittelbare Notwendigkeit einer Diskussion über die Reduzierung der Asset-Käufe herunterspielt, indem er die Ansicht, dass die Inflation vorübergehend ist, wiederholt, könnte der US-Dollar schnell und aggressiv fallen.